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Marktbericht

Euphoriedämpfer Goldman Sachs bremst die Wall Street

Stand: 18.04.2023 22:42 Uhr

Neue Unternehmensberichte haben an der Wall Street heute keine Begeisterung ausgelöst. Vor allem Goldman Sachs-Zahlen kamen nicht gut an. Die großen Indizes tendierten richtungslos.

Ein gutes Stück Ernüchterung nach durchwachsen ausgefallenen neuen Geschäftszahlen bremste heute die Wall Street. Während das zweitgrößte US-Geldinstitut Bank of America im ersten Quartal kräftigen Rückenwind von der Zinswende der US-Notenbank bekommen hat, hat Goldman Sachs die Flaute im Investmentbanking einmal mehr zu spüren bekommen. Die Aktie verlor am Ende an der NYSE 1,7 Prozent.

Dabei gilt Goldman als die Ausnahme unter den Großbanken der Wall Street, die zum Beginn der Bilanzsaison vergangene Woche mit kräftigen Gewinnanstiegen überrascht und die Börsen beflügelt hatten. Der Gewinn fiel um 19 Prozent auf 3,09 Milliarden Dollar. Auch eine deutliche Gewinnsteigerung der Bank of America um 16 Prozent rettete den Tag nicht mehr.

"Goldman Sachs ist ein Investmentbanking- und Trading-Unternehmen. Es hat ein anderes Geschäftsmodell, und das spiegelte sich heute in den Ergebnissen wider", sagte Thomas Hayes, Manager beim Investmenthaus Great Hill Capital.

Am Ende tendierten die großen Indizes kaum verändert, nachdem sie im Verlauf mehrfach das Vorzeichen gewechselt hatten. Der Leitindex Dow Jones ging bei 33.976 Punkten aus dem Handel, ein leichter Tagesverlust von 0,03 Prozent.

Ähnlich der marktbreite S&P-500, der 0,08 Prozent gewann. Die Technologiebörse Nasdaq schloss ebenfalls nahezu unverändert bei 12.153 Punkten um 0,04 Prozent minimal tiefer, nachdem sie zu Sitzungsbeginn noch von den soliden Konjunkturzahlen aus China profitiert hatte. Insgesamt fehlt dem Markt damit weiter eine klare Richtung, auch weil der weitere Zinspfad der Notenbank Federal Reserve (Fed) trotz des rigiden Zinszyklus bisher immer noch nicht klar ist.

Entscheidend für die Entwicklung am Aktienmarkt dürfte aber erst einmal der weitere Verlauf der Berichtssaison sein, vor allem die Lage im US-Technologiesektor ist wie stets besonders im Fokus der Investoren.

Der Streaming-Riese Netflix ist verhalten ins neue Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal steigerte der Online-Videodienst die Kundenzahlen um 1,75 Millionen auf 232,5 Millionen Nutzerkonten, wie er nach US-Börsenschluss mitteilte. Experten hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs gerechnet. Auch der Ausblick auf das laufende Vierteljahr fiel durchwachsen aus. Die Aktie legt nachbörslich eine Berg- und Talfahrt hin. Anleger ließen sie nachbörslich zunächst um neun Prozent fallen, der Kurs erholte sich aber rasch wieder.

Den Umsatz steigerte Netflix in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um knapp vier Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn sank dennoch um rund 18 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Außerdem gab Netflix am Dienstag bekannt, seinen DVD-Verleih nach rund 25 Jahren einzustellen.

Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens. Im Streaming-Zeitalter spielte es aber ohnehin kaum noch eine Rolle. Netflix begründete das Aus mit der geringen Nutzung des Services.

Insbesondere starke Wirtschaftsdaten aus China stimmten die Anleger heute vorsichtig optimistisch. Der DAX stieg um 0,59 Prozent auf 15.882 Punkte. Im Tageshoch war der deutsche Leitindex schon bis auf 15.916 gestiegen und lag damit zwischenzeitlich in Sichtweite der Marke von 16.000 Punkten. Die Tagesbestmarke war gleichzeitig knapp ein Jahreshoch.

Selbst ein rückläufiger heimischer ZEW-Index trat in den Hintergrund. Das Barometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten fiel im April um 8,9 auf 4,1 Punkte.

Im Verlauf bröckelten aber die DAX-Gewinne etwas, denn der deutsche Leitindex folgte einer sich abschwächenden Wall Street, wo neue Unternehmensergebnisse heute gemischt aufgenommen werden.

Insbesondere die schwachen Zahlen der Investmentbank Goldman Sachs sorgten auch hierzulande für Ernüchterung, nachdem die US-Berichtssaison am Freitag mit überraschend positiven Zahlen aus dem Sektor sehr vielversprechend begonnen hatte. So mancher Investor hatte sich von den neuen US-Quartalsberichten wohl mehr erwartet.

Update Wirtschaft vom 18.04.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Die MTU-Aktie war mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent größter Kursgewinner im DAX. Der Triebwerkshersteller ist überraschend stark ins Jahr gestartet. So stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 30 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern gestern Abend anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) sprang um etwa 62 Prozent auf 212 Millionen Euro nach oben. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich entsprechend von 11,1 auf 13,7 Prozent.

Gefragt waren im DAX auch Papiere der Commerzbank. Die maßgeblich auf einem soliden Privatkundengeschäft fußenden robusten US-Bankergebnisse halfen der Commerzbank, die ein ähnliches Geschäftsmodell betreibt. Die Aktie legte 3,3 Prozent zu und gehörte damit zu den größten Gewinnern im Index.

Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Commerzbank vor Quartalszahlen zudem von 11 auf 12 Euro angehoben und die Einstufung auf "Sector Perform" belassen. Der Zinsüberschuss sollte von weiter steigenden Zinsen profitiert haben, schrieb Analystin Anke Reingen in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Daraus sowie aus der guten Kostenkontrolle resultiere ihr neues Kursziel.

Angesichts der ermutigenden Konjunkturdaten aus China legten die Ölpreise zu, nachdem sie zum Wochenstart um zwei Prozent gefallen waren. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent kostete rund 0,7 Prozent mehr. Am Morgen lagen die Notierungen noch wenig verändert.

Die wieder leicht gestiegenen Zinserwartungen in den USA lasten auf dem Goldpreis, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Der Goldpreis, der in den vergangenen Tagen bereits bis auf 2049 Dollar gestiegen war, oszillierte um die Marke von 2000 Dollar und wurde zuletzt bei 2005 Dollar gehandelt.

Der Euro hat heute einen Großteil seiner zu Wochenbeginn erlittenen Verluste wieder aufgeholt. Die Gemeinschaftswährung notierte zuletzt im US-Handel bei 1,0974 US-Dollar und damit rund einen halben Cent über dem Niveau vom Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0972 (Montag: 1,0981) Dollar fest

Unterstützung erhielt der Euro von der wieder aufgehellten Stimmung an den europäischen Aktienmärkten. Dort sorgte das besser als erwartet ausgefallene chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal für gute Laune. Die Wachstumsdynamik werde wahrscheinlich auch im zweiten Quartal robust bleiben, da sich die Normalisierung nach der wirtschaftlichen Wiederbelebung fortsetze, schrieb Experte Tommy Wu von der Commerzbank.

Durchwachsene Konjunkturdaten aus den USA setzten den Euro nur kurz unter Druck. Der US-Häusermarkt scheint sich im März wieder etwas schlechter entwickelt zu haben. Ende vergangener Woche war die Gemeinschaftswährung mit 1,1076 Dollar auf den höchsten Stand sei gut einem Jahr gestiegen.

Unterstützung erhält der Eurokurs von der Aussicht auf weitere Zinsanhebungen der EZB. Zudem sind die Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed nach den jüngsten US-Konjunkturdaten gedämpft worden.

Der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson ist besser als erwartet ins Jahr gestartet. Das Management des Dow-Jones-Konzerns wird deshalb zuversichtlicher und hob am Dienstag die Ziele für Umsatz und Gewinn für dieses Jahr an.

Im ersten Quartal konnte der Konzern zwar seinen Umsatz deutlich steigern, allerdings rutschte er infolge eines milliardenschweren Vergleichs im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit vor allem über Körperpuder unter dem Strich in die roten Zahlen.

Der bereinigte Gewinn ging um knapp ein Prozent auf knapp 7,1 Milliarden Dollar zurück. Einschließlich der Einmalzahlung von 6,9 Milliarden Dollar rutschte das Unternehmen mit 68 Millionen Dollar in die Verlustzone.

Insgesamt zahlte J&J für die Beilegung sämtlicher Klagen um Körperpflegeartikel, die das Magnesiumsilikat Talkum enthalten, rund 8,9 Milliarden Dollar. Die Investoren zeigten sich verschnupft, die J&J-Aktie verlor an der NYSE 2,78 Prozent auf 161,01 Dollar.

Die Anteilscheine des Rüstungskonzerns Lockheed Martin stiegen um 2,4 Prozent. Der Quartalsgewinn des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns übertraf die Marktschätzungen. Zudem bestätigte das Unternehmen den Ausblick für 2023.

Vor dem Hintergrund eines harten Wettbewerbs will Volkswagen seine Investitionen in China ausbauen. Der Konzern kündigte am Dienstag am Rande der Shanghaier Automesse an, rund eine Milliarde Euro in den Aufbau eines neuen Entwicklungs-, Innovations- und Beschaffungszentrums für voll vernetzte Elektroautos in der chinesischen Stadt Hefei zu investieren.

Die VW-Konzerntochter Audi will beim bislang schleppenden Geschäft mit Elektroautos in China aufholen. "Wir sehen den chinesischen Markt weiterhin positiv", sagte Audi-Chef Markus Duesmann am Rande der Messe.

BMW sieht sich derweil auf dem chinesischen Markt gut aufgestellt. Das Unternehmen sei mit seiner Position sehr glücklich und blicke optimistisch auf das Geschäft, sagte Konzernchef Oliver Zipse am Dienstag, ebenfalls auf der Shanghaier Messe. Allein im ersten Quartal habe man den Absatz von Elektroautos in China auf rund 19.800 verdreifacht. Damit habe der Konzern im Bereich der elektrischen Premiumfahrzeuge einen Marktanteil von rund zehn Prozent.

Deutsche-Bank-Vorstand Karl von Rohr nimmt Ende Oktober den Hut. Der 57-Jährige, der einer von zwei Stellvertretern von Vorstandschef Christian Sewing ist, lasse seinen Vertrag auslaufen, wolle aber nicht vorzeitig gehen, teilte das Geldhaus am Dienstag in Frankfurt mit.

Von Rohr ist im Vorstand für die Privatkundenbank und die Fondsgesellschaft DWS zuständig, die zuletzt Negativschlagzeilen geschrieben hatte. Er werde mit seinem Rückzug bei der Deutschen Bank auch den Aufsichtsratsvorsitz der DWS abgeben, den er seit 2018 innehat. Von Rohr arbeitet seit mehr als 25 Jahren für die Bank und war 2015 in den Vorstand aufgestiegen.

Der aktivistische Investor PrimeStone zündet im Streit mit dem weltgrößten Chemikalienhändler Brenntag die nächste Eskalationsstufe. Der britische Hedgefonds veröffentlichte heute einen Brief an den Aufsichtsrat von Brenntag, in dem er seine Forderung bekräftigt, die Spezialitäten-Sparte vom Massen-Geschäft abzuspalten. Der Vorstand solle einen klaren Zeitplan dafür vorlegen, die Aktionäre sollten "spätestens in der nächsten Hauptversammlung" am 15. Juni darüber entscheiden können.

Verpackungsspezialist Gerresheimer aus dem MDAX hat am Abend überraschend eine Kapitalerhöhung bekannt gegeben, mit der das Düsseldorfer Unternehmen fast 272 Millionen Euro eingesammelt hat. 3,14 Millionen neue Aktien - zehn Prozent des Grundkapitals - wurden in einer Blitzaktion für 86,50 Euro bei institutionellen Investoren platziert. Mit dem frischen Geld wolle Gerresheimer "weitere signifikante, profitable Wachstumschancen nutzen", erklärte der Verpackungshersteller. "Dabei legt das Unternehmen besonderen Fokus auf High Value Solutions und Medical Devices."

Zum XETRA-Schlusskurs von 90,75 Euro hätte das im Nebenwerteindex MDAX gelistete Unternehmen 285 Millionen Euro erlösen können. Normalerweise werden die Aktien bei derartigen Platzierungen aber mit einem Abschlag ausgegeben. Bestehende Aktionäre seien bei der Zuteilung bevorzugt worden, teilte die mit der Platzierung beauftragte Bank Goldman Sachs mit. Die Emission sei vielfach überzeichnet gewesen.

Ein kräftiger Nachschlag bei der Dividende ließ Anleger bei Südzucker zugreifen. Die Titel von Europas größtem Zuckerkonzern kletterten mit einem Plus von über 12 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren. Der Mannheimer SDAX-Konzern will die Aktionäre - vor allem Rübenbauern aus Süddeutschland - mit einer von 40 auf 70 Cent je Aktie angehobenen Dividende an dem Milliardengewinn dank des boomenden Zucker-Geschäfts beteiligen.

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk ist mit einem Umsatzsprung von 649,5 Millionen Euro im Vorjahr auf rund 761 Millionen in das neue Jahr gestartet. Dabei wirkte sich auch die deutlich gestiegene Nachfrage nach Beatmungsgeräten in China positiv aus. Die Aktie stieg im SDAX deutlich um über sieben Prozent.

Der US-Technologieriese Apple hat sein erstes Geschäft in Indien eröffnet und dürfte in den kommenden Jahren zunehmend ein Auge auf den riesigen südasiatischen Markt haben. Konzernchef Tim Cook persönlich öffnete die Türen der Filiale in Mumbai. Apple setzt in Indien nicht nur auf eine konsumfreudige Gesellschaft, sondern sieht in dem riesigen Land auch weiteres Potenzial für Fertigungsstätten und Betriebe - auch als Alternative zu China.

Tesla-Chef Elon Musk will ein neues KI-Unternehmen als Konkurrenz zum ChatGPT-Betreiber OpenAI gründen. "Ich werde etwas starten, das ich 'TruthGPT' nenne, eine maximal wahrheitssuchende Künstliche Intelligenz, die versucht, die Natur des Universums zu verstehen", sagte Musk dem Fernsehsender Fox News. "TruthGPT" werde mit den Angeboten von Microsoft und Google konkurrieren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. April 2023 um 09:05 Uhr im "Update Wirtschaft".