LNG-Fluxys-Terminal im Hafen von Zeebrügge.

LNG-Abnehmer Spanien und Belgien EU importiert mehr Flüssigerdgas aus Russland

Stand: 30.08.2023 13:59 Uhr

Dem Krieg in der Ukraine und westlichen Sanktionen gegen Russland zum Trotz: Die Europäische Union importiert deutlich größere Mengen russisches Flüssigerdgas als vor dem Angriff. Es geht um Rekordmengen an LNG.

Weiterhin gelangt russisches Gas in die Europäische Union. Allerdings nicht über Pipelines in gasförmigem Zustand, sondern als verflüssigtes LNG, das in der Regel über spezielle Tankschiffe transportiert wird.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness ist die Menge an LNG, das von EU-Staaten importiert wird, in den ersten sieben Monaten des Jahres sogar angestiegen. Danach haben EU-Staaten von Januar bis Juli insgesamt 22 Millionen Kubikmeter LNG aus Russland eingeführt, ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber dem selben Zeitraum im Jahr 2021 - also vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine.

Gas für fünf Milliarden Euro

EU-Länder werden nach den Projektionen von Global Witness damit im laufenden Jahr rund 5,3 Milliarden Euro in russisches LNG investieren. Die Angaben basieren auf Preisinformationen des finnischen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Es würde sich um Rekordmengen handeln,

Rund 52 Prozent des russischen LNG-Exports wurden in den ersten sieben Monaten in die EU eingeführt, im Vergleich zu 49 Prozent der Exporte im vergangenen Jahr und 39 Prozent im Jahr 2021.

Wirkungsloser Appell der EU-Kommission

Der Import von LNG fällt nicht unter die EU-Sanktionen, die nach Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine verhängt und mehrfach erweitert wurden. Zwar setzt sich die EU-Kommission für einen Stopp der Käufe ein; so hatte EU-Energiekommissarin Kadri Simson bereits im März die Mitgliedsstaaten zu einem Stopp der Importe aus Russland aufgefordert. Doch an den Importen ändert dies bislang nichts.

"Es ist schockierend zu sehen, dass sich viele EU-Länder von russischem Gas via Pipelines unabhängig gemacht haben, nur um es dann durch LNG per Tankschiff zu ersetzen", zitiert die "Financial Times" den Global-Witness Experten Jonathan Noronah-Gant. Weiterhin würden damit europäische Unternehmen Milliarden an Wladimir Putins Kriegskasse überwiesen.

Spanien, Belgien und Frankreich importieren am meisten

Die größten Importeure von russischem Gas innerhalb der EU sind nach den Angaben Spanien, das von Januar bis Juli 7,5 Millionen Kubikmeter LNG aus Russland gekauft hat. Das sind 18 Prozent der gesamten russischen LNG-Ausfuhren. Nur China hat in dem Zeitraum mehr, nämlich 20 Prozent der Ausfuhren gekauft.

Auch Belgien, mit 7,1 Millionen Kubikmetern und Frankreich mit 4,5 Millionen Kubikmetern LNG sind Großabnehmer in der EU. Belgien verfügt mit dem LNG-Terminal in Zeebrügge über einen der wenigen Häfen, der Tanker der Eis-Klasse abfertigen kann, die im hohen Norden eingesetzt werden.

Aus für russisches Gas frühestens 2027

Die EU-Kommssion hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Gemeinschaft bis 2027 gar kein russisches Gas mehr bezieht, weder per LNG-Tanker, noch per Pipeline. Derzeit ist Russland mit 16 Prozent Anteil allerdings noch zweitgrößter Lieferant des verflüssigten Erdgases in die Gemeinschaft, nach den USA und vor Katar, Nigeria und Algerien. Viele Länder wie auch Österreich sind bis dahin auch vertraglich an russische Gas-Lieferungen gebunden.

Andreas Meyer-Feist, HR Brüssel, tagesschau, 30.08.2023 15:20 Uhr