
Urlauber in Sorge Thomas Cook im Krisenmodus
Stand: 22.09.2019 20:18 Uhr
Nach wie vor ist unklar, ob der britische Reisekonzern Thomas Cook gerettet werden kann. Und Hunderttausende Urlauber wissen noch immer nicht, wie sie nach Hause kommen sollen. Es kommt zu dramatischen Szenen.
Von Imke Köhler, ARD-Studio London
Bisher ist nicht klar, ob Thomas Cook gerettet ist oder nicht. Aus den Krisengesprächen im Lauf des Tages ist nichts nach außen gedrungen. Thomas Cook hat einmal mehr mit potenziellen Geldgebern gesprochen, der Reisekonzern braucht dringend eine Zusage über weitere 200 Millionen Pfund.
Reisekonzern Thomas Cook verhandelt über weiteres Geld
tagesthemen 22:45 Uhr , 22.09.2019, Julie Kurz, ARD London
Britische Regierung mit Notfallplänen
Dass die britische Regierung Thomas Cook zur Seite springt, gilt als unwahrscheinlich. Auch sie war vom Touristikkonzern zuletzt um Hilfe gebeten worden. Außenminister Dominic Raab hielt sich diesbezüglich heute aber sehr bedeckt: "Wir springen nicht gezielt mit Steuergeldern ein, wenn Unternehmen untergehen - es sei denn, es gibt ein strategisches nationales Interesse, dies zu tun", sagte er.
Raab machte aber deutlich, dass die britische Regierung Notfallpläne ausarbeitet, um gegebenenfalls gestrandete britische Urlauber wieder nach Hause zu holen. Es könnte für Großbritannien die größte Rückholaktion in Friedenszeiten werden. Insgesamt sind derzeit rund 600.000 Kunden mit Thomas Cook in der Welt unterwegs. Unter ihnen sind etwa 150.000 bis 160.000 Briten, eine sehr hohe Zahl dürfte auch auf deutsche Urlauber entfallen.
Gäste quasi festgesetzt
Konsequenzen der Krise sind jetzt schon spürbar. So konnte eine britische Reisegruppe zunächst ihr Hotel im tunesischen Ort Hammamet nicht verlassen. Das Hotelpersonal wollte die Gäste nicht abreisen lassen - aus Angst, vom Reiseveranstalter Thomas Cook kein Geld mehr zu erhalten.
Gary Seale, der inzwischen zurück in Manchester ist, sprach mit der BBC über das, was sich am Samstagabend in der Hotellobby abgespielt hat: "Wir fanden heraus, dass eine alte Dame gerade genötigt worden war, an der Rezeption 2500 Pfund zu bezahlen, damit sie abreisen konnte. Im Laufe des Abends hat dann das Sicherheitspersonal die Eingangstüren blockiert und uns daran gehindert, zu gehen. Wir wurden dort gefangen gehalten."
Möglicherweise war das nicht der einzige Zwischenfall dieser Art. Im gleichen Hotel soll es später sogar noch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Insgesamt wächst die Nervosität bei den Kunden von Thomas Cook. Ein junger Mann hat Sorge, seinen ersten Arbeitstag beim neuen Arbeitgeber zu verpassen, wenn er nicht rechtzeitig zurückkommt. Eine Frau, die sich nach einer überwundenen Krebserkrankung mit einer Reise beschenken wollte, hat Sorge, gar nicht erst abfliegen zu können.
Kunden fürchten um ihre Pläne
Es sind Geschichten aus allen Lebenslagen, die die Konzern-Krise nun an die Öffentlichkeit bringt. Auch Andrew und Sharon befürchten, ihr Urlaubsziel nicht zu erreichen: "Wir wollen nach Las Vegas reisen, um zu heiraten", erzählten sie. "Es werden 19 unserer engsten Freunde und Familienmitglieder dort sein - hoffentlich. Wir haben das ein Jahr lang geplant. Wir sind aufgeregt und freuen uns darauf."
Sharon, die gar nicht glauben will, dass ihre Hochzeit ins Wasser fallen könnte, zählt auf, was alles geplant ist: "Wir haben einen Partybus, wir haben einen wundervollen Empfang, wir haben all diese tollen Hotelzimmer. Aber wenn die Dinge schlecht laufen mit Thomas Cook .dann wissen nicht, was wir tun sollen."
Derzeit laufe der Flugbetrieb normal, betont Thomas Cook. Wie lange das noch der Fall sein wird, ist allerdings ungewiss.
Urlauber in Sorge - Zukunft von Thomas Cook noch ungewiss
Imke Köhler, ARD London
22.09.2019 16:56 Uhr