Bilanz des G20-Gipfels Zufriedenheit in China, leere Hände in den USA

Stand: 12.11.2010 16:37 Uhr

China hat beim G20-Gipfel so ziemlich alles erreicht - und die USA so gut wie nichts. Das ist das Fazit der beiden ARD-Hörfunkkorrespondenten Astrid Freyeisen und Klaus Kastan. Während China trotz der Diskussion um den Yuan nicht der Buhmann von Seoul war, geht US-Präsident Obama mit leeren Händen nach Hause.

Teil 1: Die Bilanz aus chinesischer Sicht

Von Astrid Freyeisen, ARD-Hörfunkstudio Schanghai, zzt. Seoul

Die Chinesen haben in Seoul so ziemlich alles erreicht, was sie wollten. Der große Krach um die staatlich gelenkte chinesische Währung blieb aus. Dass der Yuan unterbewertet sei, wurde bestenfalls am Rande erwähnt. China stand also nicht als Buhmann da - im Gegenteil. Die Zusammenarbeit mit den Chinesen sei in Seoul sehr gut gewesen, sagte etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Volksrepublik verstehe sich als Teil der G20.

Was das konkret heißt, verkündete Präsident Hu Jintao zum Abschluss über seine Nachrichtenagentur Xinhua. Die Weltgemeinschaft müsse das Finanzsystem reformieren, damit es stabiler werde. Die große Wohlstandskluft zwischen den Ländern müsse behoben werden. Aber Hu sagte auch, die G20 sollten weiterhin die Unterschiede der Länder respektieren. Und das heißt im chinesischen Klartext: Redet uns nicht rein.

Der nächste Krach scheint vorprogrammiert

Denn das könnte durchaus passieren. Kanzlerin Merkel kündigte bereits an, dass die G20 ihre Mitglieder auch danach bewerten wollen, wie sie ihre Wirtschaft managen. Staatliche Subventionen und Eingriffe in die Wechselkurse seien nicht positiv. Genau das tun die Chinesen aber. Auch, weil sie das Gefühl haben, dass auf sie ohne solche staatlichen Hilfen eine gigantische Pleitewelle mit unabsehbaren sozialen Folgen zukommen würde.

Der nächste Krach scheint also vorprogrammiert, wenn die Gipfel-Harmonie in nicht mehr allzu langer Zeit vergessen sein wird. Und weil Chinas Politiker das genau wissen, heißt es in Hus Schlusserklärung auch: "Wir müssen weiter für mehr Top-Manager aus Entwicklungsländern in internationalen Finanzinstitutionen kämpfen." Im Internationalen Währungsfonds bekommen die Schwellenländer mehr Stimmrechte. Die Chinesen werden mit Sicherheit versuchen, ihre Chance zu nutzen.

Teil 2: Die Bilanz aus US-amerikanischer Sicht