Einnahmeausfälle wegen EHEC EU will Bauern entschädigen

Stand: 08.06.2011 07:33 Uhr

Infolge der EHEC-Warnungen sind Europas Gemüsebauern hohe Einnahmen entgangen. Die EU-Kommission schlug vor, sie mit 150 Millionen Euro zu entschädigen. Den EU-Agrarministern ist das zu wenig. Sie forderten Nachbesserungen, billigten im Grundsatz aber Hilfen für die Bauern.

Europäische Gemüsebauern sollen nach dem Willen der EU-Kommission für ihre Einnahmeausfälle infolge der EHEC-Epidemie entschädigt werden. "Wir werden einen Betrag von 150 Millionen Euro vorschlagen", sagte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Die genaue Summe der Hilfen hänge von der Höhe der Verluste ab, fügte er hinzu.

Für die am meisten betroffenen Produkte, die vom Markt zurückgenommen werden, sollten 30 Prozent des Referenzpreises aus den Vorjahren bezahlt werden. Zur Berechnung der Einnahmeverluste werde ein Zeitraum vom Beginn der Krise Ende Mai bis Ende Juni zugrunde gelegt.

Agrarminister fordern mehr Geld für Bauern

Im Grundsatz einigten sich die EU-Agrarminister bei einem Sondertreffen auf Hilfen für die Bauern. Zahlreichen Mitgliedsstaaten reichte die vorgeschlagene Summe allerdings nicht. Deswegen soll das Entschädigungsangebot an die Bauern in den kommenden Tagen noch "erheblich" ausgeweitet werden, verlautete aus Diplomatenkreisen. In der kommenden Woche will die EU-Kommission demnach einen neuen Vorschlag vorlegen und darin das Volumen des geplanten Hilfsfonds nach Möglichkeiten anpassen.

"Wir fordern eine Entschädigung von 100 Prozent für alle Landwirte", sagte die spanische Ressortchefin Joaquina Rosa Aguilar Rivero. Ihr französischer Kollege Bruno Le Maire verlangte ebenfalls eine hundertprozentige Entschädigung von der EU. "Die Gemüsebauern sind extrem hart getroffen, dabei trifft sie keinerlei Schuld." Nach Angaben des Europäischen Bauernverbandes Copa-Cogeca belaufen sich die Einbußen für die Gemüse- und Obstproduzenten in der EU auf mehr als 400 Millionen Euro pro Woche. "Die Nachfrage für saisonales Obst ist praktisch auf Null gesunken", heißt es in einem Brief der Organisation an die EU-Kommission. Sie fordert darin ebenfalls eine komplette Entschädigung, nicht nur für zurückgenommenes Gemüse, sondern auch für das Einstellen der Produktion.

Unions-Bundestagsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) forderte nationale Hilfen für die Gemüsebauern zusätzlich zur Unterstützung der EU. "Wir müssen eine nationale Entschädigungsregelung für die Bauern vereinbaren", sagte Singhammer der Düsseldorfer "Rheinischen Post". "Selbstverständlich tragen auch Gemüsebauern ein gewisses Geschäftsrisiko, aber dieser EHEC-Ausbruch war nicht vorhersehbar."

Einzelhandel mit Umsatzeinbrüchen

Auch der Einzelhandel in Deutschland beklagt einen massiven Umsatzrückgang. "Wir haben Einbrüche von 30 bis 40 Prozent bei Obst und Gemüse. Auch bei anderen Lebensmitteln gehen die Umsätze deutlich zurück", sagte der Sprecher des Handelsverbands HDE, Kai Falk, der "Bild"-Zeitung.