Illustration mehrerer Souvenir-Münzen verschiedener Kryptowährungen, die in Wasser untergehen.

Milliardenverluste Warum Kryptowährungen gerade abstürzen

Stand: 18.05.2022 08:53 Uhr

Der Kurseinbruch von Bitcoin und anderen Kryptowährungen hat Hunderte Milliarden Dollar vernichtet. Risikofreudige Investoren sagen: Jetzt ist die Zeit für einen neuen Einstieg.

Von Marcus Schuler, Los Angeles

Randi Zuckerberg ist das Singen über die Kryptowährungen noch nicht vergangen. In einem vor einigen Tagen veröffentlichten Video trällert die Schwester von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine Ode auf die Kryptowährung Ethereum.

Die bitterere Realität ist aber: Die bekannteste Währung, der Bitcoin, hat die Hälfte seines Wertes verloren. Mit den anderen Währungen zusammen sind allein in der vergangenen Woche durch den Kursrutsch mehr als 200 Milliarden Dollar vernichtet worden.

Besonders junge Menschen scheinen in die Digitalwährungen investiert zu haben. Über die Verluste der vergangenen Tage berichten sie auf Twitter, Facebook, TikTok und YouTube. Der Vlogger Griffin Milks etwa ist 25 und hat 35.000 Dollar in den Sand gesetzt.

Kryptowährungen sind kein Inflationsschutz

Grund für die massiven Kursverluste sind die steigenden Zinsen in den USA, die Rekordinflationsrate von mehr als acht Prozent und die Angst der Aktienmärkte vor einer Rezession. Dem Bitcoin wurden bislang die Eigenschaft zugeschrieben, er biete im Falle einer Inflation einen sicheren Hafen. Genau das ist aber nicht eingetreten. Vielmehr scheint es eine Verknüpfung zwischen Kryptowährungen und den Technologieaktien zu geben. Apple, Facebook und Google haben ebenfalls massiv an Wert verloren.

Randy Frederick vom Finanzberater Charles Schwab meint: "Viele Leute dachten, dass es ein Inflationsschutz wäre, aber es gibt nur sehr wenige Daten, die das belegen. Nicht nur in letzter Zeit, sondern auch auf lange Sicht war das nicht der Fall." Frederick betont, es gäbe noch keine fundierte Datengrundlage für eine langfristige Betrachtung des Bitcoin. Denn die älteste Kryptowährung ist gerade mal ein Jahrzehnt alt.

Bitcoin

Immer mehr Argentinier legen ihre Ersparnisse in Kryptowährungen an oder schürfen digitales Geld. mehr

Falsches Stabilitätsversprechen

Rufschädigend für die digitalen Währungen war aber auch der TerraUSD - eine sogenannte "Stable Coin"-Währung. "Stable Coins" sind normalerweise durch reale Vermögenswerte wie den Dollar oder Staatsanleihen gedeckt. Das "Stable" soll bedeuten: stabil.

Heißt: Ein TerraUSD sollte einem US-Dollar entsprechen. Tatsächlich aber war der TerraUSD mit anderen Kryptowährungen abgesichert - jetzt ist er nur noch 13 US-Cent wert.

Kryptowährung Ethereum

Kryptowährungen erleben einen regelrechten Hype. Sind die Hoffnungen in Bitcoin & Co. gerechtfertigt? mehr

US-Regierung will stärker regulieren

Die US-Politik ist einmal mehr alarmiert und plant, den Markt stärker zu regulieren. Christine Lee, Kryptoexpertin bei Coindesk, wiederholt, was viele Anleger die vergangenen Jahre partout nicht hören wollten, weil die neuen Währungen häufig nur einen Weg kannten: nach oben.

Sie mahnt: "Vielen Leuten tut das derzeit weh und es findet gerade ein böses Erwachen statt. Der Kryptomarkt ist wie eine Achterbahnfahrt. Man muss sich anschnallen und die Fahrt genießen."

Die etwas wagemutigeren Kryptoexperten raten, jetzt sei der Zeitpunkt zu einem neuen Einstieg gekommen.

Marcus Schuler, Marcus Schuler, ARD Los Angeles, zzt. San Francisco, 18.05.2022 08:53 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 18. Mai 2022 um 12:41 Uhr in der Wirtschaft.