August 2009 Hoffen auf das Ende der Krise

Stand: 31.08.2009 12:37 Uhr

Nach dem monatelangen Konjunktureinbruch mehren sich die Anzeichen für ein Ende der wirtschaftlichen Talfahrt in Deutschland. Für das zweite Quartal wird ein minimales Wachstum gegenüber dem ersten Quartal gemeldet. Doch in einigen Branchen dominieren weiter schlechte Nachrichten.

01. August 2009: Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle sagt Ostdeutschland einen weitaus stärkeren Wirtschaftseinbruch voraus als bislang angenommen. Allein die Industrie müsse 2009 mit einem Minus von 15 Prozent rechnen.

03. August 2009: Der deutsche Einzelhandel meldet für das erste Halbjahr einen Umsatzrückgang um 2,1 Prozent.

04. August 2009: Die Abwrackprämie verhilft den Autokonzernen in Deutschland erneut zu hohen Verkaufszahlen. Mit 340.000 Pkw-Neuzulassungen im Juli wird der Vorjahreswert um fast 30 Prozent übertroffen.

05. August 2009: Die Deutsche Bank bestätigt Interesse an einem Einstieg bei der Privatbank Sal. Oppenheim, die infolge der Finanzkrise 2008 zum ersten Mal in die Verlustzone gerutscht war.

06. August 2009: Das Wirtschaftsministerium beabsichtigt von Insolvenz bedrohte Banken künftig per Verordnung unter staatliche Zwangsverwaltung stellen. Die staatlich gestützte Commerzbank reduziert im zweiten Quartal ihre Verluste und zahlt erste Staatshilfen zurück. Ein Schadensersatzprozess gegen die Hypo Real Estate wird auf 2010 vertagt. Einige Landesbanken zahlen trotz Staatshilfe und Finanzkrise weiterhin hohe Gehälter.

07. August 2009: Der deutsche Außenhandel legt im Vergleich zum Vormonat um 7,0 Prozent zu. Der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae braucht erneut 10,7 Milliarden Dollar Staatshilfe. Die Hypo Real Estate meldet für das erste Halbjahr einen neuen Milliardenverlust. Dank guter Arbeitsmarktdaten schließt der Dow Jones auf einem neuen Jahreshoch.

08. August 2009: Der angeschlagene US-Immobilienfinanzierer Freddie Mac erzielt wieder einen Gewinn. Heidelberger Druck erhält dank Staatsbürgschaften neue Kredite und hat damit seine Finanzierung bis 2011 gesichert.

10. August 2009: Manager der WestLB sollen wegen fragwürdiger Bonuspraktiken vor Gericht gestellt werden. Das Modeunternehmen Escada steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit und hofft auf ein Entgegenkommen seiner Gläubiger. Bahnchef Grube erklärt, dass der Börsengang seines Unternehmens aufgrund der Finanzkrise vorerst kein Thema mehr ist.

11. August 2009: Die Verbraucherpreise sinken in Deutschland im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat so stark wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.

12. August 2009: Historischer Einbruch bei den Flugpassagierzahlen: Im ersten Halbjahr sind 3,6 Millionen Menschen weniger von deutschen Flughäfen geflogen als in der ersten Hälfte des Vorjahres. Die angeschlagene HSH Nordbank will mehr als jedem zehnten Mitarbeiter eine Prämie für das Bleiben zahlen - Politiker reagierten entsetzt. Der insolvente Arcandor-Konzern gibt die Suche nach einem Investor für das gesamte Unternehmen auf.

13. August 2009: Der rasante Absturz der deutschen Wirtschaft ist gestoppt: Im Frühjahr ist sie erstmals seit Anfang 2008 wieder gewachsen. Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone sank im zweiten Quartal nur noch leicht. Doch das bedeutet das nicht, dass sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt. Das strauchelnde Modeunternehmne Escada meldet Insolvenz angemeldet. Auch Opel-Interessent Magna einigte sich mit der früheren Mutter GM auf einen unterschriftsreifen Vertrag. Nun muss der GM-Verwaltungsrat entscheiden, ob Magna oder RHJI den Zuschlag erhält. Beim Versandunternehmen Primondo mit seinem Flaggschiff Quelle sollen bis Januar 2010 rund 3700 der 10.500 Stellen gestrichen werden, so der Plan des vorläufigen Insolvenzverwalters.

14. August 2009: Auch wenn die Statistiker im zweiten Quartal erstmals wieder ein kleines Wirtschaftswachstum verzeichneten, dämpft die Bundesregierung Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Wirtschaftskrise. Die deutsche Industrie vermeldet den stärksten Stellenabbau seit 2002: Im Juni beschäftigten die Betriebe fast 155.000 Menschen weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschlands größtem Hafen Hamburg brach der Containerumschlag im ersten Halbjahr um fast 30 Prozent ein. Neue Regeln der Bankenaufsicht BaFin sehen vor, dass Banken in Deutschland die Boni ihrer Mitarbeiter künftig nicht mehr an kurzfristigen hohen Renditen orientieren dürfen. Diese aggressiven Vergütungssysteme hätten zur Krise beigetragen, begründete die BaFin.

15. August 2009: Weiteres Opfer der Finanzkrise wird die Colonial Bank mit Sitz in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama - es ist die bislang größte Bankenpleite des Jahres.

16. August 2009: Der vorläufige Insolvenzverwalter bei Arcandor, Görg, geht mit dem früheren Management unter Middelhoff hart ins Gericht und wirft ihm schwere Fehler vor. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Weber, befürchtet weitere Probleme bei deutschen Kreditinstituten.

17. August 2009: Die deutschen Hotels und Gaststätten verzeichnen im ersten Halbjahr in Folge der Wirtschaftskrise einen deutlichen Umsatzeinbruch. Eine Bilanz des Statistischen Bundesamts der ersten fünf Monate dieses Jahres blegt: Die Abwrackprämie bescherte zwar dem Autohandel höhere Umsätze, nicht aber den deutschen Autoherstellern und Zulieferern. Schlechter lief es auch bei Werkstätten und Gebrauchtwagenhändlern. Nach Deutschland und Frankreich verzeichnet jetzt auch Japan erstmals wieder ein kleines Plus beim Wirtschaftswachstum. Die insolventen Wadan-Werften bekommen eine neue Chance: Der Gläubigerausschuss stimmte dem Verkauf an den russischen Investor Jussufow zu.

18. August 2009: Die deutschen Exporteure müssen laut einer Prognose des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in diesem Jahr einen Umsatzeinbruch um 17 Prozent verkraften. Den Titel des Expotweltmeisters könnte China erobern. Die Aussichten erscheinen aber etwas besser: Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im August deutlich. In China halten sich ausländische Investoren trotz besserer Wirtschaftszahlen weiter mit Investitionen zurück. Schaeffler kann aufatmen: Der hoch verschuldete Zulieferer einigt sich mit den Banken und sichert seine Finanzierung vorerst für die kommenden Jahre. Im HRE-Untersuchungsausschuss schildert der frühere Verbandspräsident der Privatbanken, Müller, dass die Privatbanken vom Ausmaß der Krise bei dem Immobilienfinanzierer gänzlich überrascht worden seien.

19. August 2009: Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im Juli so stark gesunken wie nie zuvor. Vor dem HRE-Untersuchungsausschuss weist Finanzstaatssekretär Asmussen den Vorwurf schwerer Versäumnisse bei der Rettung der Bank zurück. Ähnlich äußert sich Kanzler-Berater Weidmann vor dem Untersuchungsausschuss: Die Rettung habe den Steuerzahler nichts gekostet. Bei der HSH Nordbank stemmt sich der Betriebsrat gegen die vom Vorstand geplanten Halteprämien für Mitarbeiter. Nun muss eine Schiedsstelle entscheiden.

20. August 2009:Finanzminister Steinbrück verteidigt wie schon andere Vertreter des Bundes vor ihm vor dem Untersuchungsausschuss das Krisenmanagement der Regierung bei der Rettung der HRE. Die Wirtschaftskrise hat die Deutsche Bahn in der ersten Jahreshälfte getroffen: Ihr Gewinn schrumpfte um rund 40 Prozent.

21. August 2009: In den USA verkündet die Regierung das Ende der Abwrackprämie - nach großem Erfolg. GM will sich in einer Sitzung seines Verwaltungsrats voraussichtlich festlegen, wer den Zuschlag im Bieter-Streit um Opel erhält.

24. August 2009: Die mit staatlichen Milliardenhilfen gestützte Mittelstandsbank IKB macht wieder Gewinne. Der US-Verlag Reader's Digest meldet Insolvenz an. Die Bundesregierung dementiert Berichte, nach denen einen Nachfolgeregelung für die Abwrackprämie geplant ist. Experten warnen davor, dass es nach der ersten Erholung zu einem erneuten Konjunktureinbruch kommen könnte.

25. August 2009: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal durch verstärkten Konsum und vermehrte Bautätigkeit um 0,3 Prozent gewachsen. Laut Medien erwägt General Motors, sich doch nicht von Opel zu trennen. Ein Spitzengespräch von GM und der deutschen Regierung bleibt ohne Ergebnis. der Vor allem durch die Mehrausgaben durch die Finanzkrise stieg das deutsche Staatsdefizit im ersten Halbjahr 2009 auf 17,3 Milliarden Euro. US-Präsident Obama nominiert Notenbankchef Bernanke für eine zweite Amtszeit, damit dieser seine Politik gegen die Krise fortsetzen kann.

26. August 2009: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im August laut Ifo-Index erneut verbessert. Die SPD-Minister Zypries und Steinbrück legen nach Wirtschaftsminister zu Guttenberg einen eigenen Gesetzentwurf zur zwangsweisen Sanierung maroder Großbanken vor. Steinbrück sieht bei dem Immobilienfinanzierer HRE dem Bedarf für weitere Staatshilfen in Milliardenhöhe. Die Importpreise fallen so stark wie seit 1987 nicht mehr. Der weltgrößte Autobauer Toyota baut wegen der Absatzkrise Kapazitäten ab.

27. August 2009: Mehrere Experten korrigieren ihre Wachstumsprognosen für Deutschland nach oben. Der GfK-Konsumklimaindex steigt zum fünften Mal in Folge.

28. August 2009: Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger sagt den Verlust von bis zu 90.000 Jobs in der deutschen Automobilindustrie voraus. Toyota muss zum ersten Mal in der Konzerngeschichte ein Werk schließen. Betroffen ist ein Gemeinschaftswerk mit GM in Kalifornien. Bundeskanzlerin Merkel warnt bei einem Treffen mit Gewerkschaftsspitzen vor den Annahme, die Krise sei bereits vorbei. Sie lobt die Rolle der Gewerkschaften bei der Krisenbewältigung.

29. August 2009: Die Bundesregierung plant neue Maßnahmen, um eine drohende Kreditklemme zu verhindern - Kernpunkt sind Milliardenbürgschaften für Warenkreditversicherungen.

31. August 2009: Infolge der Rezession bricht der Gütertransport auf der Schiene im ersten Halbjahr um 22,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein.