
Talsohle erreicht? China setzt auf konjunkturelle Erholung
Chinas Regierung rechnet mit einer deutlichen Erholung der heimischen Wirtschaft im dritten Quartal. Die Null-Covid-Strategie hatte die chinesische Konjunktur in den vergangenen Monaten schwer belastet.
Die chinesische Führung geht von einer konjunkturellen Erholung im Herbst aus. "Die Wirtschaft hat sich im dritten Quartal wirklich erholt", sagte der Chef der Reform- und Entwicklungskommission (NDRZ), Zhao Chenxin, heute auf dem Kongress der Kommunistischen Partei. Er räumte in diesem Jahr "Schwierigkeiten und Herausforderungen" sowie "größer als erwartete Schocks" ein.
Es habe wegen des externen Umfelds, der Pandemie, extremen Wetters und anderer unerwarteter Faktoren einige monatliche Schwankungen gegeben, sagte der oberste Wirtschaftslenker. Aber insgesamt sei die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem Kurs der Erholung. Auch zeige sie große Widerstandskraft.
Wachstumsziel wird verfehlt
Im zweiten Quartal hatte Chinas Wirtschaft lediglich um 0,4 Prozent zugelegt. Experten rechnen im dritten Quartal mit einem Wachstum von schätzungsweise 3,5 Prozent. Die Regierung wird ihr ursprüngliches Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr denn auch weit verfehlen.
Die Weltbank rechnet für das ganze Jahr in China nur noch mit 2,8 Prozent. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum in China so niedrig ausfällt.
Ursprünglich sollten die BIP-Daten morgen publiziert werden. Jetzt hat Chinas Regierung die Veröffentlichung auch anderer wichtiger Wirtschaftsdaten während der laufenden Tagung des Kongresses der Kommunistischen Partei in Peking überraschend und ohne Angabe von Gründen verschoben. Chinas Volkswirtschaft produziert gegenwärtig eher schlechte Nachrichten, die auch die laufenden Beratungen auf dem Parteitag überschatten.
Folgen der Null-Toleranz
"Zum ersten Mal seit 1990 wächst der Rest Asiens schneller als China", sagte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke. Er verwies darauf, dass andere asiatische Länder "grundverschieden" mit Covid-19 umgingen und "zurück zur Normalität" gekommen seien. So soll die Region ohne China laut Weltbank in diesem Jahr insgesamt um 5,3 Prozent wachsen.
Besonders die Beschränkungen durch die strenge Null-Covid-Strategie Chinas mit Lockdowns, Massentests und Quarantäne bremsen die Wirtschaft. Während der Rest der Welt versucht, mit dem Virus zu leben, hält Chinas Führung daran fest, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken. Das Null-Toleranz-Ziel ist durch die neuen Varianten, die sich leichter verbreiten, aber immer schwieriger einzuhalten. Zudem verweigert die kommunistische Führung weiter den Einsatz der wirksameren mRNA-Impfstoffe.