Konsequenzen aus dem NSA-Skandal Enge Grenzen für den Datenverkehr

Stand: 12.11.2013 19:04 Uhr

Eine Maßnahme gegen Spähangriffe aus den USA könnte eine Art europäisches Internet sein. Die Idee: Daten, die innerhalb des Kontinents verkehren, sollen hiesige Server nicht verlassen. Telekomchef Obermann hat sich auf einem IT-Gipfel jetzt dafür stark gemacht.

Telekom-Chef René Obermann hat sich erneut für Internet-Dienste ausgesprochen, bei denen die Daten auf dem Weg zwischen zwei Punkten in Europa die europäischen Grenzen nicht verlassen.

Grund seiner Äußerungen sind die Berichte über Spähattacken von Geheimdiensten der USA und Großbritanniens. Obermann sprach auf dem IT-Sicherheitsgipfel ("Cybersecurity Summit") der deutschen Wirtschaft in Bonn, den sein Konzern gemeinsam mit der Münchner Sicherheitskonferenz organisiert hat.

Als Möglichkeit erwähnte Obermann auch das "Schengen-Routing" oder die "Schengen-Cloud", falls einzelne Länder daran nicht teilnehmen wollten. Damit spielte er auf Großbritannien an, dessen Geheimdienst GCHQ zuletzt kritisiert worden. Bei einem Datenverkehr innerhalb der Länder des Schengen-Abkommens bliebe das Vereinigte Königreich außen vor.

Telekom forscht an deutschem Internet

Die Deutsche Telekom arbeitet derzeit parallel dazu auch an einer Lösung, bei der Daten Deutschland nicht verlassen. Es gibt dafür Gespräche mit anderen Anbietern, deren aktueller Stand unbekannt ist. Der Konzern verwies darauf, dass zuallererst ein rechtlicher Rahmen für solche Lösungen geschaffen werden müsse.

Bisher gibt es bereits das Projekt "E-Mail made in Germany", bei dem die Deutschen Telekom, United Internet (Web.de und GMX) sowie Freenet die Nachrichten in nationalen Grenzen fließen lassen wollen.

EU gegen Daten-Einsperrung

EU-Digitalkommissarin Neelie Kroes warnte auf dem IT-Gipfel aber davor, die Daten in nationalen Grenzen einzusperren. "Es wäre niemandem geholfen, wenn wir das Internet in kleine nationale Abschnitte aufteilen." Die Lösung sei, einen sicheren gemeinsamen europäischen Datenraum zu schaffen. "Keine Fragmentierung, bitte", forderte sie.