
Unabhängigkeit von Russland Dänemark will mehr Gas fördern
Dänemark will seine Förderung von Öl und Gas in der Nordsee kurzfristig deutlich erhöhen. Im Laufe des nächsten Jahres will das Land so komplett unabhängig von russischen Lieferungen sein.
Dänemark will seine Förderung von Öl und Gas in der Nordsee kurzfristig deutlich erhöhen. Im Laufe des nächsten Jahres will das Land so komplett unabhängig von russischen Lieferungen sein.
Dänemark will angesichts der russischen Invasion in der Ukraine seine Gasförderung in der Nordsee vorübergehend ausweiten. Damit kann sich das skandinavische Land nach Regierungsangaben deutlich schneller von Lieferungen aus Russland unabhängig machen als Deutschland.
"Wir sind überzeugt, dass es besser ist, Gas in der Nordsee zu fördern, als es von Wladimir Putin zu kaufen", so Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Die Regierung hält eine Steigerung um ein Viertel kurzfristig für möglich. Im nächsten Jahr könne man so unabhängig von russischen Importen sein.
Kein Ausstieg aus dem Ausstieg
Mit einer Ausweitung der Gasförderung macht Dänemark einen kurzfristigen Strategieschwenk. Denn im vergangenen Jahr hatte das Parlament beschlossen, bis 2050 komplett aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee auszusteigen und die Förderung schrittweise zu drosseln.
Um dieses Ziel trotz der kurzfristigen Fördererhöhung beibehalten zu können, will man erneuerbare Energien schnell ausbauen. Die Erzeugung von Wind- und Solarstrom soll der Regierung zufolge bis 2030 vervierfacht werden. Nach dem EU-Austritt Großbritanniens ist Dänemark der größte Produzent von Öl in der Europäischen Union und spielt auch als Exporteur von Erdgas eine wichtige Rolle. In Europa ist allerdings das Nicht-EU-Mitglied Norwegen bei Weitem das größte Förderland.
Deutschland weiterhin gegen ein Gas-Embargo
Anders als die dänische Regierung hält die Bundesregierung einen kurzfristigen Gaslieferstopp aus Russland weiterhin nicht für machbar. Die heimische Erdgasförderung in Deutschland deckt etwa fünf Prozent des Bedarfs. Die Gasbranche hält eine Steigerung zumindest auf sechs Prozent für machbar, wenn man auf die umstrittene Fracking-Technik verzichtet.
Die Fracking-Methode lehnt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für Deutschland ab. "In der Norddeutschen Tiefebene sitzen wir auf einer großen Menge Gas, an das man nur mit Fracking herankommt. Man müsste also mit großem Druck und chemischen Substanzen tiefe Gesteinsschichten zerstören, um das Gas zu gewinnen", so Habeck gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Wochenende. "Das ist nach dem Wasserrecht schwer möglich, weil es mit negativen Folgen für unsere Umwelt verbunden sein kann. Im Moment gibt es auch keine Unternehmen, die das wollen." Laut Habeck würde es aber auch "Jahre dauern, neue Förderungen hochzuziehen und die Genehmigungsverfahren hinzubekommen".
Die konventionellen Förderfelder in Deutschland seien "weitestgehend ausgeschöpft", so der Grünen-Politiker: "Es würde helfen, die Produktion kurzfristig zu steigern - mit der Konsequenz, dass man am Ende früher aussteigt. Unsere Probleme können wir dadurch aber nicht lösen." Habeck warnte eindringlich vor einem Importstopp von russischem Gas. "Ein sofortiges Gas-Embargo würde den sozialen Frieden in Deutschland gefährden", sagte er.
Arbeitgeber und Gewerkschaften gegen Gas-Embargo
Mit seiner Ablehnung eines Gas-Embargos gegenüber Russland hat der Bundeswirtschaftsminister Rückendeckung sowohl von Arbeitgeberseite als auch Gewerkschaften. Sanktionen müssten gezielt sein, die Gegenseite unter Druck setzen und möglichst Schaden von der eigenen Wirtschaft abhalten, so der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands BDA, Rainer Dulger, und der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in einer gemeinsamen Stellungnahme. "Beim aktuell diskutierten Gas-Embargo sehen wir das nicht." Die negativen Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung wären nach Ansicht Dulgers und Hoffmanns momentan in Deutschland höher als die in Russland.