Deutsche Bank verordnet sich Schrumpfkur Mit dem Rotstift in die Zukunft

Stand: 27.04.2015 10:56 Uhr

Bis zu 200 Filialen sollen schließen, das Investmentbanking schrumpfen und auch sonst die Kosten senken - das sieht der neue Sparkurs der Deutschen Bank vor. Das Geldinstitut peilt jährliche Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro an.

Die Deutsche Bank will im Rahmen des Konzernumbaus ihr Filialnetz ausdünnen. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen bis zum Jahr 2017 von den derzeit rund 700 Niederlassungen bis zu 200 geschlossen werden. Dieser Schritt ist Teil eines mehrere Milliarden Euro umfassenden Sparkurses. Insgesamt sollen die laufenden Kosten bis 2020 um jährlich 3,5 Milliarden Euro sinken.

Wie viele Stellen von den Einsparungen betroffen wären, ließ die Bank zunächst offen. Co-Chef Jürgen Fitschen sagte, die dafür notwendigen Gespräche mit den Betriebsräten hätten noch nicht begonnen. Ende 2014 gab es bei dem Konzern weltweit rund 98.000 Vollzeitstellen.

Der Großteil der Einsparungen solle über Efffizienzsteigerungen erreicht werden, etwa über eine stärkere Digitalisierung der Geschäfte. In den Ausbau digitaler Technologien will das Unternehmen in den kommenden drei bis fünf Jahren über alle Geschäftsbereiche hinweg bis zu eine Milliarde Euro investieren.

Außerdem will sich die Bank aus unprofitablen Geschäften zurückziehen, auch im Investmentbanking. Die Bilanz der Sparte soll um etwa 200 Milliarden Euro reduziert werden. Auch sollen die Geschäfte in bis zu zehn Ländern beendet werden. Momentan ist die Deutsche Bank in 70 Staaten aktiv. Um welche Länder es geht, teilte die Bank nicht mit.

Renditeziel gesenkt

Das Renditeziel des Konzerns senkten die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen auf mehr als zehn Prozent nach Steuern. Bislang hatten sie zwölf Prozent angepeilt - aber nie erreicht.

Mit den Maßnahmen will das Geldhaus sein Kapitalproblem endgültig in den Griff bekommen. Die für die Aufseher immer wichtiger werdende Verschuldungsquote ("Leverage Ratio") soll mittelfristig deutlich steigen. Der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme soll auf mindestens fünf Prozent klettern. Ende März lag dieser Wert mit 3,4 Prozent deutlich darunter.

Bei der harten Kernkapitalquote strebt die Bank einen Wert von rund elf Prozent an. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Altlasten machen im ersten Quartal Aufschwung zunichte

Im ersten Quartal verdarben Altlasten der Bank erneut die Bilanz. Der Konzernüberschuss verringert sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 49 Prozent auf 559 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss halbierte sich ebenfalls, und zwar auf 544 Millionen Euro.

Die Bank hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, weitere 1,5 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückzulegen. Damit machten Altlasten wieder einmal den Aufschwung im Tagesgeschäft zunichte.

Zwangsabfindung für Postbank-Aktionäre geplant

Auch zum Umgang mit der Tochter Postbank gibt es neue Details. Schon seit dem Wochenende ist klar, dass diese verkauft werden soll. Dazu will die Deutsche Bank die Kleinaktionäre der Postbank zwangsabfinden.

Dieser "Squeeze Out" solle auf der Postbank-Hauptversammlung im August beschlossen werden, erklärte die Deutsche Bank. Momentan hält diese rund 97 Prozent der Postbank-Anteile. Ein Anteil von 95 Prozent gilt als Mindestvoraussetzung für einen "Squeeze Out".

Bis Ende 2015 will sie dann alleinige Eigentümerin der Postbank sein und bis Ende 2016 die Postbank wieder an die Börse bringen und ihre eigenen Anteile auf zunächst mindetens unter 50 Prozent reduzieren, bis sie dann komplett aussteigt.