Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Dow schließt im Minus Schwarzer September für US-Börsen

Stand: 30.09.2022 22:35 Uhr

Der September genießt an der Börse keinen guten Ruf, gilt er als der schwächste Börsenmonat im Jahr. Und auch in diesem Monat ging es an den Märkten vor allem nach unten.

Die US-Börsen starteten den letzten Handelstag der Woche zunächst uneinheitlich - nicht sicher, in welche Richtung sie tendieren. Bis zum Handelsschluss haben sie sich jedoch klar entschieden: Für den amerikanischen Leitindex Dow Jones ging es um 1,71 Prozent nach unten auf 28.726 Punkte, der breiter gefasste S&P-500-Index gab um 1,51 Prozent auf 3586 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq 100, der Werte wie Apple und Microsoft umfasst, fiel heute bis zum Börsenschluss um 1,73 Prozent.

Auf die Aussage der Fed-Vizechefin Lael Brainard, dass man die Auswirkungen der steigenden Kreditkosten auf die Stabilität der Weltmärkte beobachten müsse, reagierten die Anleger nur kurz erleichtert. Zuletzt überwog die Erkenntnis, dass sich der Preisauftrieb jüngst wieder verstärkt hat. Der auf den US-Konsumausgaben basierende Preisindex PCE stieg im Jahresvergleich und im Monatsvergleich stärker als erwartet. Die US-Notenbank Fed bevorzugt den Preisindikator PCE gegenüber dem bekannteren Verbraucherpreisindex CPI.

Den September beendete der Dow Jones mit einem Abschlag von 8,8 Prozent. Einen größeren Monatsverlust hatte es zuletzt im März 2020 und damit auf dem Höhepunkt der Corona-Krise gegeben. Gleichwohl fällt die Bilanz für das dritte Quartal mit einem Minus von 6,7 Prozent weniger negativ aus als im Vorquartal. In den drei ersten Quartalen dieses Jahres mussten die US-Börsen damit drei Rückgänge in Folge hinnehmen. Es sei ein sehr schmerzhaftes Quartal für den Aktienmarkt gewesen, sagte Tim Ghriskey, Börsenfachmann bei Ingalls & Snyder in New York.

Für den DAX endet heute ein verlustreicher September-Monat, den er jedoch versöhnlich abschließt. Bis zum Handelsschluss hielt sich der DAX oberhalb der 12.000 Punkte. Er schloss den letzten Handelstag der Woche 1,16 Prozent höher bei 12.114 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg gar um 2,66 Prozent auf 22.370 Punkte. Trotz des guten Ausgangs betrug das Minus des Leitindex mehr als fünf Prozent.

Etwas Hoffnung auf Besserung schürt der Blick in die Vergangenheit. Denn "mit den Monaten Oktober bis Dezember steht nun das typischerweise beste Quartal des Börsenjahres bevor", so Börsenfachmann Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings begännen die Analysten gerade erst mit der Senkung ihrer Schätzungen für die Unternehmensgewinne. Und da die Prognosen deutlich nach unten revidiert werden dürften, seien die derzeitigen Bewertungen sogar noch schmeichelhaft.

Update Wirtschaft vom 30.09.2022

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der wirtschaftlichen Talfahrt weiterhin sehr robust. Die Zahl der Arbeitslosen sank im September gegenüber dem Vormonat um 62.000 auf 2,49 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute mitteilte. Stichtag der Erhebung war der 12. September. Die Herbstbelebung fiel damit zwar etwas schwächer aus als üblich, weil die Unternehmen bei Neueinstellungen vorsichtiger geworden sind. Aber im Unterschied zu früheren Krisen versuchten sie, ihre Arbeits- und Fachkräfte zu halten, sagte die BA-Vorsitzende Andrea Nahles in Nürnberg.

Nach der vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes von gestern zur deutschen Inflation, die seit Jahrzehnten erstmals wieder zweistellig ist, folgten heute auch Daten zur Teuerung im Euroraum. Die bereits hohe Inflation in der Eurozone ist demnach weiter angestiegen. Im September erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute mitteilte. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analysten hatten mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen.

"Vermutlich wird die EZB auf ihrer Oktober-Sitzung eine neuerliche Zinsanhebung um 75 Basispunkte lancieren", sagt Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "In den darauffolgenden Sitzungen werden weitere geldpolitische Straffungen auf der Agenda stehen, allerdings vermutlich mit etwas kleineren Schritten."

Am Devisenmarkt ist der Dollar gefragt. Im Gegenzug gibt die Gemeinschaftswährung 0,16 Prozent auf 0,9813 Dollar nach.

Der Rückgang der meisten Rohstoffpreise hat sich im September fortgesetzt. "Die konjunkturelle Eintrübung und die vielerorts sich weiter verschlechternde Stimmung bei Unternehmen, Konsumenten und an den Finanzmärkten lassen die Rohstoffpreise weiter auf breiter Basis fallen", erklärt Dora Borbély von der DekaBank. Auch Gold ist betroffen - trotz hoher Inflation. Die Feinunze kostet heute 1663 Dollar. Im Allzeithoch im März dieses Jahres waren es noch 2069 Dollar. "Angesichts der schnellen Anhebung der Zinsen kann Gold als zinslose Anlage derzeit nicht punkten, zumal der starke US-Dollar zusätzlich belastet", bemerkt Barbara Lambrecht von der Commerzbank.

Im Fokus stehen jedoch nach wie vor die Energiepreise. So ist der Ölpreis im Monatsvergleich klar gesunken: Öl der Sorte Brent kostet 88 Dollar je Barrel, im Hoch waren es 133 Dollar. "Die hohen Konjunkturrisiken in einem ohnehin gut versorgten Ölmarkt halten die Ölpreise in Schach", stellt Lambrecht fest. Auch Erdgas hatte sich verbilligt, ist zuletzt wegen der Pipeline-Lecks aber wieder etwas teurer geworden.

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählen Adidas und Puma. Der US-Rivale Nike hatte einen Gewinneinbruch gemeldet und vor weiterem Margendruck gewarnt. Die verstärkten Rabattaktionen seien ein schlechtes Omen für die europäischen Sportartikel-Hersteller, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Sie würden voraussichtlich nachziehen müssen. Die Nike-Aktie fiel um mehr als zwölf Prozent.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat vor zwei gravierenden Sicherheitslücken in der Microsoft-Kommunikationsplattform Exchange gewarnt, für die es bislang noch kein Sicherheits-Updates gibt. Die Behörde verwies heute auf eine Analyse des Sicherheitsunternehmens GTSC zu den beiden Schwachstellen. Die Forscher von GTSC erklärten, dass Angreifer aus dem chinesischen Umfeld Exchange Server bereits erfolgreich attackieren und sich über Hintertüren in Systemen einnisten. Nach erfolgreichen Attacken sei die Ausführung von Schadcode möglich. Microsoft bestätigte die beiden Sicherheitslücken. Sie ermöglichten "begrenzte gezielte Attacken", erklärte der Konzern. Die Cloud-Version von Exchange soll nicht betroffen sein, sondern nur Systeme bei Kunden, die Microsoft Exchange auf eigener Hardware betreiben.

Die weltweit zweitgrößte Kinokette Cineworld zeichnet ein düsteres Bild für Kinobetreiber und prognostiziert stagnierende Besucherzahlen für die kommenden Jahre. Das britische Unternehmen verzeichnete in der ersten Jahreshälfte einen Verlust vor Steuern in Höhe von 364,9 Millionen Dollar nach einem Negativergebnis von 576,4 Millionen im Vorjahr, teilte der Kinoriese heute mit. Die Zahl der Kinobesucher betrug im ersten Halbjahr knapp 83 Millionen und lag damit bei etwa 61 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. Die Branche steht unter Konkurrenzdruck durch Streaming-Plattformen und den damit verbundenen Veränderungen im Verbraucherverhalten, die durch Covid-Lockdowns verstärkt wurden.

Heute hielten sich die Papiere der Porsche AG über ihrem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Am zweiten Tag nach dem Börsengang legten sie 0,7 Prozent auf 83,08 Euro zu. Großaktionär Volkswagen rückte nach dem Ausverkauf vom Donnerstag 0,8 Prozent vor.

Im milliardenschweren Rechtsstreit um die Folgen der gescheiterten VW-Übernahme durch die Porsche SE im Jahr 2008 haben die Kläger einen herben Dämpfer erlitten. Die Zurückweisung zahlreicher Ziele der Anleger bedeute, dass die Musterfeststellungsklage keinen Erfolg habe, sagte der Richter des Oberlandesgerichts Celle. Das Ergebnis in dem Kapitalanleger-Musterverfahren (KapMug) ist für die am Landgericht Hannover ausgesetzten Verfahren bindend, wie ein OLG-Sprecher sagte.

Der angeschlagene Energiekonzern Uniper hat nach dem Aus für die Gasumlage eine rasche direkte Hilfe vom Bund angemahnt. "Damit die Gasversorgung weiter gesichert werden kann, müssen die Kosten für die Ersatzbeschaffung von Gas getragen werden", sagte ein Sprecher des Gasimporteurs der Tageszeitung "Rheinische Post".

Die Bundesregierung habe zugesichert, "dass die Gasimporteure zu diesem Zweck nun direkt und maßgeschneidert unterstützt werden". Das sei eine Voraussetzung dafür, "dass die Gasimporteure ihre systemkritische Rolle weiter ausüben können".

Der Internetkonzern United Internet aus Montabaur rechnet im laufenden Jahr mit mehr Gewinn als bisher. Hintergrund sind allerdings nicht Hoffnungen auf mehr Umsatz - hier bleiben die Erwartungen unverändert. Vielmehr führt der stockende Netzaufbau bei der Tochtergesellschaft 1&1 zu weniger Investitionsaufwendungen, wie das Unternehmen am Abend mitteilte. Beim Umsatz geht United Internet für 2022 also weiter von einem Anstieg auf 5,85 Milliarden Euro aus.

Die geplante Zusammenarbeit mit Hyundai gibt TeamViewer Zusatzschub. Die Aktien der Softwarefirma bauen ihre Gewinne aus und stiegen um mehr als drei Prozent. Das Unternehmen will dem Autohersteller den Angaben zufolge Produkte für eine verstärkte Digitalisierung der Fabriken liefern.

Die französische Großbank Société Générale hat den Chef ihres Investmentbanking-Segments zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Slawomir Krupas Ernennung werde auf der nächsten Aktionärsversammlung im Mai 2023 vorgeschlagen, teilte die Bank heute mit. Er werde die von seinem Vorgänger Frederic Oudea eingeleiteten Veränderungen zu Ende führen, darunter die Ausweitung des SocGen-Autoleasinggeschäfts und die Entwicklung ihrer Online-Bank Boursorama. Der seit 2008 amtierende Oudea will seinen Vertrag nicht mehr verlängern und scheidet im Mai 2023 aus.

Das zweitgrößte Geldhaus in Deutschland schrumpft sein Filialnetz in Deutschland weiter. Statt auf 450 Standorte setzt der Commerzbank-Vorstand nun nur noch auf gut 400 Niederlassungen. Ein Sprecher des Frankfurter Instituts wollte entsprechende Informationen, über die zunächst das "Handelsblatt" berichtete, nicht kommentieren. Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir tragen das mit: Das Kundenverhalten ändert sich. Durch den Abbau von Personal stehen außerdem nicht mehr genügend qualifizierte Berater zur Verfügung. Von daher ist es folgerichtig, die Filialzahl weiter auf rund 400 zu reduzieren."

Der Autozulieferer Vitesco sieht sich trotz der trüben Konjunkturaussichten weiter in der Spur. "Was unsere Kunden bestellen, ist ungebrochen hoch", sagte Chef Andreas Wolf im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wenn wir mehr produzieren könnten, würde es abgenommen werden." Der Chef des im SDAX notierten Antriebsspezialisten erwartet zudem eine immer bessere Versorgung auch mit den knappen Halbleitern, welche die Autobranche schon längere Zeit belastet. "Es ist jetzt schon besser geworden mit der Teileverfügbarkeit und der Ausblick 2022 und 2023 zeigt nochmal eine Verbesserung." Die Anzahl der Komponenten, die der Konzern selbst als kritisch einstufe, habe sich deutlich reduziert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. September 2022 um 17:00 Uhr.