
56 Milliarden Dollar 2022 Ölriese Exxon fährt Rekordgewinn ein
Die Gewinne der Ölkonzerne sind 2022 regelrecht explodiert. Allein der US-Ölriese Exxon hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 56 Milliarden Dollar erzielt. Die Rekordprofite kommen in Zeiten hoher Sprit- und Heizkosten aber nicht überall gut an.
Während viele Wirtschaftszweige und Unternehmen 2022 angesichts von Inflationssorgen und steigenden Leitzinsen starke Abstriche machen mussten, lief es für Exxon und die meisten Firmen in der Ölindustrie glänzend. Dank kräftig gestiegener Ölpreise hat ExxonMobil im vergangenen Jahr mehr verdient als je zuvor: Der größte US-Ölmulti gab heute einen Gewinn von 55,7 Milliarden Dollar für das vergangene Jahr bekannt.
Damit steigerte das Unternehmen das Nettoergebnis gegenüber dem Vorjahr um rund 140 Prozent. Der Umsatz legte um rund 45 Prozent auf 413,7 Milliarden Dollar zu. Im Schlussquartal stiegen die Erlöse um gut zwölf Prozent auf 95,4 Milliarden Dollar.
200 Milliarden Dollar Gewinn 2022?
Exxon setzte mit seinem bereinigten Jahresgewinn von sogar 59 Milliarden Dollar eine neue Höchstmarke für westliche Öl-Firmen. Experten erwarten, dass die Multis dank hoher Preise nach der russischen Invasion der Ukraine und reger Nachfrage für 2022 auf Jahresgewinne von insgesamt fast 200 Milliarden Dollar kommen dürften.
Exxon-Chef Darren Woods räumte dabei ein, dass die starken Quartals- und Jahreszahlen "klar vom günstigen Marktumfeld profitierten". Ein Grund sei jedoch auch, dass Exxon vor und während der Pandemie zu Investitionen bereit gewesen sei.
Die Preise am Öl- und Gasmarkt stiegen stark, was auch an der zeitweise deutlichen Verknappung des Angebots durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine lag. Die Rekordprofite kommen in Zeiten hoher Sprit- und Heizkosten jedoch nicht überall gut an.
Exxon klagt gegen Übergewinnsteuer
Die sprudelnden Einnahmen dürften daher die Debatte um eine Übergewinnsteuer weiter anheizen. Von solch einer Steuer hält Exxon-Finanzchefin Kathryn Mikells weiter nichts. Übergewinnsteuern würden dafür sorgen, dass die Industrie weniger Geld in die Erschließung neuer Gas- und Ölfelder stecke, sagte Mikells. Diese Abgabe sei das Ergebnis einer "schlechten Politik." Exxon hat bereits Klage gegen die EU wegen der neuen Steuer eingereicht, die den US-Giganten im vierten Quartal rund 1,3 Milliarden Dollar kostete.
Erst am Freitag hatte die US-Regierung Kritik an Konzernen der Branche geübt, die ihre Gewinne in Ausschüttungen an ihre Aktionäre - und nicht für neue Energie-Projekte investierten.
Illegale Preistreiberei in der Branche?
US-Präsident Joe Biden kritisierte Exxon mehrfach öffentlich und forderte die US-Handelskommission FTC bereits 2021 auf, Hinweise auf illegale Preistreiberei in der Ölbranche zu untersuchen. Ihm stießen besonders die milliardenschweren Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen auf.
Exxon selbst konnte seinen bisherigen Jahresrekord von 45,2 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2008 knacken. Seitdem hat der Konzern die Kosten gedrückt, um seine Profitabilität weiter zu steigern. Die Erträge und der Cashflow lägen noch deutlich über dem Vorjahr, sagte Finanzchefin Mikells.
Trotz der Rekordergebnisse reagierten Anleger verhalten und ließen Exxons Aktien vorbörslich in einer ersten Reaktion um rund vier Prozent fallen. Zwar übertrafen die Zahlen die Prognosen der Wall-Street-Analysten. Doch nachdem der größte US-Konkurrent Chevron vergangene Woche ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 75 Milliarden Dollar und eine höhere Dividende angekündigt hatte, waren offenbar einige Investoren enttäuscht, dass Exxon vorerst keine neuen Pläne zur Ausschüttung von Gewinnen an Aktionäre vorstellte.