
Indonesien Exportverbot von Palmöl aufgehoben
Der größte Exporteur von Palmöl weltweit gibt die Ausfuhr wieder frei. In Deutschland stieg der Preis für das begehrte Planzenöl zuletzt um rund 73 Prozent - die Süßwarenindustrie ist alarmiert.
Indonesien will sein Exportverbot für Palmöl ab Montag wieder aufheben. Die Lage bei der Versorgung mit heimischem Speiseöl habe sich verbessert, begründete Präsident Joko Widodo den Schritt. Die Entscheidung zur Aufhebung des Exportverbots sei auch deshalb getroffen worden, weil die Regierung das Wohlergehen der 17 Millionen Beschäftigten in der Palmölindustrie im Auge habe, sagte der Präsident in einer Video-Erklärung.
Das Verbot hatte er am 22. April angekündigt, es galt ab dem 28. April. Widodo hatte es mit der Versorgung im eigenen Land begründet, um damit die steigenden Preise für heimisches Speiseöl zu dämpfen. In Indonesien ist das Palmöl, das dort vor allem zur Zubereitung von Speisen genutzt wird, seit November knapp. Damals stiegen die Exporte wegen gestiegener Weltmarktpreise stark.
Landwirte protestierten gegen fehlende Nachfrage
Die Regierung in Jakarta fürchtete soziale Unruhen wegen der Palmölknappheit. Im Januar begrenzte sie bereits den Export von Palmöl. Im eigenen Land wurde eine Preisgrenze festgesetzt. Im April kündigte Widodo Hilfszahlungen für die Ärmsten an, um Öl kaufen zu können.
Palmöl macht mehr als ein Drittel des weltweiten Pflanzenölmarktes aus, wobei rund 60 Prozent des Angebots auf Indonesien entfallen. "Der Durchschnittspreis für (loses) Speiseöl lag vor dem Exportverbot im April bei 19.800 Rupiah pro Liter", sagte Widodo. "Nach dem Verbot fiel er auf etwa 17.200 bis 17.600 Rupiah pro Liter."
Ursprünglich sollte der Preis erst bis auf 14.000 Rupiah (rund 0,90 Euro) fallen, bevor eine Aufhebung des Exportverbots für Palmöl beschlossen werden sollte. Der Druck auf eine frühere Lockerung war zuletzt aber gewachsen, da die Landwirte gegen die fehlende Nachfrage nach ihren Palmfrüchten protestierten.
Marktanteil bei etwa 40 Prozent
Palmöl ist das weltweit am meisten produzierte, verbrauchte und gehandelte Pflanzenfett. Sein Marktanteil liegt bei etwa 40 Prozent. Es ist ökologisch umstrittenen, ist aber wie kein anderer pflanzlicher Rohstoff vielseitig einsetzbar - ob in Schokolade, Keksen, Margarine, Tütensuppen, Eis, Pizza, Rasierschaum oder Shampoo. In nahezu jedem zweiten Produkt im Supermarktregal ist Palmöl enthalten.
Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge werden im laufenden Jahr insgesamt 77 Millionen Tonnen produziert. Indonesien lieferte bislang 60 Prozent des weltweiten Bedarfs. Malaysia kommt als Nummer zwei auf einen Marktanteil von 25 Prozent. Die größten Abnehmer sind Indien, China, Pakistan und Bangladesch.
In den vergangenen beiden Jahren hatte die Coronavirus-Pandemie die Ernten beeinträchtigt, weil die Arbeitsmigration in den Plantagen Südostasiens eingeschränkt worden war.
Preise um 73,3 Prozent gestiegen
In Deutschland setzen stark anziehende Preise für Rohstoffe und Energie sowie Lieferprobleme der mittelständisch geprägten Süßwarenindustrie zu. Allein im April seien die Preise für Palmöl um 73,3 Prozent gestiegen, klagte der Branchenverband BDSI.
Der Ukraine-Krieg verschärfe die Situation nun drastisch. "Diese in dieser Form noch nie dagewesenen Belastungen treffen die Betriebe in der Breite und immer häufiger in existenzbedrohendem Maße."