
Ungünstige Gemengelage Industrieeinbruch und Baupreisexplosion
Die Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft werden immer bedenklicher. Die Industrie schwächelt erheblich. Und auf dem Bau kennen die Preise nur noch den Weg nach oben.
Die Industrie in Deutschland hat im August erheblich weniger als im Vormonat produziert. Und beim Häuser- und Wohnungsbau sind die Preise gewaltig angestiegen.
Industrie, Bau und Energieversorger haben im August per Saldo einen herben Produktionsrückgang hinnehmen müssen. Die Gesamtproduktion fiel gegenüber dem Juli um 4,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit dem Einbruch während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020. Er fiel zudem wesentlich stärker aus, als Analysten erwartet hatten.
Einbruch in allen Bereichen
Bereits gestern hatten Auftragszahlen enttäuscht und gezeigt, wie stark die Industrie derzeit unter den vielen Knappheiten im internationalen Warenhandel leidet. "Die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten erwiesen sich als gravierender als bislang angenommen", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium.
Der Einbruch betraf fast alle Industriesektoren. Die Warenherstellung in der Industrie sank um 4,7 Prozent. Besonders deutlich verringerte sich die Herstellung von Investitionsgütern wie Maschinen. Am Bau ging die Aktivität um 3,1 Prozent zurück. Lediglich die Energieproduktion lag höher als im Juli.
Vergleicht man die Zahlen mit dem letzten Monat, der nur wenig von den Auswirkungen der Pandemie betroffen war - also dem Februar 2020 -, lag die Gesamtherstellung 9,0 Prozent tiefer. "Lieferengpässe, hohe Energiepreise und Produktionsausfälle: ein toxisches Gebräu, das schon leicht nach Stagflation riecht", kommentierte Volkswirt Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer
Immerhin gehen die Betriebe aber davon aus, künftig wieder mehr herzustellen. Das Barometer für die Produktionserwartungen kletterte im September um zwei auf 29 Punkte, wie das ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage ermittelte. "Die weiterhin guten Produktionsaussichten lassen sich auch auf Nachholeffekte wegen der Corona-Pandemie zurückführen", erläuterte ifo-Forscher Klaus Wohlrabe.
Baupreise steigen ungebremst
Der allgemeine Preisauftrieb, der sich beispielsweise bei den Erzeuger- und Importpreisen zeigt, macht sich immer stärker auch auf dem Bau bemerkbar. Der Neubau von konventionell gefertigten Wohngebäuden hat sich in Deutschland im August so stark verteuert wie seit 1970 nicht mehr. Die Preise legten laut dem Statistischen Bundesamt um 12,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum die Immobilienpreise rasant steigen.