Leere Sitze im Flughafen Hahn | dpa

Nach Insolvenz des Eigners Der Flughafen Hahn ist pleite

Stand: 19.10.2021 16:04 Uhr

Nachdem der Haupteigentümer, der chinesische Mischkonzern HNA, bereits Anfang des Jahres Insolvenz anmelden musste, ist jetzt auch der Flughafen Hahn zahlungsunfähig.

Der Flughafen Frankfurt-Hahn in Rheinland-Pfalz hat Insolvenz angemeldet. Das teilte das Amtsgericht Bad Kreuznach heute mit. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Frankfurter Rechtsanwalt Jan Markus Plathner ernannt. Auswirkungen auf die Flüge von und zu dem Regionalflughafen, der überwiegend vom Billigflieger Ryanair bedient wird, dürfte das Insolvenzverfahren zunächst nicht haben. Laut der Internetseite des Flughafens finden nahezu alle für heute geplanten Abflüge und Landungen statt.

Der Flughafen Hahn gehört zu 82,5 Prozent dem chinesischen HNA-Konzern. 17,5 Prozent hält das Land Hessen. Der Mischkonzern HNA, dem neben dem Airport im Hunsrück auch Fluglinien, Banken und Hotels gehörten, musste bereits im Januar Insolvenz anmelden. Die weltweit wegen Corona eingebrochenen Tourismus-Einnahmen setzten dem bereits zuvor angeschlagenen Konzern zusätzlich zu. HNA konnte fällige Schulden nicht mehr zurückzahlen. Das Management am Flughafen Hahn versicherte damals, am Betrieb werde sich nichts ändern.

Bis zu vier Millionen Passagiere

Zuletzt hatte Anfang des Monats die Festnahme der Führungsspitze des HNA-Konzerns für erneute Schlagzeilen gesorgt. Auch damals hieß es, dies habe keine Auswirkungen auf den Hunsrück-Flughafen. "Wir kennen das nur aus der Zeitung. Das ist ohne Bedeutung für uns", sagte Hahn-Betriebsleiter Christoph Goetzmann dazu der Nachrichtenagentur dpa. 

Der Flughafen Frankfurt-Hahn liegt 130 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt. 2019 vor der Corona-Krise zählte der Airport 1,5 Millionen Passagiere. Einst waren es jährlich bis zu vier Millionen, doch Rynair verringerte nach und nach sein Angebot und verlagerte Flüge an andere Flughäfen.

Im April 1999 war in Hahn die erste Passagiermaschine gelandet - von Ryanair. Mit diesem "historischen Datum" sei für ganz Deutschland eine neue Ära des Flugverkehrs eingeläutet worden: die des Billigfliegers, heißt es auf der Seite des Flughafens. Zuletzt wurden von Frankfurt-Hahn aus 30 Urlaubsziele angeflogen. Der Flughafen hatte eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis; er war daher auch ein wichtiger Frachtstützpunkt. 2019 wurden dort über 170.000 Tonnen Fracht umgeschlagen. 

Immer wieder Spekulationen

Hahn-Betriebsleiter Goetzmann betonte Anfang Oktober, den Flughafen ohne Beihilfen und ohne Kurzarbeit durch die Corona-Pandemie gesteuert zu haben. Die Flughafen-Geschäftsführung erwartete laut ihrem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht für 2020 nichtsdestotrotz einen Fehlbetrag. Je nach Verlauf der Pandemie plane man, "dass bis zum Jahr 2024 ein positives Konzernjahresergebnis erreicht werden kann", hieß es darin.

Ursprünglich befand sich auf dem Gelände ein ehemaliger US-Militärflugplatz. Er wurde früher mehrheitlich von Rheinland-Pfalz kontrolliert. Im Jahr 2017 verkaufte das Land seine Anteile für rund 15 Millionen Euro an die chinesische HNA Airport Group.

Keine Subventionen mehr erlaubt

Immer wieder war in den vergangenen Monaten über die Zukunft des Flughafens Hahn spekuliert worden. So hatte bereits im Juli ein Gläubiger beim Amtsgericht Bad Kreuznach einen Insolvenzantrag gestellt, ihn anschließend aber wieder zurückgezogen. Als möglicher Hintergrund galten die hohen Schulden des Haupteigentümers HNA. Wer der Gläubiger war, wollte das Amtsgericht Bad Kreuznach nicht sagen.

Ein Rechtsstreit um Steuergeld in Millionenhöhe für den Flughafen Frankfurt-Hahn war in diesem Sommer entschieden worden. Danach dürfen Flughäfen gemäß EU-Recht generell keine staatliche Subventionen mehr bekommen. Ein Rechtsstreit um Steuergeld in Millionenhöhe für den Flughafen Frankfurt-Hahn war in diesem Sommer entschieden worden. Seinerzeit wies der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Klage von Lufthansa zurück. Der EuGH bestätige damit ein vorangegangenes Urteil. In dem Streit ging es um staatliche Beihilfen seit 1997 für den Hunsrück-Flughafen und um Verträge mit Ryanair über Flughafenentgelte.

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Oktober 2021 um 16:00 Uhr.