Großbritanniens Wirtschaft stagniert Camerons Schulden- und Konjunkturproblem

Stand: 25.01.2013 14:31 Uhr

Während der britische Premier Cameron von der EU Reformen fordert und den Euro ablehnt, gerät seine Sparpolitik zu Hause unter Druck. Die britische Wirtschaft ist weiter geschrumpft. Sogar Vizepremier Clegg kritisiert zu scharfe Kürzungen der Regierung. Dabei wächst auch der Schuldenberg bedrohlich.

David Camerons EU-Kritik wirkt ein wenig, als sei die europäische Finanzmisere ein Europroblem, dass die britische Insel nicht erreicht. Doch gerade jetzt legte die staatliche Statistikbehörde ONS Zahlen vor, die das Gegenteil belegen: Die britische Wirtschaft ist im letzten Quartal von 2012 um 0,3 Prozent geschrumpft - stärker als Experten vorhergesagt hatten. Das Finanzministerium sprach von einer "sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation".

Wirtschaft auf dem Stand von 2006

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr ein Nullwachstum. Das Bruttoinlandsprodukt dümpelt damit auf dem Stand von 2006. Wirtschatftsexperten rechnen auch für die kommenden Monate mit keiner Besserung. Kritiker führen dies auch auf die Kürzungspolitik der Regierung zurück, welche die Wirtschaft abzuwürgen drohe. Dieser Kritik hat sich jetzt sogar Camerons Vize Nick Clegg angeschlossen. Die Sparmaßnahmen seien wohl "zu schnell und zu tief" erfolgt, sagte er. Das deutet auf Uneinigkeit innerhalb der konservativ-liberaldemokratischen Koalition hin.

Angst vor schlechterem Rating

Dabei sitzt die Regierung in einer Zwickmühle, die Regierungen auf dem Kontinent nicht unbekannt ist: Einerseits braucht die Wirtschaft dringend Wachstumsimpulse, andererseits drückt der Schuldenberg. In Großbritannien beträgt die Staatsverschuldung laut Internationalem Währungsfonds (IWF) mehr als 88 Prozent (gemessen am Bruttoinlandsprodukt eines Jahres). Das ist der Wert Spaniens vor einem Jahr (inzwischen ca. 93 Prozent). Schon haben Ratingagenturen mit dem Verlust der Bestnote AAA gedroht.

Das Pfund verliert an Wert

Die Regierung versucht gegen die Stagnation Wachstumsanreize zu bieten - etwa durch erleichterte Kreditvergaben für Häuslebauer. Die britische Zentralbank fährt einen Kurs von niedrigen Zinsen und Anleiheankäufen, versucht also, die Geldmenge im Umlauf zu erhöhen. Doch die Erfolge bleiben bislang aus. Das britische Pfund - an dem Cameron gegenüber dem Euro auf jeden Fall festhalten will - fiel auf den niedrigsten Wert seit einem Jahr. Der Opposition fällt so die Kritik leicht. Cameron und sein Finanzminister Osborne seien wohl "am Steuer eingeschlafen", sagte ein Finanzexperte der Labourpartei.