Großdemonstration in Dublin Zehntausende Iren protestieren gegen Sparpläne

Stand: 27.11.2010 17:40 Uhr

Die Wut der Iren auf Banken und Politik ist groß: Um Hilfen der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds zu bekommen, müssen sie ein drastisches Sparpaket von 15 Milliarden Euro schultern. In der Haupstadt Dublin demonstrierten heute erneut Zehntausende gegen die Pläne der Regierung.

In der irischen Hauptstadt Dublin haben Zehntausende gegen den Vier-Jahres-Sparplan der Regierung von Premierminister Brian Cowen demonstriert.

Nach Angaben der Polizei nahmen 50.000 Menschen an den Protesten teil, nach Angaben der Veranstalter waren es 100.000 bis 150.000. Mit der Kundgebung wollten die Teilnehmer ihren Ärger darüber zum Ausdruck bringen, dass der Haushalt 2011 vor allem den irischen Durchschnittsbürger benachteiligt. Banken und Reiche blieben weitestgehend verschont, kritisieren die Gewerkschaften. Der Vorsitzende der größten Einzelgewerkschaft Siptu, Jack O'Connor, bezeichnete die Einsparungen von 15 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren als "Kriegserklärung an die am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmer".

Voraussetzung für Hilfen von EU und IWF

Der Sparhaushalt, der am 7. Dezember ins Parlament eingebracht werden soll, ist Teil der von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF) angebahnten Finanznothilfe für Irland. Premierminister Cowen verfügt nach der Niederlage seiner Partei Fianna Fail bei einer Nachwahl am Freitag nur noch über eine Parlamentsmehrheit von zwei Sitzen verfügt.

Sondertreffen der EU-Finanzminister

Die Finanzminister der Europäischen Union kommen am Sonntag zu einem Sondertreffen zur Irland-Krise zusammen. Bei dem Treffen in Brüssel sollten zunächst die Ressortchefs der Eurozone und danach auch die Finanzminister aller EU-Staaten über das Rettungspaket für Irland beraten, hieß es aus informierten Kreisen in Paris.

Rettungspaket wird ausgearbeitet

Irland hatte am vergangenen Sonntag als erstes Land Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm beantragt. Derzeit arbeiten die EU und der IWF an einem vermutlich rund 85 Milliarden Euro schweren Rettungspaket für das von einer Bankenkrise betroffene Land. Nach Informationen der irischen Zeitung "Independent" will die EU im Unterschied zum IWF dafür mit 6,7 Prozent höhere Zinsen verlangen als bei der Rettung Griechenlands. Die griechische Regierung akzeptierte für ein Rettungspaket in Höhe von 115 Milliarden Euro einen durchschnittlichen Zinssatz von 5,2 Prozent.