
Kampf um Marktposition Intel investiert in neue US-Chipfabriken
Der neue Intel-Chef will Milliarden in neue US-Fabriken investieren. Auch die Auftragsproduktion soll ausgeweitet werden. Damit versucht der Chiphersteller verlorenes Terrain zurückzuerobern.
Seit gut einem Monat ist Pat Gelsinger Chef des wichtigsten - aber nicht mehr größten - Chipherstellers der USA. Das ist jetzt Nachbar Nvidia. Der neue Kurs des Intel-Chefs liegt nun auf dem Tisch: Outsourcing und Fremdproduktion für andere Unternehmen sind die wichtigen Botschaften von Gelsinger. Anders ausgedrückt: Das eine tun, das andere nicht lassen
Seit Jahren beobachtet die Politik in Washington mit wachsender Sorge, wie immer mehr wichtige Computerchips in Asien hergestellt werden. Kamen Anfang der 1990er-Jahre rund 37 Prozent aller Chips aus den USA, sind es heute nur noch zwölf Prozent.
Milliardeninvestitionen in Produktionsstätten
Der Intel-Chef will das ändern und hat Investitionen von 20 Milliarden Dollar angekündigt, um die Produktionskapazitäten auszubauen. Gelsinger lässt im US-Bundesstaat Arizona gleich zwei neue sogenannte "Fabs" bauen. Dort will Intel ab 2024 Chips für andere Firmen in deren Auftrag fertigen.
"Ein Großteil der Halbleiter-Hersteller hat ihren Sitz in Asien. Die Chip-Industrie benötigt hier eine geographisch ausgewogenere Verteilung von Produktionsstätten", sagte Gelsinger. "Die Herstellung von Intel-Chips in den USA und Europa ist wichtig für den Rest der Welt. Deshalb werden wir unsere globale Produktion ausdehnen."
Auftragsproduktion soll diesmal ein Erfolg werden
In den vergangenen Jahren war die Auftragsproduktion ein Misserfolg. Das soll sich jetzt ändern. Zu Gute könnte dem Unternehmen kommen, dass es derzeit einen Engpass bei der Produktion von Mikrocontrollern für die Autoindustrie gibt. Hier hängen europäische und amerikanische Autohersteller vor allem am Tropf der asiatischen Produzenten.
Außerdem spielt das Thema Sicherheit eine wichtige Rolle. China werden immer wieder Versuche nachgesagt, in seine Elektronikprodukte Hintertüren einzubauen, um später zu Spionagezwecken in US- oder europäische Computernetze eindringen zu können.
Auch Outsourcing angekündigt
Gelsinger machte bei seiner Präsentation aber auch vom gefürchteten "O-Wort" Gebrauch: O wie Outsourcing. Natürlich werde Intel an seiner Tradition festhalten - dem Design und der Herstellung von Prozessoren in den eigenen Fabriken in den USA und Europa. Die Mehrzahl der Erzeugnisse werde in Intel-"Fabs" entstehen. "Darüber hinaus werden wir aber die Kapazitäten von Dritt-Firmen nutzen, um in jeder Kategorie die besten Produkte herstellen zu können", sagte der Intel-Chef.
Vor allem zu TSMC in Taiwan sowie Samsung in Südkorea will Intel Teile seiner Produktion auslagern. In den vergangenen Jahren haben viele Chiphersteller modulare Baukonzepte entwickelt. Das macht es jetzt einfacher, bestimmte Komponenten, die weniger sicherheitsrelevant sind, in Asien herstellen zu lassen.
Das Outsourcing sorge für mehr Flexibilität, prognostiziert Gelsinger. Er verweist auf eine "bessere Skalierbarkeit von Kosten, Performance, Planung und Lieferketten. Das gibt uns einen einzigartigen Vorteil im Wettbewerb."
Nach Zahlen ist Intel der größte US-Chiphersteller. Wegen zahlreicher Produktionspannen und hoher Preise ist das Unternehmen sowohl bei Konsumenten als auch bei Analysten in Ungnade gefallen. Selbst Apple lässt einige Hauptprozessoren für seine Mac-Computer nicht mehr dort produzieren. Und Nachbar Nvidia hat Intel mittlerweile beim Börsenwert überholt. Aufholen lautet daher jetzt das Ziel.