Nach Winterchaos im Luftverkehr EU-Kommission will Flugbranche in die Pflicht nehmen

Stand: 19.01.2011 17:37 Uhr

Wegen des Schneefalls im Dezember sind in Europa etwa 35.000 Flüge ausgefallen - das missfällt auch der EU-Kommission. Sie drängt Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften deshalb, sich besser auf Winterwetter einzustellen. Nun sollen Notfallpläne erarbeitet werden.

Die EU-Kommission drängt die Luftfahrtbranche zu Konsequenzen aus dem Schneechaos mit zehntausenden Flugsausfällen in der Vorweihnachtszeit. "Der Winter kommt jedes Jahr, und wir sollten auf ihn vorbereitet sein", sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas nach einem Treffen mit Managern mehrerer europäischer Großflughäfen.

Wenn 30 Zentimeter Schnee fallen, sei dies in Mitteleuropa außergewöhnlich. "Aber wenn ein Zentimeter Schnee liegt und trotzdem Flugstreichungen mitgeteilt werden müssen, betrachte ich das als inakzeptabel", sagte Kallas. Dringend nötig sei unter anderem eine bessere Information und Betreuung von Passagieren bei Störungen.

Bis zum Herbst sollen Pläne erarbeitet werden

Der Winter habe Schwächen des Systems offengelegt, sagte der Kommissar. Bis zum Herbst sollten Flughäfen, Airlines und Dienstleister Standards für Schnee-Notfallpläne erarbeiten, damit sich die Probleme im Winter 2011 nicht wiederholten. Dazu gehörten auch Planungen, wie groß die Kapazitäten fürs Enteisen von Jets und das Schneeräumen auf Start- und Landebahnen sein sollten. Er hoffe, dass die Branche dies auf dem Wege von Selbstverpflichtungen erreiche und keine europäische Gesetzgebung nötig sei.

Nach EU-Angaben fielen wegen der jüngsten Winterprobleme in Europa 35.000 Flüge aus, mehr als im ganzen Jahr 2009. Tausende Reisende saßen fest, Koffer blieben liegen.

Kunden sollen Entschädigungsansprüche an Fluggesellschaften stellen

Es gehe um einen gemeinsamen Ansatz aller Beteiligten, da die Verantwortung bisher teils hin- und hergeschoben worden sei. Kallas erläuterte, dass sich Kunden bei Entschädigungsforderungen weiterhin an die Fluggesellschaften wenden sollten. Ansprüche an Flughäfen zu richten, sei unpraktikabel. Reisende könnten meist nicht ausmachen, wer genau für eine Störung verantwortlich sei.