Mehrere 20- und 50-Euro-Geldscheine liegen aufeinander

Teuerung im Herbst Bundesbank erwartet zehn Prozent Inflation

Stand: 22.08.2022 16:32 Uhr

Tankrabatt und 9-Euro-Ticket laufen aus, der Mindestlohn steigt, die Gasumlage kommt: Das sind nur einige Gründe, warum die Bundesbank für den Herbst nun eine zweistellige Inflationsrate vorhersagt.

Die Bundesbank hat ihre Schätzungen zur weiteren Entwicklung der Verbraucherpreise erneut nach oben korrigiert. "Insgesamt könnte die Inflationsrate im Herbst eine Größenordnung von 10 Prozent erreichen", heißt es im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Grundlage ist dabei die auf EU-Ebene übliche Messung der Teuerungsrate, die im Juli in Deutschland bei 8,5 Prozent lag und etwas höher ausfällt als die vom Statistischen Bundesamt berechnete Inflationsrate.

Dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise nach ihrer Einschätzung im Herbst nochmals beschleunigen dürfte, begründete die Bundesbank unter anderem mit dem Auslaufen des Entlastungspakets im September. Denn am 31. August enden unter anderem der befristet gewährte Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket. "Für zusätzlichen Kostendruck sorgt die Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns", hieß es. Die von der Ampel-Koalition beschlossene Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde gilt ab Oktober.

Gasumlage und Euro-Schwäche als Preistreiber

Als weitere Faktoren der Preisentwicklung nannte die Bundesbank die ab Oktober geltende Gasumlage - auch wenn die Mehrwertsteuer auf Gas parallel von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden soll - sowie die Abwertung des Euro. Die Folgen der Wechselkursentwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung werden sich nach Einschätzung der Bundesbank "im Herbst allmählich in den Preisen bemerkbar machen".

Der anhaltende Kaufkraftverlust wegen der hohen Inflation werde in den anstehenden Lohnverhandlungen voraussichtlich an Bedeutung gewinnen, hieß es im Monatsbericht. "Auch aufgrund der zunehmenden Arbeitsmarktknappheiten zeichnet sich ein höherer Lohndruck als im zweiten Quartal ab."

Rezession im Winter wahrscheinlich

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sieht die Bundesbank zunehmen pessimistisch. Sie rechnet nach einer Stagnation im Sommer mit einer Rezession im Winter. "Die Wahrscheinlichkeit, dass das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Winterhalbjahr zurückgeht, hat sich aufgrund der ungünstigen Entwicklungen am Gasmarkt deutlich erhöht." Anfang 2022 war die Wirtschaft noch um 0,8 Prozent gewachsen und erreichte fast wieder das Vor-Corona-Niveau. Im Frühjahr stagnierte sie dann aber bereits.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. August 2022 um 13:00 Uhr.