Windkrafträder bei Hirschberg, Fränkische Alb, Bayern.

Energieerzeugung 2023 Fast ein Drittel Windstrom

Stand: 07.03.2024 10:51 Uhr

Über die Hälfte des erzeugten Stroms in Deutschland stammte 2023 aus erneuerbaren Energieträgern. Windkraft löste die Kohle als wichtigste Quelle ab und erreichte einen Höchstwert bei der Einspeisung.

Windkraft hat die Kohle als wichtigsten Energieträger bei der Stromerzeugung in Deutschland abgelöst. Fast ein Drittel (31 Prozent) des erzeugten Stroms im vergangenen Jahr stammte aus Windkraft, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilte. Die Einspeisung aus Windkraft habe 2023 einen neuen Höchstwert von 139,3 Milliarden Kilowattstunden erreicht.

Anteil Erneuerbarer Energien bei 56 Prozent

Darüber hinaus war 2023 war nach Angaben der Wiesbadener Statistiker das erste Jahr, in dem in fast allen Monaten mehr Strom aus Erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser und Sonne als aus konventionellen Energieträgern wie Kohle, Erdgas und Atom eingespeist wurde. Insgesamt wurden hierzulande 449,8 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt.

Der Anteil Erneuerbarer Energien erreichte dabei insgesamt einen Höchstwert von 251,8 Milliarden Kilowattstunden und einen Anteil von 56 Prozent an der Gesamtmenge. 2022 hatte der Anteil Erneuerbarer Energien noch 46,3 Prozent betragen.

Die Destatis-Zahlen decken sich auch mit denen der Bundesnetzagentur für das vergangene Jahr. Danach betrug die installierte Bruttoleistung von Solarenergie, Windenergie an Land und auf See sowie Biomasse 160.339 Megawatt (rund 160 Gigawatt). Damit deckten sie umgerechnet einen Anteil von 56 Prozent an der gesamten Stromerzeugung ab. Zum Vergleich: 2022 waren es noch fast 20 Gigawatt weniger und vor zehn Jahren sogar nur rund die Hälfte.

Trotzdem liegt bei der Windkraft "noch viel vor uns"

Dass vor allem die Windenergie so deutlich zulegte, erklärten die Statistiker damit, dass reichlich Wind wehte und die Kapazitäten ausgebaut wurden. Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen nach den Plänen der Bundesregierung auf 145 Gigawatt mehr als verdoppeln - 115 Gigawatt davon an Land. Immerhin: Insgesamt wurden im vergangenen Jahr laut Bundesnetzagentur 1.464 neue Windräder genehmigt - so viele Genehmigungen wurden seit 2016 nicht mehr erteilt.

Experten zufolge reicht das Tempo beim Ausbau der Windkraft aber bei weitem nicht aus - trotz verpflichtender Ausbauziele für die Bundesländer sowie schnelleren Genehmigungsverfahren. Ein Grund seien lokale Widerstände, etwa in Bayern, sagte Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, kürzlich gegenüber tagesschau.de. "Wenn wir nach wie vor ein Fünftel des Bundesgebietes weitestgehend aussparen, werden wir unsere Ziele nicht erreichen."

In allen Bundesländern zusammen wurden 2023 gerade einmal 81 Windräder an Land neu in Betrieb genommen. "Hier liegt noch viel vor uns, und wir erreichen die Ausbauziele derzeit nicht", betonte auch Andreas Löschel, Professor für Umwelt- und Ressourcenökonomik sowie Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum, im Gespräch mit tagesschau.de. Eine Rolle spielten dabei auch die ökonomischen Konditionen. "Insbesondere die räumlichen Anreize für den Ausbau, etwa im windärmeren Süden Deutschlands, passen augenblicklich noch nicht."

Anteile von Photovoltaik und Erdgas steigen

Im Jahr 2022 war den Destatis-Angaben zufolge noch Kohle mit einem Anteil von 33,2 Prozent an der eingespeisten Strommenge der wichtigste Energieträger gewesen. Der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung hatte mit 24 Prozent noch deutlich niedriger gelegen. Trotz des auf 26,1 Prozent gesunkenen Anteils blieb die Kohle jedoch im vergangenen Jahr der zweitwichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland.

Zudem wirkte sich auf die Quoten aus, dass die Gesamtmenge des erzeugten Stroms sank - und zwar um 11,8 Prozent zum Vorjahr. Die Gründe dafür: In energieintensiven Industriezweigen war die Nachfrage wegen schwacher Konjunktur 2023 geringer, zudem stieg die aus dem Ausland importierte Strommenge deutlich um 40,6 Prozent auf 69,3 Milliarden Kilowattstunden.

Der Anteil der Stromeinspeisung aus Photovoltaik stieg indes im vergangenen Jahr leicht an auf 11,9 Prozent. Die Einspeisung aus Erdgas legte um 3,9 Prozent auf 13,6 Prozent zu, nachdem sie 2022 mit einem Anteil von 11,5 Prozent infolge der angespannten Situation auf dem Gasmarkt noch auf einen mehrjährigen Tiefstand gefallen war. Durch die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im April 2023 sei außerdem die Stromeinspeisung aus Kernenergie deutlich gesunken und mache nur noch 1,5 Prozent aus, hieß es.

Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.