Zwei Hände liegen auf einer Computer-Tastatur.

USA und chinesische Hacker Spionjagd mit Nebenwirkungen

Stand: 12.02.2023 03:00 Uhr

Viele Industrienationen werfen China immer wieder Wirtschaftsspionage vor. In den USA arbeiten Regierung und Unternehmen zusammen, um sich dagegen zu wehren. Schießen sie dabei über das Ziel hinaus?

News Corp, der Medienkonzern von Rupert Murdoch, hat die US-Börsenaufsicht SEC in dieser Woche informiert, dass das Unternehmen gehackt wurde. Eine Sicherheitsfirma kam zum Schluss, dass es sich um Spionage handelt und die Aktivitäten einen Bezug zu China haben. Die Konfrontation zwischen der Volksrepublik und den USA hat in den vergangenen Wochen zugenommen. FBI-Direktor Christopher Wray erklärte bei einem Vortrag, mehr als 2000 Untersuchungen seiner Behörde würden sich allein mit der Abwehr von Gefahren aus China beschäftigen: "Kein Land stellt eine größere Gefahr für unsere Ideen, unsere Erfindungen und unsere wirtschaftliche Sicherheit dar als China", so der FBI-Chef. Die Ermittler könnten beinahe alle zwölf Stunden eine neue Untersuchung einleiten.

Regierung und Firmen gemeinsam gegen Spionage

James Lewis vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Washington glaubt, dass sich die Hacker und Spione der Volksrepublik für alles interessieren. So habe eine Gruppe der chinesischen Armee vor Jahren die Zusammensetzung weißer Farbe der Firma DuPont gestohlen, erzählt Lewis. "Xi Jinping hat die Dinge unter Kontrolle gebracht", so der Sicherheitsexperte. "Die Aktionen richten sich jetzt stärker an Chinas strategischen Zielen aus, also Energieversorgung, Mikroelektronik, Triebwerke, Quantencomputer, Künstliche Intelligenz und Raumfahrt."

US-Unternehmen, die Opfer von Cyberkriminellen geworden sind, hatten in der Vergangenheit häufig versucht, Schlagzeilen zu vermeiden. Nun müsse man die Fehler der vergangenen 20 Jahre korrigieren, sagt Lewis. Zum Beispiel durch eine schnelle Zusammenarbeit zwischen Regierung und Unternehmen: "Die Joint Cyber Defence Collaborative hat in einigen Fällen sehr gut funktioniert. Die Initiative baut auf der Möglichkeit auf, eine echte Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft zu haben", erläutert Lewis die Vorgehensweise. Dabei sei der allgemeine Ruf nach dem Austausch von Informationen zwar ein Klischee - aber: "In diesen Fällen gab es echte taktische Hinweise, wie darauf zu reagieren ist."

Vorwurf des "Racial Profilings"

Das US-Justizministerium hatte 2018 außerdem die "China Initiative" aufgelegt. Diese Jagd nach Spionen sei allerdings zu einem Instrument geworden, um chinesische Wissenschaftler und Ingenieure in den USA zu terrorisieren, kritisiert Judy Chu, Abgeordnete der Demokratischen Partei aus Kalifornien.

Justizminister Merrick Garland hatte den Vorwurf zurückgewiesen, es handele sich um ethnisches Profiling: "Weder ermitteln wir, noch erheben wir Anklage auf der Basis einer ethnische Zugehörigkeit, noch aus welchem Land jemand kommt oder dessen Familie." Trotzdem musste Garland versprechen, das Vorgehen seines Hauses zu untersuchen. Die "New York Times", Bloomberg und der Technology Review des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hatten über falsche Verdächtigungen berichten.

Klima der Angst unter Wissenschaftlern

Jenny Lee von der Universität aus Arizona fasste im Radiosender NPR Ergebnisse einer Studie unter Wissenschaftlern zusammen. Viele machten sich Sorgen, dass jede Verbindung zu China - eine Zusammenarbeit bei Forschungsprojekten, ein Besuch in der Volksrepublik, Fördergelder aus China oder gemeinsame Daten-Analysen - die Gefahr möglicher Ermittlungen des FBI berge, so die Professorin.

Und der Technologie Review des MIT kommt zum Ergebnis, dass durch die bisherige Strafverfolgung ein Klima der Angst entstanden sei. Talentierte Wissenschaftler würden dadurch gedrängt, die Vereinigten Staaten zu verlassen, so die Warnung. Amerika gefährde seine Möglichkeiten, neue Talente in Wissenschaft und Technologie aus China und der ganzen Welt anzuziehen.