
Engpässe am Arbeitsmarkt Personalnot belastet Firmen immer stärker
Der Fachkräftemangel in Deutschland hat einer Umfrage zufolge einen neuen Höchststand erreicht. Laut ifo-Institut sehen fast die Hälfte der Unternehmen ihr Geschäft beeinträchtigt. Manche Branchen trifft es besonders hart.
Fehlende Fachkräfte lösen in der deutschen Wirtschaft zunehmend Besorgnis aus. Im Juli waren 49,7 Prozent der befragten Unternehmen davon beeinträchtigt, teilte das Münchener ifo-Institut mit. Das ist der höchste Wert seit Beginn der vierteljährlichen Umfrage der Wirtschaftsforscher im Jahr 2009.
Der bisherige Rekord vom April mit 43,6 Prozent wurde damit deutlich übertroffen. "Immer mehr Unternehmen müssen ihre Geschäfte einschränken, weil sie einfach nicht genug Personal finden", sagte ifo-Arbeitsmarktexperte Stefan Sauer. "Mittel- und langfristig dürfte dieses Problem noch schwerwiegender werden."
Dienstleister am stärksten betroffen
Schon seit Beginn der Erhebung hat das Problem stark zugenommen: Zu Beginn hatten die Werte noch im Bereich um zehn Prozent gelegen, bis 2019 kletterten sie in den Bereich um 30 Prozent. Die die Corona-Krise hatte für einen zwischenzeitlichen Einbruch gesorgt, doch seit Anfang 2021 steigen die Werte wieder deutlich.
Am stärksten betroffen ist die Dienstleistungsbranche mit 54,2 Prozent, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe mit 44,5 Prozent. Im Einzelhandel haben 41,9 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben Probleme, beim Bau 39,3 und beim Großhandel 36,3 Prozent. Unter den Dienstleistern trifft es die Zeitarbeit mit 77,9 Prozent sowie Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung mit 71 Prozent am stärksten. Den geringsten Fachkräftemangel melden Pharmaindustrie und Chemie mit 17,2 beziehungsweise 24,1 Prozent. Auch die Autoindustrie ist mit 30,5 Prozent unterdurchschnittlich vertreten, ebenso der Maschinenbau mit 43 Prozent.
Viele Tausend Ausbildungsplätze unbesetzt
Zuletzt hatte etwa der Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer über den Fachkräftemangel geklagt. Demnach fehlen allein dem Handwerk in Deutschland mindestens eine Viertelmillion qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jedes Jahr blieben zwischen 15.000 und 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Die Bundesregierung treibt deshalb Pläne zur Reform des Einwanderungsrechts voran. "Wir wollen, dass ausländische Fachkräfte leichter und schneller den Weg nach Deutschland finden", erklärten Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD). Eckpunkte für eine Reform des Zuwanderungsrechts könnten im Herbst vorgestellt werden.