Russisch-ukrainischer Gasstreit EU empört über Lieferstopp

Stand: 06.01.2009 20:46 Uhr

Die EU hat empört auf die Einschränkung der russischen Gaslieferungen nach Europa reagiert. Diese sei ohne Vorwarnung gekommen. Auch in Deutschland kommt inzwischen weniger Gas über die Ukraine an. Die Versorgung soll nun über andere Leitungen sichergestellt werden.

Die EU hat empört auf die Einschränkung russischer Gaslieferungen an ihre Mitgliedstaaten reagiert. "Diese Situation ist inakzeptabel", kritisierten EU-Kommission und die tschechische Ratspräsidentschaft in einer gemeinsamen Erklärung. Die Kürzung sei "ohne vorherige Warnung und in klarem Widerspruch zu den Zusicherungen der höchsten Verantwortlichen in Russland und der Ukraine gegenüber der Europäischen Union" geschehen.

Auch Deutschland betroffen

Auch in Deutschland kommt nach Branchenangaben weniger russisches Gas als üblich an. Der größte deutsche Gasimporteur E.ON Ruhrgas rechnet nach eigenen Angaben mit einem Ausfall der russischen Lieferungen über die Ukraine. Die Versorgung der E.ON-Kunden sei derzeit sichergestellt - "aber auch unsere Möglichkeiten stoßen an ihre Grenzen". Bundeswirtschaftsminister Michael Glos erklärte am Abend, der Vizechef des russischen Energiekonzerns Gasprom, Alexander Medwedjew, habe ihm bei einem Treffen zugesichert, das Gas nach Deutschland über andere Leitungen außerhalb der Ukraine zu transportieren.

Ein Sprecher des Gasimporteurs Wingas sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe die ersten Druckabfälle auf der über die Ukraine verlaufenden Route. Es gebe jedoch keine Auswirkungen für Wingas-Kunden, da der Großteil des aus Russland importierten Gases durch Weißrussland und Polen nach Deutschland komme. Zudem habe das Unternehmen große Reserven. Wingas ist ein Joint-Venture der BASF-Tochter Winterhall und des Gasprom-Konzerns. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben hinter E.ON Ruhrgas der zweitgrößte Importeur von russischem Gas.

"Die Speicher sind gut gefüllt"

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sagte, es gebe in Deutschland keinen Grund für Unruhe. "Die Versorgung ist sichergestellt. Die Verbraucher müssen sich keine Sorgen machen", sagte ein Sprecher. Deutschland beziehe zwei Drittel seines Gases aus Westeuropa. Auch seien die Speicher gut gefüllt. Auch der Energiekonzern RWE und der Leipziger Gasimporteur VNG sehen nach eigenen Angaben keine Auswirkungen auf die Versorgung.

Lieferstopp für mehrere südosteuropäische Länder

Spürbar war die Verknappung neben Deutschland unter anderem in Bulgarien, Österreich, Tschechien, der Slowakei, Griechenland, Ungarn und der Türkei.

Gasprom-Chef Alexei Miller bezeichnete die Kürzung der Liefermenge als Ausgleich dafür, dass die Ukraine für Westeuropa bestimmtes Gas aus den Pipelines entnommen habe. Die Einschränkungen würden abhängig vom Verhalten der Ukraine andauern. Für die Kunden in Europa plane Gasprom einen Ausgleich.

Neue Gespräche von Naftogas und Gasprom?

Die ukrainische Gasgesellschaft Naftogas will unterdessen die Gespräche mit Russland wiederaufnehmen. Der Chef des Unternehmens, Oleh Dubina, wird dazu nach eigenen Angaben am Donnerstag nach Moskau reisen. Vom Gasprom gibt es dazu noch keine Stellungnahme.

Gasprom hatte die Lieferungen an Kiew am 1. Januar eingestellt. Die ukrainische Regierung macht ihrerseits geltend, Russland stelle nicht genug Gas für die Durchleitung zur Verfügung.