Veronika Grimm | Sachverständigenrat

Wirtschaftweise zu Energiekrise Grimm warnt vor steigendem Gasverbrauch

Stand: 28.01.2023 11:50 Uhr

Die Gaspreise sinken - und damit könnte der Verbrauch steigen, warnt die Wirtschaftweise Grimm. Es sei wichtig, weiterhin Gas zu sparen, um bis zum kommenden Winter einen "Puffer zu behalten". Dafür solle der Bund Anreize setzen.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt vor Gasknappheit durch steigenden Verbrauch. Es sei "gut vorstellbar", dass wegen der gesunkenen Großhandelspreise vor allem die Industrie wieder deutlich mehr Gas verbrauche, sagte Grimm der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das wäre "mit Gefahren verbunden in der aktuellen Situation". Bis zum kommenden Winter müsse es oberste Priorität haben, "einen Puffer zu behalten, um auf eine angespanntere Versorgungslage reagieren zu können."

Unter Umständen müsse auch die Bundesregierung Anreize setzen, damit weiterhin Gas gespart werde, sagte die Energieexpertin, die Mitglied des Sachverständigenrates ist. Durch das Ende des Corona-Lockdowns in China komme auch von dort die Nachfrage zurück.

Der kommende Winter werde "auf jeden Fall herausfordernd". Erst ab 2024 sei zu erwarten, dass die Kapazitäten für den Flüssiggas-Import ausreichen, um die Lage zu entspannen. Die Preise würden sich allerdings auch dann noch "auf einem höheren Niveau einpendeln als vor der Krise".

Mehr als vier Milliarden Euro für Soforthilfen

Der Bund hat für die sogenannte Dezember-Soforthilfe bislang bereits 4,3 Milliarden Euro zur Entlastung von Gas- und Fernwärmekunden ausgegeben. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, dies dämpfe "den Energiepreisanstieg für die Verbraucherinnen und Verbraucher". Seit Beginn der Antragsfrist Mitte November seien etwa 3590 Anträge von Energieversorgern auf Erstattung oder Vorauszahlungen eingegangen, von denen 3212 bereits abgearbeitet seien. Profitieren von der Soforthilfe sollen Haushalte und kleinere Unternehmen.

Füllstände in Gasspeichern sinken weiter

Offenbar hat das Winterwetter in der vergangenen Woche das Gassparen erschwert: Nach Angaben der Bundesnetzagentur lag der Gasverbrauch in der dritten Kalenderwoche zwar insgesamt 9,4 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. In der Woche davor hatte der Rückgang vor allem wegen deutlich höherer Temperaturen allerdings noch bei 34 Prozent gelegen.

In der dritten Kalenderwoche "sparen wir temperaturbedingt (zu) wenig Gas", schrieb Behördenpräsident Klaus Müller auf Twitter. "Trotz gut gefüllter Gasspeicher und wichtiger neuer LNG-Terminals brauchen wir für den Winter 23/24 20 Prozent Einsparungen", so Müller weiter.

In den deutschen Gasspeichern sanken die Füllstände am Donnerstag den zweiten Tag in Folge um jeweils mehr als einen Prozentpunkt, wie aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervorging. Am Mittwochmorgen lag der Füllstand demnach bei 83,8 Prozent. Zum Vergleich: Am 24. Januar vor einem Jahr lag der Füllstand bei 37,8 Prozent. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete zuletzt weiterhin einen Füllstand von 90,3 Prozent. Die Füllstände in Deutschland gehen seit dem 9. Januar insgesamt zurück.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Januar 2023 um 12:00 Uhr.