Euro-Finanzministertreffen Nervosität und Hoffnung vor Gipfel

Stand: 24.06.2015 03:08 Uhr

Noch vor dem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel wollen am Mittag der griechische Ministerpräsident Tsipras, EU-Kommissionspräsident Juncker, IWF-Chefin Lagarde und EZB-Präsident Draghi beraten. Die Nervosität vor den entscheidenden Treffen ist groß - vor allem in Athen.

Die Verhandlungen zwischen Griechenland und den internationalen Geldgebern gehen heute in die entscheidende Phase. Die Hoffnung ist groß, dass das Einlenken Athens dem viermonatigem Schuldendrama noch diese Woche ein Ende bereiten könnte. Gleichzeitig sorgt eine Nachricht für Nervosität vor allem in Athen: Am Mittag werde sich Regierungschef Alexis Tsipras in Brüssel mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi zu Gesprächen treffen, teilte das Büro von Tsipras in Athen am Dienstagabend mit. Weitere Details gab es nicht.

EU lobt Athens Anstrengungen

Am Mittwochabend kommen dann die Euro-Finanzminister zusammen, bevor am Donnerstag der zweitägige EU-Gipfel beginnt. Die Ressortchefs beraten über die Reformliste, die Athen in letzter Minute vor dem Sondergipfel am vergangenen Montag eingereicht hat. Die Aussichten sind jedoch gut, dass die Vorschläge in Brüssel akzeptiert werden. Zuletzt hatten führende EU-Politiker die Anstrengungen Athens gelobt. "Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Woche eine Lösung finden werden - und sei es auch nur, weil wir eine Lösung finden müssen", hatte EU-Kommissionschef Juncker nach dem Griechenland-Gipfel am Montag erklärt.

Griechen räumen Bankkonten leer

Dennoch: Die Zeit wird knapp. Das hoch verschuldete Griechenland braucht bis 30. Juni eine Entscheidung, denn dann läuft das derzeitige Rettungsprogramm aus. Und eine Einigung in Brüssel müsste dann auch noch durch diverse europäische Parlamente, unter anderem durch den Bundestag. Zudem wird eine Rückzahlung von 1,6 Milliarden Euro an den IWF fällig, die Athen ohne frisches Geld wohl nur schwerlich aufbringen kann.

Die Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands hatte Kunden massiv Geld von den Banken abheben lassen. Allein vergangene Woche zogen griechische Sparer geschätzte vier Milliarden Euro von ihren Konten ab. Gestern erhöhte die Europäische Zentralbank deshalb zum vierten Mal binnen einer Woche die Notkredite für griechische Banken, wie aus Bankenkreisen verlautete.

Wie geht es weiter in der Griechenland-Krise?

- Samstag, 27. Juni: Die Finanzminister der Euro-Gruppe setzen am Morgen ihr Treffen fort, dass am Donnerstag unterbrochen wurde. Möglicherweise könnte an diesem Wochenende das griechische Parlament über eine Vereinbarung abstimmen.
- Montag, 29. Juni: Von Montag an könnte der Bundestag in seiner letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause über die Hilfen abstimmen. Auch andere nationale Parlamente der Eurozone müssen zustimmen.
- Dienstag, 30. Juni: Griechenland muss Raten von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Zum selben Stichtag läuft nach aktuellem Stand das derzeitige Hilfsprogramm auf europäischer Seite aus.

M. Lehmann, ARD Athen, 24.06.2015 02:23 Uhr