Rückzahlungen an Gläubiger Griechenland fordert viel mehr Zeit

Stand: 07.03.2015 16:49 Uhr

Bis zu 70 Jahre Zeit will Griechenland dafür bekommen, seine Schulden zurückzuzahlen. Das hat Sonderbotschafter Chatzimarkakis gefordert. Außerdem müsse Deutschland wegen der NS-Kriegsverbrechen eine griechische Aufbaubank mitfinanzieren.

Griechenlands Sonderbotschafter Jorgo Chatzimarkakis hat von den anderen Euro-Ländern einen drastischen Aufschub bei der Schuldenrückzahlung gefordert. Diese solle auf "50 bis 70 Jahre" gestreckt werden, sagte er der "Rheinischen Post" Griechenland hat von den Euro-Partnern für die Rückzahlung bereits einen Aufschub bis 2023 erhalten. Die Laufzeit der Anleihen beträgt im Schnitt 32 Jahre.

Der ehemalige FDP-Europaabgeordnete forderte auch als Wiedergutmachung für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg deutsche Milliarden für eine griechische Aufbaubank nach dem Vorbild der Deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Diese war nach dem Krieg gegründet worden, um den Wiederaufbau Deutschlands zu finanzieren.

Die Frage der Entschädigung sei von den Bundesregierungen nach 1949 "sehr geschickt unter den Teppich gekehrt worden", kritisierte Chatzimarkakis. Die Bundesregierung betonte jedoch immer wieder, sie sehe keinen Grund für neue Forderungen Griechenlands.

Chatzimarkakis war Ende 2014 von der früheren konservativen griechischen Regierung zum Sonderbotschafter ernannt worden, um den Ausstieg Griechenlands aus den Hilfsprogrammen zu begleiten. Er ist griechischer und deutscher Staatsbürger.

Geldeinlagen an den Staat?

Unterdessen geht der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras offenbar schneller als erwartet das Geld aus. Die Nachrichtenagentur dpa meldete, Athen habe die Rentenkassen und andere öffentliche Institutionen aufgerufen, ihre Geldeinlagen an den Staat abzugeben. Auch der kleinste Fehler könnte zum Zahlungsverzug führen und eine Pleite auslösen.

Auf die Auszahlung von Rettungshilfen der Europartner muss das klamme Land weiter warten. "Wir sind noch einen weiten Weg davon entfernt", sagte ein EU-Verantwortlicher in Brüssel laut dpa. Die Euro-Finanzminister werden am Montag über die Lage beraten.

Insgesamt muss Athen allein im März Verpflichtungen im Umfang von gut 6,85 Milliarden Euro erfüllen. In den kommenden Wochen will Athen die drohende Finanzierungslücke mit kurzfristigen Anleihen überbrücken.

Tsipras will kommende Wochen mit Anleihen überbrücken

Tsipras hatte dem "Spiegel" gesagt, er wolle in den kommenden Wochen eine drohende Finanzierungslücke mit kurz laufenden Anleihen überbrücken. Sollte die Europäische Zentralbank dem nicht zustimmen, müsse sie auch die Verantwortung dafür tragen. Einen Austritt aus der Euro-Zone schließe er aber aus.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hatte am Freitag eine mit sechs Reformen an Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem geschickt. Im Kampf gegen die Steuerhinterziehung schlug er auch höchst unkonventionelle Maßnahmen vor. In dem Brief fordert der Minister auch, die Diskussionen zwischen Gesandten seiner Regierung und Vertretern der - früher als Troika bekannten - Institutionen EZB, EU-Kommission und IWF sollten "sofort" beginnen. Als Ort dafür schlägt er Brüssel vor.

Juncker mit einem klaren "Niemals"

Wie Tsipras schloss auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone kategorisch aus. "Es wird niemals einen Grexit geben", sagte Juncker der "Welt am Sonntag". Ein Austritt Griechenlands "würde zu einem irreparablen Reputationsverlust der gesamten Europäischen Union in der Welt führen".

Angesichts der Arbeitslosigkeit in Griechenland mahnte Juncker zu Wachsamkeit. Ihm bereite Sorgen, "dass noch nicht alle in der Europäischen Union den Ernst der Lage in Griechenland verstanden haben". Zugleich appellierte er an die Regierung in Athen, den Reformkurs des Landes weiter fortzusetzen.