
Geringere Nachfrage Exporte schwächeln überraschend
Die deutschen Exporteure haben im November einen Dämpfer erlitten. Entgegen der Erwartungen verringerten sich die Ausfuhren leicht. Vor allem die Geschäfte mit den USA und China liefen schlechter.
Die deutschen Exporte sind im November wegen der geringeren Nachfrage aus der EU, den USA und China überraschend gesunken. Die Ausfuhren schrumpften im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent auf 135,1 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. Die Importe fielen im November bereits den dritten Monat in Folge und mit 3,3 Prozent so stark wie seit Januar 2022 nicht mehr.
"'Made in Germany' kein Zugpferd mehr"
"Auf dem hohen Niveau ist der leichte Exportrückgang locker verkraftbar", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Da China und die USA schwächeln, wird die Exportdynamik vorerst eher verhalten bleiben." Ein Lichtblick gehe von gesunkenen Materialengpässen aus. Der Exportsektor stütze insgesamt die Aussicht auf eine nur milde Rezession in Deutschland.
Die Ausfuhren in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sanken im November um 0,4 Prozent auf 73,0 Milliarden Euro. Das Geschäft mit dem wichtigsten Kunden USA schrumpfte sogar um 1,5 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro. Die Exporte in die Volksrepublik China gaben ebenfalls um 1,5 Prozent nach und summierten sich auf 8,8 Milliarden Euro. Dagegen zogen die Ausfuhren nach Großbritannien um 16,1 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro an. Die Lieferungen nach Russland wuchsen um 12,3 Prozent zum Vormonat auf 1,1 Milliarden Euro.
"'Made in Germany' ist in Zeiten einer schwächeren globalen Wirtschaft kein Zugpferd mehr", betonte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Beim Rückgang der Exporte hätten aber auch Preiseffekte eine Rolle gespielt. "Da es im Schlussquartal gerade im Bereich von Rohstoffen zu Preisrückgängen kam, dürften deutsche Exporteure ihre gewünschten Preise nicht mehr so gut durchgesetzt haben, wie dies noch etwa in den Monaten zuvor der Fall gewesen war", erklärte der Experte.
Das Oktober-Ergebnis korrigierte das Statistikamt derweil nachträglich nach oben: Aus einem Rückgang von 0,6 Prozent wurde ein Wachstum von 0,8 Prozent. Von Januar bis November 2022 erhöhten sich die Ausfuhren damit insgesamt um 15,0 Prozent auf 1435,3 Milliarden Euro.
Sorgenvoller Blick nach China
Nach einer Umfrage des ifo-Instituts zeigte sich die deutsche Exportindustrie zuletzt wieder vorsichtig optimistisch. Die Erwartungen der befragten Unternehmen stiegen im Dezember auf plus 1,6 Punkte, von plus 0,9 Punkten im November.
Im neuen Jahr rechnet die deutsche Wirtschaft jedoch trotzdem nicht mit großen Sprüngen. "Beim Export wird es 2023 nicht zu einem Einbruch kommen, aber wir können auch keinen Höhenflug erwarten", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, kürzlich gegenüber Reuters. "Es wäre schon ein Erfolg, wenn wir real eine schwarze Null schaffen."
Sorgen bereitet vor allem China. Die Abkehr von der Null-Covid-Politik helfe zwar auf mittlere Sicht, doch drohe zunächst der Krankenstand durch die Decke zu gehen. "Kommt es zu einer großen Infektionswelle, würde China wirtschaftlich schwächeln", sagte Jandura. "Ich fürchte Schlimmes, wenn die Pandemie so durchschlagen sollte wie befürchtet." Experten zufolge droht in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt eine gewaltige Corona-Welle mit Hunderten Millionen Infizierten binnen Wochen.