Hintergrund

Depotaufbau Warum das KGV (bei Zyklikern) nichts taugt

Stand: 26.08.2018 13:00 Uhr

Jeder Privatanleger, der glaubt, einen Value-Ansatz zu verfolgen, schaut auf das KGV. Doch bei Zyklikern fliegen Sie mit dieser Strategie voll auf die Nase!

Von Angela Göpfert. HR

Einfach "billige", "unterbewertete" Aktien mit einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) kaufen und abwarten, bis auch der "dumme Markt" das endlich merkt und die Aktie steigt. So macht das Warren Buffett doch auch, oder?

So oder so ähnlich gehen viele Privatanleger beim Aufbau ihres Depots vor. Und begehen dabei große Fehler. Der größte: Zu glauben, man sei klüger als der Markt. Der zweitgrößte: Zu glauben, man sei ein kleiner Warren Buffett. Der drittgrößte: Zu glauben, das KGV sei ein gutes Auswahlkriterium.

Warren Buffett

Warren Buffett hat den Aktiendreh raus.

Falsche Signale

Während die ersten beiden Fehler nicht weiter erklärungsbedürftig sind, dürften viele Anleger beim dritten genannten Fehler aufschrecken: Warum denn nicht? Das KGV ist doch eine wichtige Bewertungskennziffer!

Fakt ist aber: Das KGV greift regelmäßig zu kurz, insbesondere bei Aktien aus Wachstumsbranchen (regelmäßig zu hoch) und bei Zyklikern (regelmäßig zu niedrig). Bei Aktien sehr konjunkturabhängiger Unternehmen, etwa aus den Branchen Bau, Stahl, Maschinenbau oder Auto, sendet das KGV zudem völlig falsche Signale.

Nur optisch billig

Denn zyklische Aktien mit einem niedrigen KGV sind alles, nur nicht "billig". Denn auf dem Höhepunkt des Booms werden die Gewinne der Zykliker einfach in die Folgejahre fortgeschrieben. Das führt zu niedrigen KGVs.

Beginnen dann auch noch die Aktienkurse zu sinken, weil der Markt die sich verschlechternden Perspektiven antizipiert, werden die Aktien auf dem Papier nur noch billiger. Wer jetzt zugreift im Glauben, er mache aufgrund des niedrigen KGVs ein Schnäppchen, greift in ein fallendes Messer.

Der Markt hat immer Recht

Fazit: Die Beliebtheit des KGV als Bewertungskennziffer lässt sich wohl nur durch seine Einfachheit erklären. Als alleiniges Auswahlkriterium taugt sie aber auf keinen Fall!

Besser ist es, auf den Chart zu blicken, der weitaus klarere Signale sendet, ob der Markt gerade an eine Aktie glaubt oder nicht. Und das ist es, worauf es ankommt! Gegen den Markt hat noch kein Anleger Gewinne gemacht.