Übertragung an "Bad Bank" abgeschlossen Hypo Real Estate befreit sich von faulen Krediten

Stand: 03.10.2010 18:30 Uhr

Für die verstaatlichte Hypo Real Estate soll es der Befreiungsschlag werden: Risikobeladene Darlehen, Wertpapiere und Geschäftsbereiche im Wert von rund 173 Milliarden Euro wurden an eine neu gegründete "Bad Bank" übertragen. Die HRE will nach diesem Schritt künftig ohne neue Staatshilfen auskommen.

Die verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) hat ihre problembeladenen Geschäftsteile in eine sogenannte "Bad Bank" ausgelagert. Am Wochenende seien Darlehen und Wertpapiere im Wert von rund 173 Milliarden Euro auf die neu gegründete Gesellschaft FMS Wertmanagement übertragen worden, teilten HRE und der Bankenrettungsfonds SoFFin mit. Die Schaffung der "Bad Bank" sei die "größte und komplexeste Umstrukturierungstransaktion" der deutschen Finanzgeschichte, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter.

"Wir haben alles übertragen, was übertragen werden sollte", sagte ein HRE-Sprecher. Die Buchwerte zum 30. September 2010 stünden noch nicht fest. Sie dürften aber oberhalb der 173 Milliarden Euro liegen - zuletzt war von etwa 191 Milliarden die Rede.

Abwicklung der Risikopapiere in den nächsten Jahren

Die FMS Wertmanagement mit Sitz in München übernimmt durch die Transaktion risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere, die stark an Wert verloren haben. Dieses Portfolio wird zunächst weitergeführt und soll in den kommenden Jahren möglichst ohne große Verluste abgewickelt werden. Ein entsprechender Plan sei für zehn Jahre entwickelt worden, teilte der SoFFin mit. Gelingt dies nicht, steht der Steuerzahler über den SoFFin weiter in der Pflicht.

Die neue "Bad Bank" FMS Wertmanagement arbeitet unabhängig von der HRE. Durch die Abspaltung werde die HRE fortan keine neuen Garantien mehr benötigen, sondern ihr Neugeschäft selbstständig refinanzieren können, erklärten das Unternehmen und der Bankenrettungsfonds. Das soll die Voraussetzung für eine baldige Re-Privatisierung schaffen, damit der Bund zumindest einen Teil seiner eingesetzten Gelder zurückbekommt.

"Meilenstein der Restrukturierung"

Die Übertragung der Vermögenswerte sei "der wichtigste Schritt in der Neuausrichtung des Konzernverbundes", sagte die Vorstanschefin der HRE Holding, Manuela Better. Nach der Abspaltung der "Bad Bank" will sich die HRE nun auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, das unter dem Namen Deutsche Pfandbriefbank (pbb) firmiert. Die Bank soll Kredite ausgeben und sich über die Ausgabe von Pfandbriefen refinanzieren, was als traditionelles und sicheres Geschäft von Hypothekenbanken gilt. Daneben existiert als zweite HRE-Tochter die Depfa-Bank, die zur Schieflage der HRE in der Krise maßgeblich beigetragen hatte.

Auch der Bankenrettungsfonds SoFFin bezeichnete die Übertragung der Wertpapiere als "bedeutenden Meilenstein der Restrukturierung der HRE". Es sei ein steiniger Weg gewesen, doch es bleibe festzuhalten, dass ein Zusammenbruch der HRE im Jahr 2008 unermesslich größeren Schaden angerichtet hätte und für die Steuerzahler teuerer gewesen wäre, sagte SoFFin-Sprecher Hannes Rehm.

Staatshilfen in Milliardenhöhe

Die HRE war auf dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise im September 2008 ins Taumeln geraten und nur durch Staatshilfen gerettet und schließlich verstaatlich worden. Insgesamt summierten sich die Hilfen auf mehr als 140 Milliarden Euro.

Die "FMS Wertmanagement" ist die zweite Bad Bank in Deutschland. Die WestLB hatte Ende 2009 die "Erste Abwicklungsanstalt" eingerichtet. Sie umfasst Risiko-Papiere im Volumen von rund 77 Milliarden Euro - unter anderem Kredite, Staats- und Unternehmensanleihen sowie Verbriefungen.