Einnahmeausfälle wegen EHEC Brüssel bietet Bauern 210 Millionen Euro Entschädigung

Stand: 18.10.2011 16:07 Uhr

150 Millionen Euro Entschädigung für die Gemüsebauern waren den EU-Agrarministern nicht genug. Nun besserte die EU-Kommission ihren Vorschlag nach. Die Landwirte sollen 210 Millionen Euro erhalten, um Einbußen infolge der Warnungen im Zusammenhang mit EHEC teilweise auszugleichen.

Die EU-Kommission hat ihr Entschädigungsangebot für die von der EHEC-Krise getroffenen Gemüsebauern deutlich erhöht. Statt der gestern vorgeschlagenen 150 Millionen Euro sollten für die Bauern 210 Millionen Euro bereitgestellt werden, kündigte EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos an. Mit dem Geld sollen die Landwirte 50 Prozent ihrer Einnahmeausfälle ersetzt bekommen. Berechnungsgrundlage sind dabei die Juni-Preise der vergangenen Jahre.

Welche Summen die Bauern in einzelnen Ländern von der EU erhalten, ist offen. Über die größten Einbußen hatten bislang die spanischen Landwirte geklagt. "Wie viel Geld Spanien erhält, hängt von den Anträgen aus Spanien ab, das werden wir erst Ende Juni wissen", sagte Ciolos. Auch deutsche Bauern, die teils von dramatischen Umsatzeinbrüchen betroffen waren, können EU-Geld bekommen.

Bauern müssen normale Umsätze nachweisen

"Unser oberstes Ziel ist es, so schnell wie möglich zu reagieren, damit die Bauern durch die unverschuldete Notlage kommen", sagte Ciolos. Gemüseproduzenten, die in Erzeugergemeinschaften organisiert sind, erhalten seinen Angaben zufolge neben den 50 Prozent des Schadens, den die EU übernehmen will, von ihren Organisationen zusätzlich rund 20 Prozent erstattet. Um Überkompensationen zu vermeiden, müssten alle Bauern Nachweise über ihre normalen Umsätze vorlegen.

Infolge der Warnungen vor dem Verzehr bestimmter Gemüsesorten im Zusammenhang mit den EHEC-Infektionen sind insbesondere Gurken, Tomaten und Salate derzeit nur schwer zu verkaufen. Auch bei anderen Gemüsesorten ging die Nachfrage stark zurück. Die EU will deshalb auch die Produzenten von Zucchini und Paprika für Umsatzeinbußen entschädigen.

Zustimmung der EU-Staaten ungewiss

Ob die EU-Agrarminister den neuen Vorschlag akzeptieren, ist ungewiss. Eine Entscheidung ist bei einem Treffen von Vertretern der Mitgliedsstaaten am 14. Juni geplant. Die Landwirtschaftsminister der 27 EU-Staaten hatten gestern bei einem Sondertreffen zwar bereits grundsätzlich beschlossen, dass die Bauern aus EU-Mitteln entschädigt werden sollen. Dabei wird der Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juni zugrundegelegt. Sollte die Krise anhalten, könne auch die Hilfe verlängert werden, sagte Ciolos. Das Geld soll aus einem Notfallfonds kommen, der durch bislang nicht ausgeschöpfte Mittel des EU-Agraretats finanziert werden soll. Allerdings waren zahlreichen Mitgliedstaaten die ursprünglich vorgeschlagenen 150 Millionen Euro zu wenig. Eine von Spanien angeführte Gruppe forderte eine hundertprozentige Entschädigung. Daraufhin hatte die EU-Kommission eine Erhöhung angekündigt.

Die nun gebotene Summe bleibt weiter deutlich hinter den Forderungen der Gemüseproduzenten zurück. Nach Angaben des Europäischen Bauernverbandes Copa-Cogeca verliert die Branche europaweit derzeit mehr als 400 Millionen Euro pro Woche, in Deutschland 30 Millionen Euro. Allein die spanischen Gemüsebauern erleiden nach nach eigenen Angaben derzeit Verluste von etwa 200 Millionen Euro wöchentlich. Nach Angaben des Deutschen Fruchthandelsverbands ist der Handel mit Salat, Gurken und Tomaten inzwischen fast komplett zusammengebrochen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner sprach von einer "extrem explosiven und deprimierten Stimmung". Allein den Schaden der deutschen Gemüsebauern bezifferte er auf bislang weit mehr als 65 Millionen Euro.