Schuldenkrise auf der grünen Insel EU-Staaten streiten um Hilfen für Irland

Stand: 16.11.2010 17:49 Uhr

Wegen der Euro-Krise um Irland sieht EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy die gesamte EU in Lebensgefahr. Kurz vor einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel schlug Rompuy Alarm: "Wir müssen alle zusammenarbeiten, um das Überleben der Eurozone zu sichern", sagte er. "Wenn die Eurozone nicht überlebt, wird die Europäische Union nicht überleben." EU-Währungskommissar Olli Rehn schlug vor, EU-Hilfen nicht für den Staat, aber für das irische Bankensystem ins Auge zu fassen. Aber wie dramatisch ist die Lage in Irland? Ein Blick auf das Euro-Sorgenkind.

Irlands Hauptproblem sind die Banken. Weil sie sich mit Immobilien verspekuliert haben, muss der Staat Milliarden in den Bankensektor pumpen. Mehr als 350 Milliarden Euro sind schon in die Bankenrettung geflossen, ein Ende ist noch nicht erreicht. Daher ist Irland unter den Euro-Staaten Schuldenkönig. Das Haushaltsdefizit ist in diesem Jahr auf 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, obwohl der EU-Stabilitätspakt eine Defizitobergrenze von drei Prozent vorschreibt. Die Schuldenkrise hält Irland fest in ihren Klauen. Der "keltische Tiger" läuft Gefahr, zum Bettvorleger zu werden.

Der Vorstoß von Bundeskanzlerin Angela Merkel, künftig private Gläubiger an den Kosten von Hilfspaketen zu beteiligen, hat in Dublin heftige Kritik hervorgerufen. Die irische Regierung gibt den Deutschen eine Mitschuld an der Zuspitzung der Krise. Die Risikoaufschläge auf irische Staatsanleihen waren in der vergangenen Woche in die Höhe geschossen.

Irland fürchtet rigide Haushaltskontrolle

Aber trotz der schlechten Nachrichten schaut die irische Bilanz nicht nur düster aus. Irland kann positive Konjunkturdaten vorweisen. Die Exporte und die Industrieproduktion wachsen. Die Steuern sind ungewöhnlich niedrig, was ausländische Investoren anlockt. Unternehmen wie Google, Facebook oder Ebay verlegten ihre europäischen Zentralen auf die grüne Insel. Nach Regierungsangaben muss Irland erst Mitte 2011 wieder Geld am Kapitalmarkt aufnehmen. "Wir können uns selbst helfen", heißt es momentan in Dublin. Die Regierung weiß: EU-Hilfen wären schlecht fürs Image und würden das Land einer rigiden Haushaltskontrolle unterwerfen.

Die demonstrative Gelassenheit Dublins beunruhigt derweil andere Euro-Länder wie Österreich oder Portugal. Sie fürchten, das irische Krisenfieber könnte ansteckend sein und pochen daher auf eine Klärung, ob Irland EU-Hilfen beantragen wird. Von einer positiven Entscheidung erhoffen sie sich eine Beruhigung der Märkte und eine Stabilisierung des Euro.