
Mindestens ein 60-Jahreshoch Rekord-Preisanstieg im Großhandel
Im deutschen Großhandel klettern die Preise im April so schnell wie zuletzt im Jahr 1962. Vor allem Rohstoffe und Energie, aber auch Lebensmittel verteuern sich infolge des Ukraine-Kriegs.
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes haben deutschen Großhändler ihre Preise im April im Schnitt um 23,8 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat angehoben. Ein größeres Plus hat es seit Beginn der Berechnungen 1962 noch nicht gegeben, so die Statistiker. Im März lag das Plus noch bei 22,6 Prozent, was ebenfalls eine Höchstmarke war. Allein von März auf April zogen die Großhandelspreise um 2,1 Prozent an.
"Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Großhandelspreise sind im April 2022 besonders im Großhandel mit Rohstoffen und Energieträgern, aber auch mit verschiedenen Lebensmitteln zu beobachten", erklärten die Statistiker den Trend.
Energie und Lebensmittel drastisch teurer
Den größten Einfluss hatten einmal mehr Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die um 63,4 Prozent teurer waren als ein Jahr zuvor. Feste Brennstoffe (plus 70,9 Prozent) sowie Erze, Metalle und Metallhalbzeug (plus 55,7 Prozent) verteuerten sich ebenfalls sehr stark.
Erheblich höher waren im Großhandel auch die Preise für Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (plus 56,3 Prozent) sowie für chemische Erzeugnisse ( plus 44,4 Prozent). Bei Milch, Milcherzeugnissen, Eiern, Speiseölen und Nahrungsfetten betrug das Plus 29,7 Prozent.
Druck auf die Verbraucherpreise
Die Entwicklung der Großhandelspreise gilt als ein Indikator für zukünftige Inflationstendenzen, da der Großhandel das Bindeglied zwischen Herstellern und Endkunden darstellt und höhere Kosten am Ende zumindest teilweise an die Konsumenten weitergegeben werden dürften.
Der Großhandel ist also eine von mehreren Wirtschaftsstufen, auf denen sich das allgemeine Preisniveau bildet. Neben dem Großhandel zählen dazu die Importpreise für nach Deutschland eingeführte Güter und die Preise, die Hersteller für ihre Produkte erhalten.
Sie alle wirken tendenziell auch auf die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Inflation in Deutschland war im April mit 7,4 Prozent so stark gestiegen wie seit 1981 nicht mehr.