November 2010 Irland unter dem Rettungsschirm

Stand: 01.12.2010 09:49 Uhr

Nach langem Zögern entschließt sich die irische Regierung, bei EU und IWF um Milliardenhilfen für den maroden Staatshaushalt zu bitten - der wies zuletzt ein Defizit von 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf. Gleichzeitig wird ein Sparplan aufgelegt - und die Regierung wackelt.

Nach langem Zögern entschließt sich die irische Regierung, bei EU und IWF um Milliardenhilfen für den maroden Staatshaushalt zu bitten - der wies zuletzt ein Defizit von 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf. Gleichzeitig wird ein Sparplan aufgelegt - und die Regierung wackelt.

01. November 2010: Der US-Versicherer AIG zahlt einen Teil seiner Milliardenschulden an den Staat zurück. Das DIW prognostiziert der deutschen Industrie acht Prozent Wachstum in diesem Jahr. Ryanair und Air Berlin melden steigende Gewinne und Umsätze.

02. November 2010: Die Zeitschriftenverlage melden langsam steigende Werbeerlöse.

03. November 2010: Die OECD fordert die Staaten zum Kampf gegen die Schuldenberge auf. BMW erhöht seine Jahresprognose. Das Hollywood-Studio MGM stellt einen Insolvenzantrag. Die US-Notenbank Fed will bis Mitte des kommendes Jahres weitere Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar kaufen und damit indirekt Bankenkredite für Firmen und Bürger verbilligen.

04. November 2010: Die BayernLB lässt die Fusion mit der WestLB platzen. Und die Wirtschaftskrise lässt die Zahl der überschuldeten Deutschen steigen.

05. November 2010: Nach dem Bundestag billigt auch der Bundesrat eine Bankenrichtlinie und fordert besseren Anlegerschutz. Brüssel erhöht derweil den Druck auf die WestLB.

06. November 2010: Der Internationale Währungsfonds stimmt der größten Reform seiner Geschichte zu.

09. November 2010: Spätes Opfer der Finanzkrise: Der US-Anleihenversicherer Ambac muss nach großen Verlusten in Folge der Krise Insolvenz anmelden. Die US-Banken geraten wegen ihrer Praxis bei der Zwangsversteigerung von Häusern immer stärker in die Kritik. Der G20-Gipfel in Seoul wird überschattet vom Währungsstreit zwischen China und den USA; Lösungen beim Gipfel sind eher unwahrscheinlich.

10. November 2010: Die EU fürchtet, beim G20-Gipfel mit ihren Positionen zerrieben zu werden - in einigen Punkten sind aber auch die Positionen unklar. Auch die Tonlage zwischen Deutschland und den USA ist eher frostig. Das Herbstgutachten der Wirtschaftsweisen prognostiziert zwar 3,7 Prozent Wachstum, kritisiert aber auch die Bundesregierung deutlich. Die britische Presse lobt den rheinischen Kapitalismus. Während Konzernmutter GM wieder Milliarden verdient, bleibt Opel in den roten Zahlen.

11. November 2010: Der G20-Gipfel in Seoul beginnt mit stolzen Gastgebern und streitenden Gästen. Im Mittelpunkt stehen Diskussionen über Wirtschafts-, Währungs- und Finanzpolitik. Der Bund steigt angesichts knapper Staatsfinanzen und steigender Kosten aus der Finanzierung von neun Bahnprojekten aus. Griechenland verfehlt - wenn auch nur knapp - seine Sparziele.

12. November 2010: Die G20-Staaten einigen sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. China ist vor allem mit dem Verlauf des Gipfels zufrieden; US-Präsident Obama steht dagegen weitgehend mit leeren Händen da. Das eigentlich wichtigste Thema, die Finanzmarktregulierung, sei viel zu sehr von anderen Themen überlagert worden, meint Wirtschaftsforscher Otte im Interview. In den USA schlagen die Chefs einer von Präsident Obama eingesetzten Kommission einschneidende Sparmaßnahmen zum Abbau des gigantischen US-Staatsdefizits vor. Deutschland wird dagegen 2011 voraussichtlich weniger neue Schulden machen als eingeplant - aber trotz boomender Konjunktur plant Finanzminister Schäuble immer noch eine Nettokreditaufnahme in Höhe von 48,4 Milliarden Euro ein. Die deutsche Wirtschaft setzt ihre Erholung im dritten Quartal fort. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu.

13. November 2010: Unter den Wechselkursschwankungen leidet auch der deutsche Mittelstand. Irlands Premier Cowen dementiert Berichte, nach denen sein Land EU-Finanzhilfen beantragen müsse.

14. November 2010: Die Staaten des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums APEC wollen ihre Integration weiter vorantreiben - bis hin zu einer Freihandelszone.

15. November 2010: Eurostat teilt mit, dass Griechenland 2009 ein deutlich höheres Haushaltsdefizit anhäufte als bisher angenommen. Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland verbesserten ihre Eigenkapitalausstattung seit 2005 trotz der tiefen Wirtschaftskrise im Jahr 2009 kontinuierlich, stellt die KfW in ihrem Mittelstandspanel fest.

16. November 2010: Die HRE weist für die vergangenen Monate erneut einen hohen Millionenverlust aus. Irische Politiker bestreiten weiter vehement, dass ihr Land in der Schuldenkrise EU-Hilfen benötigen könnte. In Brüssel kommen die Euro-Finanzminister zusammen, um über Hilfen für Irland zu beraten.

17. November 2010: Die EU-Staaten drängen Irland, Hilfsgelder zur Stützung seines Finanzsektors anzunehmen. Irland hatte jedwede Bedürftigkeit weit von sich gewiesen, nun hört sich das schon etwas anders an. Karstadt teilt mit, dass das Warenhaus in der Insolvenz deutlich besser wirtschaftete als gedacht.

18. November 2010: In Amerikas Autometropole Detroit ist die Depression vorbei: GM erfüllt die hohen Erwartungen und legt einen glänzenden Börsenstart hin. Zwar hat Irland noch immer keine europäischen Kredite beantragt, aber es zeichnet sich ab, dass das hoch verschuldete Land Hilfe akzeptieren wird. In Griechenland ist der Haushaltsentwurf für 2011 für viele Bürger ein Schock, der Sparkurs wird noch einmal verschärft.

19. November 2010: Die Europäische Union ist nach den Worten von Bundesfinanzminister Schäuble gut für neuerliche Turbulenzen an den Märkten für Staatsanleihen gerüstet.

20. November 2010: Der deutsche Autohersteller Opel rechnet wegen der laufenden Unternehmenssanierung in diesem Jahr mit hohen Verlusten.

21. November 2010: Als erstes Euro-Mitglied wird das angeschlagene Irland nun doch unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds schlüpfen.

22. November 2010: Die Entscheidung Irlands, EU-Finanzhilfen zu beantragen, sorgt für eine Regierungskrise in Dublin: Der kleine Koalitionspartner, die Grünen, fordert Neuwahlen schon im Januar.

23. November 2010: Der IWF lobt Griechenland für seine Sparanstrengungen; im Land gibt es erneut Streiks. Der GfK-Konsumklimaindex erreicht den höchsten Wert seit Ende 2007. Andrew Jennings soll den Karstadt-Konzern endgültig aus der Krise führen.

24. November 2010: Mit einem Generalstreik gegen die Sparpläne der Regierung legen die Gewerkschaften das öffentliche Leben in Portugal lahm. In Irland präsentiert die Regierung ihre Sparpläne. Die sehen massive Kürzungen im Sozialbereich und im öffentlichen Dienst vor, außerdem werden Steuern erhöht - allerdings nicht die umstritten niedrige Körperschaftssteuer.

25. November 2010: Die EU lobt den irischen Sparplan. Er sei eine gute Grundlage für die Verhandlungen über Hilfen durch den Euro-Rettungsschirm. Die Bundesbank beziffert das Irland-Risiko deutscher Banken auf 25 Milliarden Euro und sieht die Institute in ihrem Finanzstabilitätsbericht in robusterer Verfassung als noch vor einem Jahr.

26. November 2010: Das portugiesische Parlament verabschiedet endgültig den umstrittenen Sparhaushalt für 2011. Die Rating-Agentur Standard & Poor's stuft vier irische Banken herunter.

27. November 2010: In Irland protestieren Zehntausende gegen die Sparpläne der Regierung. Wirtschaftsminister Brüderle gibt sich zuversichtlich, dass keine weitere Staaten unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen müssen.

28. November 2010: Die Finanzminister der Euro-Länder geben grünes Licht für das 85-Milliarden-Hilfsprogramm für Irland. Gleichzeitig beschließen sie: Privatgläubiger sollen zwar ab 2013 für Rettungsaktionen herangezogen werden können - müssen das aber nicht.

29. November 2010: Laut Creditreform ist die Zahl der Firmenpleiten 2010 leicht, die Zahl der davon betroffenen Arbeitsplätze deutlich gesunken. Die Zahl der Privatinsolvenzen steigt dagegen auf einen neuen Rekordwert. Griechenland muss seine Milliardenkredite erst später zurückzahlen - dafür aber höhere Zinsen akzeptieren. Die EU-Kommission hebt ihre Wachstumsprognosen an - für Deutschland, die Euro-Zone und die gesamte EU.

30. November 2010: In Portugal, das immer wieder als weiterer möglicher Kandidat für EU-Hilfen genannt wird, schlägt die Zentralbank Alarm. Sollte die Regierung keine Maßnahmen zur "glaubwürdigen und nachhaltigen Konsolidierung der Staatsfinanzen" ergreifen, werde das Risiko für die Banken untragbar, warnen die Manager der Notenbank in Lissabon. In Deutschland sinken im November die Arbeitslosenzahlen weiter.