
Konjunkturprognose Rezession könnte glimpflicher ausfallen
Stand: 11.11.2020 07:20 Uhr
Heute legen die Wirtschaftsweisen ihr Jahresgutachten vor. Vorab wurde bekannt, dass sie für 2020 einen geringeren Einbruch des Bruttoinlandsprodukts erwarten als die Regierung.
Von Torsten Huhn, ARD-Hauptstadtstudio
Die sogenannten fünf Wirtschaftsweisen sind bei ihren neuen Prognosen optimistischer als die Bundesregierung: Sie gehen nun davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur um 5,1 Prozent schrumpfen wird. Das geht aus dem Herbstgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hervor, aus dem die "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet dagegen in seinem kürzlich vorgestellten Herbstgutachten mit einem Minus von 5,5 Prozent.
Für das nächste Jahr sind die Wirtschaftsweisen etwas pessimistischer als die Bundesregierung: Sie prophezeien einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von nur 3,7 Prozent. Das Wirtschaftsministerium dagegen rechnet mit 4,4 Prozent. Im Gutachten wird aber auch festgestellt: Für die weitere Entwicklung bleiben das Infektionsgeschehen und die daraufhin getroffenen Einschränkungen entscheidend. Das heißt: Es hängt vor allem davon ab, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt. Es gibt aber auch ein kleines Lob für die Bundesregierung: Die Politik habe in der Krise rasch und entschlossen gehandelt, heißt es im Gutachten.
November-Maßnahmen kosten 0,2 Prozent Wachstum
Die Professorinnen und Professoren schätzen, dass die steigenden Infektionszahlen und die Schließungen von Gastgewerbe, Kultur und Sport im November vergleichsweise glimpfliche ökonomische Folgen haben, da die betroffenen Branchen wirtschaftlich nicht so bedeutend sind. Nach der Rechnung des Rates wird die Wirtschaftsleistung in diesem und nächstem Jahr dadurch nur um je 0,2 Prozent gedrückt.
Selbst wenn der Lockdown auf Dezember ausgeweitet werden sollte und dann auch Teile des Einzelhandels wie Autohäuser dicht gemacht werden sollten, drücke dies die Jahreswerte nur um nochmal etwa den gleichen Betrag, meinen die Wirtschaftsweisen. Ganz anders wäre es, wenn die Industrie ein weiteres Mal so getroffen würde wie im Frühjahr. Das würde die deutsche Wirtschaftsleistung in beiden Jahren mindestens vier Mal so stark schrumpfen lassen wie die Schließungen von Restaurants, Kultur und Sport.
Gutachten am Nachmittag vorgestellt
Der fünfköpfige Sachverständigenrat - unter ihnen sind erstmals zwei Professorinnen - meint, es werde sich positiv für die deutsche Wirtschaft auswirken, wenn sich die Konjunktur in China, den USA und im Euroraum weiter belebt. Das könnte die deutschen Exporte ankurbeln und damit den Unternehmen helfen. Das gesamte Gutachten wird am Nachmittag offiziell vorgestellt.