
Deutsche Bahn Fahrgastzahlen brechen ein
Stand: 06.04.2020 13:15 Uhr
Die Bundesregierung hat dazu aufgerufen, in der Corona-Krise auf unnötige Reisen zu verzichten - und offenbar halten sich die Menschen daran: Die Züge der Bahn sind nur noch zu rund 15 Prozent ausgelastet.
Aufgrund der Corona-Krise sind auch bei der Bahn die Fahrgastzahlen in den vergangenen Wochen eingebrochen: Das Reiseaufkommen im Fernverkehr liege aktuell bei 10 bis 15 Prozent des sonst üblichen Niveaus, sagte Konzernchef Richard Lutz. Im Regionalverkehr seien es 15 Prozent.
Damit liegt die Nachfrage deutlich unter dem Angebot. Drei Viertel der üblicherweise fahrenden Fernzüge sind derzeit laut Lutz noch im Einsatz. Vor dem Hintergrund der Grenzschließungen und anderer Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie seien insbesondere Verbindungen ins Ausland, touristische Inlandsverbindungen und von Geschäftsreisenden viel genutzte Sprinterzüge vorübergehend gestrichen worden.
Im Regionalverkehr wurde das Angebot demnach im Schnitt auf 65 Prozent reduziert, vielerorts führen die Züge faktisch nach Wochenendfahrplan. Mehr Verbindungen zu streichen sei nicht angedacht. Gewerkschaften hatten in den vergangenen Tagen immer wieder gefordert, das Angebot weiter herunterzufahren, um Beschäftigte zu schützen.
Reiseaufkommen bei der Deutschen Bahn drastisch gesunken
tagesschau 17:00 Uhr, 06.04.2020, Ole Hilgert, RBB
Geringe Nachfrage auch zu Ostern
Der Bahn-Chef zeigte sich überzeugt, dass es trotz der weiteren Ausbreitung des Coronavirus nicht zu Engpässen beim Personal kommt: "Wir halten die Dinge am Laufen."
Mit Blick auf die Buchungszahlen zu Ostern stellte Lutz keine erhöhte Nachfrage fest. Die Kunden gingen verantwortungsvoll mit der aktuellen Situation um. Auch nach den Ansprachen der Kanzlerin habe anscheinend jeder begriffen, "dass diese aktuelle Zeit wirklich erfordert, dass wir diese Abstands- und Kontaktregeln einhalten".
Rückgang auch im Güterverkehr
Im Güterverkehr transportiere die Bahn momentan "alles, aber auch wirklich alles, was Kunden gefahren haben möchten". Die Bahn konzentriere sich derzeit beispielsweise verstärkt auf die Versorgung des Lebensmittelhandels. Dennoch könnten Neukunden den Rückgang bei industriellen Kunden und speziell der in der Krise gebeutelten Autobranche nicht ausgleichen.
Lutz betonte die "besondere Verantwortung" der Bahn, in der Krise einen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft zu leisten. Trotzdem würden die Nachfrageausfälle in allen Bereichen am Ende "in der Kasse fehlen". Eine belastbare Prognose zu den diesjährigen Geschäftszahlen sei unmöglich. Die Auswirkungen seien vermutlich schlimmer als nach der Finanzkrise 2008.
Die aktuelle Lage der Deutschen Bahn
Nadine Lindner, DLF
06.04.2020 16:31 Uhr
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