Großaktionär scheut Interessenskonflikt Flowers verlässt Aufsichtsrat der Hypo Real Estate

Stand: 27.03.2009 12:19 Uhr

Die Enteignung der Aktionäre der Hypo Real Estate ist noch nicht beschlossen. Doch in Erwartung des Schritts legte nun Großaktionär Flowers seinen Sitz im Aufsichtsrat nieder. Er wolle damit Interessenskonflikte bei den drohenden staatlichen Maßnahmen vermeiden, sagte er.

Der Großaktionär der Hypo Real Estate (HRE), J.C. Flowers, zieht sich vor der möglichen Verstaatlichung der Immobilienbank aus dem Aufsichtsrat zurück. Er legte ebenso wie Richard Mully von der Beteiligungsgesellschaft Grove sein Mandat nieder. Flowers hält gemeinsam mit einer Investorengruppe rund 17 Prozent an der angeschlagenen HRE. Weitere 6,7 Prozent gehören der Beteiligungsgesellschaft Grove International Partners, die Flowers nahe steht. Zusammen kontrolliert die Investorengruppe damit rund 24 Prozent der HRE-Aktien. Im Aufsichtsrat ist sie nach dem Rückzug von Flowers und Mully aber nicht mehr vertreten.

"Interessenkonflikte vermeiden"

Der Verzicht auf das Aufsichtsratsmandat soll Flowers zufolge Interessenskonflikte vermeiden, die sich aus "staatlichen Maßnahmen gegen die HRE-Aktionäre" und vorangehenden Entscheidungen im HRE-Aufsichtsrat ergeben könnten. Hintergrund ist die Verabschiedung des sogenannten Rettungsübernahmegesetzes durch den Bundestag. Es ebnet den Weg für eine Verstaatlichung der Hypo Real Estate und eine Enteignung ihrer derzeitigen Aktionäre.

Flowers hat seine Anteile für mehr als eine Milliarde Euro gekauft. Bei einer Enteignung verlöre er aufgrund des derzeit geringen Börsenwerts der HRE fast das gesamte investierte Geld. Er will deswegen seine Anteile behalten und hatte wiederholt auf eine Kapitalerhöhung gedrängt, um dem Bund eine Kontrollmehrheit von 75 Prozent plus eine Aktie zu verschaffen.

Er habe sein Engagement immer mittel- bis langfristig verstanden, teilte Flowers mit. "Wir wollen keine Sonderbehandlung", sagte er. Allerdings müssten die Aktionäre wie andere Eigner von Banken, die am Tropf des Staates hängen, behandelt werden. "Sollten wir und unsere Investoren auch künftig als Aktionäre im Unternehmen verbleiben können, stehen wir für eine konstruktive Mitarbeit im Aufsichtsrat gern wieder zu Verfügung", erklärte Flowers.

Bundesregierung unbeeindruckt

Nach Angaben der Bundesregierung hat Flowers' Verzicht auf sein Aufsichtsratsmandat keine Auswirkungen auf das weitere Vorgehen bei der HRE und die Pläne für eine mögliche Verstaatlichung. Relevant ist laut einem Sprecher des Bundesfinanzministeriums allein das Rettungsübernahmegesetz, über das der Bundesrat zurzeit berät. Bislang stützt der Staat die Hypo Real Estate mit Hilfen und Garantien im Umfang von 87 Milliarden Euro. Weitere 15 Milliarden Euro hat die Finanzbranche bereitgestellt.