
EZB-Zinserhöhung im Sommer? Lagarde stellt baldige Zinswende in Aussicht
Nach über sechs Jahren Nullzinspolitik könnte der Leitzins im Euroraum laut EZB-Chefin Christine Lagarde im Sommer erstmals wieder steigen. Eine Anhebung im Juli gilt als immer wahrscheinlicher.
EZB-Chefin Christine Lagarde hat eine Leitzinserhöhung im Sommer in Aussicht gestellt. Die Anhebung könnte wenige Wochen nach dem Ende der Anleihenkäufe erfolgen, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Das Ende der Käufe sei für den Beginn des dritten Quartals geplant.
Inflation setzt Zentralbank stark unter Druck
Nach einer ersten Zinserhöhung sollten die weiteren Anhebungen schrittweise erfolgen, so Lagarde. Die Französin verwies auf die Inflation, die noch für einige Zeit hoch bleiben dürfte. Im April war die Teuerung auf 7,5 Prozent angestiegen. Das war der höchste Stand seit der Euro-Einführung.
Zuvor hatten andere EZB-Vertreter von einer möglichen Zinserhöhung im Juli gesprochen - etwa der EZB-Direktor Frank Elderson. Bundesbankpräsident Joachim Nagel forderte eine baldige geldpolitische Wende. Es müsse vermieden werden, dass sich Preise und Löhne gegenseitig aufschaukeln. "Auf jeden Fall sollte der Ausstieg aus der sehr konjunkturstimulierenden Geldpolitik rasch und reibungslos erfolgen", forderte der Chef der Bundesbank. Auch er nannte den Juli als möglichen Termin für eine Anhebung des EZB-Leitzinses.
Nullzins seit 2016
Die EZB hatte den Leitzins im März 2016 auf null gesenkt, seitdem ist er unverändert. Der Einlagensatz, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, liegt bei minus 0,5 Prozent. Die Institute müssen dafür also Geld zahlen - die Kosten geben sie deshalb häufig über Verwahrentgelte und Negativzinsen an die Kunden weiter. Gestern kündigte die ING jedoch ein baldiges Ende der Strafzinsen für die allermeisten Kunden an.
Andere westliche Notenbanken haben bereits ihre Zinsen angehoben - etwa die Zentralbanken in den USA und Großbritannien.