Stellenstreichungen bei den Banken Vorboten des Abschwungs

Stand: 02.08.2011 18:18 Uhr

Über viele Banken rollt derzeit eine Entlassungswelle - vor allem im Investmentbanking. Getroffen wird auch der Finanzplatz London. Doch die Entlassungen sind nach Überzeugung des Bankenexperten Parker ein Zeichen für eine abflauenden Konjunktur.

Von Barbara Wesel, RBB-Korrespondentin Hörfunkstudio London

Die Zahlen bei der britischen Barclays Bank sehen nicht ganz so schlecht aus wie befürchtet - zwar sank der Gewinn im ersten Halbjahr um rund drei Milliarden Euro, aber Experten hatten noch Schlimmeres erwartet. Schuld an der Negativentwicklung ist vor allem das Investmentbanking: Noch vor Kurzem war es für die Banken ein hochprofitabler Bereich. Nun bricht in diesem Geschäftsbereich überall der Gewinn ein - bei Barclays beispielsweise um minus elf Prozent.

Die Antwort liegt für die Bankchefs auf der Hand: Kosten weiter senken. 3000 Arbeitsplätze bei Barclays sollen bis Ende des Jahres verschwinden, nach 1400 gestrichenen Stellen am Anfang des Jahres. Und wenig tröstlich fügte Barclays Konzernchef Bob Diamond an: "Gehen sie davon aus, dass der Trend anhält."

Ganze Reihe von schlechten Nachrichten

Die schlechte Nachricht von Barclays kam nach der schlechten Nachricht von HSBC: Die internationale Großbank will in den nächsten zwei Jahren weltweit 30.000 Jobs kürzen - viele davon auch in Europa. Und das obwohl das Kreditinstitut eine Gewinnsteigerung von 35 Prozent im ersten Halbjahr verbuchen konnte.

Bankenexperte Charlie Parker vom Branchendienst City News erklärt die Pläne für Kostensenkungen aber nicht nur mit Gewinnrückgängen: "Alle Banken müssen ihre Eigenkapitalreserven erhöhen. Und wenn sie gleichzeitig mehr Rendite versprechen wollen, greifen die Manager zum probaten Mittel: Kosten senken, Mitarbeiter entlassen."

Die RBS hat seit dem Beginn der Finanzkrise schon 28.000 Beschäftigte entlassen, Lloyds 15.000 - und auch die großen Schweizer Banken wie die Credit Suisse und die UBS trennen sich von Tausenden Beschäftigten, davon ein Teil stets am Finanzplatz London.

"Das gute Geschäft ist vorbei"

Es ist ein regelrechtes Blutbad unter Investment Bankern, die sich nach der Krise schnell auf den Kamm der Welle einer vorübergehenden Erholung geschwungen hatten. Jetzt verlieren sie ihre Jobs. Wer jetzt entlassen wird, fürchtet Charlie Parker, findet in den kommenden zwei bis drei Jahren keine neue Arbeit im Bankensektor. Die Investment Banker waren die Wunderkinder, die durch Millionen-Boni von sich reden machten. Aber der Traum war kurz, unruhige Jahre auf dem Anlagenmarkt stehen bevor, das gute Geschäft vor allem mit festverzinslichen Papieren ist vorbei.

Was bedeutet das für die britische Wirtschaft?

"Es hat schon an sich schlechte Folgen", sagt Parker. Aber es ändere nichts an der Position der britischen Wirtschaft. "Das eigentliche Problem ist jedoch: Wenn Banken Jobs kürzen ist das ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft auf dem Höhepunkt ist. Von dort aus geht es in der Regel bergab."

Vor allem wird der Finanzplatz London getroffen: An jedem der gut verdienenden Investmentbanker hängen Beschäftigte in der Serviceindustrie, vom Minicabfahrer bis zum Restaurantkellner, die ihren Lebensunterhalt den großen Gehältern in der City verdanken.