Griechenland leiht sich frisches Geld Großes Interesse - hohe Zinsen

Stand: 13.04.2010 12:22 Uhr

Erster Test für Griechenland nach dem Hilfspaket der Euroländer: Das Land sammelte per Staatsanleihe insgesamt 1,56 Milliarden Euro ein. Die Nachfrage war groß, die Papiere waren mehrfach überzeichnet - allerdings musste der griechische Staat den Investoren dafür hohe Zinsen anbieten.

Griechenland hat wenige Tage nach der Einigung auf Hilfen der Eurozone und des IWF wieder Geld am Markt aufgenommen. Insgesamt wurden zwei kurzfristige Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 1,56 Milliarden Euro am Markt platziert, teilte die griechische Schuldenagentur PDMA mit. Ursprünglich sollten 1,2 Milliarden Euro eingesammelt werden. Allerdings muss Griechenland deutlich höhere Zinsen sowohl für das Papier mit einer Laufzeit von 52 Wochen als auch für die Anleihe mit einer Laufzeit von 26 Wochen hinnehmen als bei den vorangegangenen Emissionen.

Immerhin war die Nachfrage bei den Investoren groß. Das Zwölfmonats-Papier wurde mit einer Verzinsung in Höhe von 4,85 Prozent ausgegeben. Der Zinssatz lag damit mehr als doppelt so hoch wie bei einer Auktion im Januar, als Griechenland nur 2,2 Prozent anbieten musste. Die Emission war 6,5-fach überzeichnet. Noch deutlicher war der Zinsanstieg bei der Sechs-Monats-Anleihe: Für dieses Papier gibt es nun 4,55 Prozent Zinsen - statt 1,38 Prozent bei der vorherigen Emission. Die neue Halbjahresanleihe war 7,7-fach überzeichnet.

Griechenland Nationalbank Athen

Die Nationalbank in Athen: Griechenland muss weiterhin hohe Zinsen anbieten.

"Griechenland wird Hilfe brauchen"

Nach der Einigung auf das Hilfspaket waren die Risiskoaufschläge für griechische Papiere deutlich gesunken. Für zehnjährige Anleihen lag die Rendite am Morgen bei 6,63 Prozent und damit knapp 3,6 Prozentpunkte höher als für deutsche Anleihen. In der vergangenen Woche hatte diese Differenz noch bei rund 4,5 Prozentpunkten gelegen und damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro erreicht.

Haushaltspolitiker der Union gehen unterdessen davon aus, dass die mögliche Milliardenhilfe Deutschlands für Griechenland gezahlt werden muss. "Ich rechne fest damit, dass Griechenland Hilfe brauchen wird", sagte der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle (CDU), dem "Handelsblatt". Der Schaden wäre aber weitaus größer, "wenn Griechenland pleite ginge". Da das Land für die Hilfen voraussichtlich fünf Prozent Zinsen zahlen müsse, sei dies für den Bund ein gutes Geschäft, betonte Barthle.  

Höhere Zinsen für deutsche Anleihen?

Die mögliche Geldspritze für das hoch verschuldete Land stößt aber weiter auch auf Skepsis. "Das wird für Deutschland sehr teuer werden", sagte der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Carsten Schneider, der "Financial Times Deutschland". Er warnte vor einer massiven Belastung der deutschen Steuerzahler. Auch Deutschland werde künftig für seine Anleihen höhere Zinsen zahlen müssen. "Wir werden eine Staatsfinanzierungskrise erleben", sagte Schneider.

Die Euroländer hatten am Sonntag beschlossen, Griechenland notfalls mit bis zu 30 Milliarden Euro Krediten unter die Arme zu greifen. Zusätzlich sind Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds geplant. Der Zins für mögliche Kredite soll bei rund fünf Prozent liegen. Die Einigung der Eurogruppe auf die Einzelheiten des Rettungsschirms für Griechenland hatte an den Märkten für Erleichterung gesorgt.