Röhren des Gas-Pipeline Nord Stream 1

Reparatur von Turbine Gazprom stellt Nord-Stream-Betrieb infrage

Stand: 13.07.2022 18:57 Uhr

Derzeit wird Nord Stream 1 gewartet - doch dass die Pipeline nach der Wartung wieder normal in Betrieb geht, kann laut Gazprom nicht garantiert werden. Grund sei eine fehlende Bestätigung, dass eine reparierte Turbine aus Kanada geliefert werde.

Der russische Energieriese Gazprom kann eigenen Angaben zufolge keine Prognose zum Weiterbetrieb der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 abgeben. Grund sei, dass Zweifel an der Rückgabe einer Siemens-Turbine aus Kanada bestünden, erklärte der Konzern.

Gazprom habe bislang keine schriftliche Bestätigung, dass die reparierte Turbine dem für die Installation verantwortlichen Unternehmen Siemens tatsächlich geliefert werde, hieß es in der Mitteilung. Unter diesen Umständen könne man auch nicht prognostizieren, wie sicher der Weiterbetrieb der für Nord Stream 1 nötigen Kompressorstation sei.

Die Bundesregierung hatte zuvor erklärt, mit der Lieferung der in Kanada gewarteten Turbine gebe es für Russland keinen Grund mehr, die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 zu drosseln. Derzeit wird die Pipeline bis zum 21. Juli aber ohnehin gewartet.

Streit über Lieferung von Turbine

Die kanadische Regierung hatte am Wochenende offiziell bekannt gegeben, dass die Turbine nach Deutschland geliefert werden darf. Eine direkte Lieferung an Gazprom hätte gegen kanadische Sanktionen gegen Russland verstoßen. Die US-Regierung hatte den Schritt ebenso wie Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßt. Die Ukraine hatte ihn dagegen scharf kritisiert, eine ukrainische Exilorganisation will dagegen klagen.

Bereits im vergangenen Monat hatte Russland die Durchflussmenge auf 40 Prozent der Gesamtkapazität der Pipeline reduziert und dies mit der verspäteten Rückgabe der von Siemens Energy in Kanada gewarteten Anlagen begründet. Kanzler Scholz hatte technische Gründe für die Drosselung als vorgeschoben bezeichnet und Russland vorgeworfen, Gaslieferungen als politische Waffe einzusetzen. Die Regierung hatte mitgeteilt, dass man sich aber dennoch für die Auslieferung der Turbine eingesetzt habe, um Russland keinen Vorwand zu geben.

Siemens: Transport der Turbine so schnell wie möglich

Der Siemens-Konzern hatte zuletzt angekündigt, die Turbine so schnell wie möglich zu installieren. Ein Sprecher von Siemens-Energy sagte, dass die politische Entscheidung in Kanada für die Ausfuhrgenehmigung der Turbine ein notwendiger und wichtiger erster Schritt sei. "Aktuell arbeiten unsere Experten mit Hochdruck an allen weiteren formalen Genehmigungen und der Logistik", sagte er auf Anfrage. Dabei handele es sich unter anderem um Vorgänge, die der Export- und Importkontrolle unterlägen. "Unser Ziel ist es, die Turbine so schnell wie möglich zu ihrem Einsatzort zu transportieren."

Hingegen erklärte Gazprom heute, man verfüge "über kein einziges Dokument, das es Siemens erlaubt, den Gasturbinenmotor, der derzeit in Kanada repariert wird, aus dem Land zu holen".

Einspeicherung von Gas kommt fast zum Erliegen

Seit Montag werden an der Pipeline reguläre Wartungsarbeiten durchgeführt, die schon länger geplant waren. Sie sollen rund zehn Tage dauern. Es gibt jedoch Zweifel daran, ob danach tatsächlich wieder Gas fließen wird.

Die Einspeicherung von Gas in Deutschland kam mit dem Stopp der russischen Lieferungen durch Nord Stream 1 fast zum Erliegen. Aktuell werde zwar netto noch weiter Gas eingespeichert, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur der Nachrichtenagentur dpa. "Aber das bewegt sich auf ganz niedrigem Niveau." Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorgeht, stieg der Füllstand der deutschen Gasspeicher zuletzt nur noch um 0,09 Prozent am Tag.