Strengere Höchstwerte für PKW geplant Ein Drittel weniger CO2-Ausstoß in acht Jahren

Stand: 11.07.2012 15:07 Uhr

Die Europäische Kommission hat neue Abgasnormen für Autos vorgeschlagen. Demnach dürfen Neuwagen bis 2020 im Durchschnitt nur noch 95 Gramm Kohlenstoffdioxid pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Autokäufer sollen damit pro Jahr 340 Euro einsparen. Umweltschützern reichen die neuen Werte nicht aus.

Von Christoph Prössl, NDR-Hörfunkstudio Brüssel

Connie Hedegaard - die geprügelte EU-Klimakommissarin - feiert ihren Vorschlag bereits jetzt als Erfolg. In der gerade abgelaufenen polnischen EU-Ratspräsidentschaft machte die Klimapolitik keine Fortschritte. Doch die neue EU-Regulierung für PKW und Vans soll endlich Ergebnisse bringen: "PKW werden in acht Jahren rund ein Drittel weniger CO2 ausstoßen. Das ist ein deutlicher Fortschritt für die europäische Klimapolitik."

Wichtig finden das alle Kommissare, doch bis zuletzt hatte es Streit gegeben ums Kleingedruckte. Denn die Regulierung sieht zwar eine allgemeine Obergrenze für PKW ab 2020 von 95 Gramm CO2 pro Kilometer vor. Doch die Kommission berücksichtigt auch das Gewicht der Autos. Schwere Fahrzeuge dürfen demnach mehr ausstoßen als leichte PKW. In der Diskussion war nun die Frage: Wie viel mehr dürfen große Mercedes, Audis oder BMW ausstoßen? Und die Kommission musste sich den Vorwurf anhören, dass die großen Luxuswagen bevorzugt werden.

Das sei falsch, so Hedegaard. Alle Hersteller müssten den Verbrauch ihrer Flotten von 2015 bis 2020 um genau 27 Prozent kürzen. Der Vorschlag des Verbandes deutscher Automobilhersteller VDA hatte geringere Einsparungen für Mercedes, BMW und Audi vorgesehen. Der Kommissionsvorschlag schreibt nun vor: Die Fahrzeugflotte von Fiat muss 2020 durchschnittlich weniger als 87 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, BMW landet bei 101 Gramm.

Connie Hedegaard erklärt: "Wir haben zwei Personen, und beide sind ein bisschen zu dick. Wenn wir beiden - dem 160 Kilo schweren und dem 90 Kilo schweren - vorschreiben, die gleiche Kilo-Zahl abzuspecken - dann ist das nicht fair."

Christoph Prössl, C. Prössl, NDR Brüssel, 11.07.2012 15:57 Uhr

Auch wenn Hedegaard nicht dem Vorschlag der Industrie gefolgt ist - die Zufriedenheit bei Umweltschützern hält sich in Grenzen. Franziska Achterberg von Greenpeace kritisiert: "Wir denken, die Kommission hätte weitergehen können. Angesichts der guten Vortritte, die die Hersteller gemacht haben, das gegenwärtige Gesetz wird ja übererfüllt - die Standards für 2015 ja vorzeitig erreicht, da hätte die Kommission weiter gehen können und mehr Anforderungen stellen können."

Greenpeace kritisiert auch Schlupflöcher der Regelung, beispielsweise bei der Anrechnung von Elektroautos in der Fahrzeugflotte. Der Vorschlag der Kommission geht nun ins Europaparlament. Hier bahnt sich eine lebhafte Debatte an: Aus der FDP-Fraktion im Europaparlament hieß es, die Kommission betreibe eine gefährliche Industriepolitik zu Lasten Deutschlands. Die Grünen im Europaparlament teilten mit, die Pläne seien ein Lobby-Erfolg der deutschen Sprit-Schlucker-Produzenten.

In jedem Fall profitieren soll der Verbraucher: Durch die strengeren Abgasregeln soll der Käufer eines neuen durchschnittlichen Fahrzeugs ab 2020 340 Euro pro Jahr einsparen.