Aufarbeitung der Immobilienkrise US-Regierung will Schadensersatz von Banken

Stand: 03.09.2011 17:05 Uhr

Nun hat es die Deutsche Bank schwarz auf weiß: Die US-Regierung verklagt sie und 16 weitere Kreditinstitute auf Schadensersatz. Sie wirft ihnen vor, durch unlautere Hypothekengeschäfte die Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac in die Schieflage gebracht und somit die Finanzkrise mit angeheizt zu haben.

Die Deutsche Bank muss sich für fragwürdige Hypotheken-Geschäfte zu Zeiten der Finanzkrise verantworten. Die US-Aufsichtsbehörde FHFA hat das Frankfurter Institut und 16 weitere Geldinstitute wie erwartet verklagt. Die Deutsche Bank soll für "substanzielle Verluste" geradestehen, die die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac nach dem Kauf von ihren Hypotheken-Papieren erlitten hätten. Die Forderungen seien haltlos, sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher. "Wir werden uns energisch dagegen zur Wehr setzen."

Unklar ist noch, wie hoch die Schadensersatz-Forderung ist. Der Klageschrift zufolge werden finanzielle Schäden auf Hypotheken-Anleihen über insgesamt fast 200 Milliarden Dollar geltend gemacht - davon entfallen mehr als 14 Milliarden Dollar auf die Deutsche Bank. Unter den beklagten Banken sind auch die Bank of America, die Citigroup, JPMorgan Chase und Goldman Sachs. Die FHFA wirft ihnen vor, beim Verkauf von Hypothekenpapieren an Fannie Mae und Freddie Mac die Kreditqualität beschönigt zu haben.

Das Risiko weitergereicht

Als die US-Immobilienblase im Jahr 2007 platzte und die Preise für Eigenheime purzelten, konnten die Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr begleichen - die Hypothekenpapiere verloren schlagartig an Wert. Die Großbanken sollen aber gewusst haben, so der Vorwurf, dass viele Kreditnehmer wegen ihres geringen Einkommens keine Chance hatte, ihre Schulden zu bedienen. Fannie Mae und Freddie Mac mussten schließlich vom Staat gerettet werden, für ihre Verluste kamen die US-Steuerzahler auf.

Banken weisen Verantwortung zurück

Die Deutsche Bank wies die Klage als "unbegründet" zurück. Die Vorwürfe seien "haltlos", sagte ein Unternehmenssprecher und machte deutlich: "Wir werden uns mit allen Mitteln gegen die Klage zur Wehr setzen."

Die Banken hatten bisher argumentiert, die Verluste der Baufinanzierer seien auf die allgemeine Wirtschaftskrise zurückzuführen gewesen. Außerdem seien die beiden Institute ausreichend erfahren gewesen, um alle Risiken einschätzen zu können. "Fannie und Freddie seien der Inbegriff eines erfahrenen Investors", sagte der Deutsche-Bank-Sprecher und verwies auf billionenschwere Hypotheken-Geschäfte der zwei Finanzfirmen. "Sie haben die Kredite, von denen sie heute sagen, sie hätten nicht in den Angeboten sein dürften, oftmals handverlesen."

US-Regierung unter Zeitdruck

Die "New York Times" hatte bereits über die drohenden Klagen berichtet. Am späten Freitag machte die Aufsichtsbehörde dann schließlich Ernst und ging vor Gericht. Der Staat steht bei der Aufarbeitung der Finanzkrise unter Zeitdruck: Langsam laufen die Fristen ab, in denen die Banken zu belangen sind. Deshalb rollt derzeit eine regelrechte Klagewelle von Investoren über die USA hinweg. Die Deutsche Bank ist dabei bereits zuvor ins Visier geraten.

Im Juli hatte die FHFA bereits die Schweizer Großbank UBS wegen fragwürdiger Hypotheken-Geschäfte im Wert von 4,5 Milliarden Dollar verklagt. Am Schlimmsten traf es bei der jetzigen Klagewelle die Bank of America, weil sie zu Zeiten der Finanzkrise die beiden großen Marktteilnehmer Countrywide und Merrill Lynch geschluckt hatte. Hier lautet die im Raum stehende Gesamtsumme auf 57,5 Milliarden Dollar. Bei JPMorgan Chase geht es um Hypotheken-Deals über 33 Milliarden Dollar.