Börse verstehen Die Börse ist besser als ihr Ruf

Stand: 12.05.2010 16:00 Uhr

Ist die Börse nichts anderes als ein Riesen-Spielkasino? Spekulanten und Betrüger tragen dazu bei, diesen schlechten Ruf zu pflegen. Dabei gebührt der Börse hohes Ansehen. Sie ist wichtig für Unternehmen, für den kleinen Mann und sogar für die ganze Gesellschaft.

Von von Bettina Seidl, boerse.ARD.de

Zocker gibt es überall, auch an der Börse. Menschen, die das schnelle Geld wollen, statt auf den langfristigen Erfolg eines Unternehmens zu setzen. Ebenso tummeln sich an der Börse - wie in jedem anderen Geschäftsbereich - Betrüger. Mancher unvorsichtige Anleger vertraut ihren schönen Worten und folgt den dubiosen Aktientipps, die haushohe Gewinne in kürzester Zeit versprechen.

Immer wieder sind Menschen auf solche Gauner hereingefallen. Immer wieder haben sich Menschen an der Börse verspekuliert, sie verloren viel Geld, manchmal ihren kompletten Einsatz, mancher ruinierte sich vollkommen und verschuldete sich haushoch. Einzelne Zocker brachten sogar ganze Volkswirtschaften in Gefahr. Kein Wunder, dass so viele Leute vor Aktien zurückschrecken.

Aktien für die breite Masse

Dabei erfüllt die Börse wichtige Funktionen in der Gesellschaft. Dazu gehört, dass die breite Masse der Bevölkerung am Wirtschaftswachstum teilhaben kann. Weil Aktien auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich sind, kann auch Otto-Normal-Anleger bei Unternehmen einsteigen.

Einige Unternehmen fördern dies, indem sie ihre Mitarbeiter zum Teil in Aktien bezahlen. So werden Arbeitnehmer zum Miteigentümer an der Firma, für die sie arbeiten - sozusagen Sozialismus light.

Die Börse als Wirtschaftstreiber und Vermittler

Die Börse ist außerdem gut für die gesamte Volkswirtschaft. Firmen können sich am Kapitalmarkt vergleichsweise einfach und günstig finanzieren, sie können sich hohe Kapitalbeträge beschaffen, die sie dann wieder investieren. Damit fördert die Börse das Wirtschaftswachstum und wirkt auf die gesamte konjunkturelle Lage. Auch der Staat zapft diese Geldquelle für seine Investitionen an. Er gibt Staats-Anleihen heraus.

Wertpapierbörsen sind außerdem eine "Vermittlungsstelle". Sie bringen den Unternehmer mit einer Vielzahl von Investoren und Kleinstanlegern zusammen. Ohne diesen Vermittler würden sich Kapitalgeber und Kapitalnehmer nur schwer finden. Auch Aktionäre, die ihre Aktien wieder verkaufen wollen, hätten es ohne die Börse schwer. Sie müssten direkt zusammenkommen. Das gäbe ein heilloses Durcheinander und wäre im täglichen Umgang recht unpraktisch.

Die Börse sorgt also für Ordnung und Transparenz. Sie stellt den Markt auf eine breitere Basis, so dass der Wert der Aktie durch eine größere Anzahl von Menschen bestimmt wird. Sie gewährt Anlegern dadurch eine gewisse Sicherheit. Die Börse bietet durch ihre Regularien außerdem einen geschützten Raum. Anleger könnten ihre Kauf- und Verkaufsaufträge auch irgendeinem privaten Vermittler übergeben, was allerdings eine Vertrauensfrage ist. Bei der Börse wird darauf geachtet, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Dafür sorgen viele Augen. Mehr dazu: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.