Frankfurter Innenstadt

Finanzstabilitätsrat Klimastresstests müssen besser werden

Stand: 15.11.2022 16:41 Uhr

Bisher verstünden Aufsichtsbehörden nur unvollständig, wie der Klimawandel das Finanzsystem gefährde, mahnt der Finanzstabilitätsrat (FSB). Die Klima-Stresstests müssten deutlich besser werden.

Wie stark ist das Finanzsystem durch den rasanten Klimawandel gefährdet? Dieser Frage gehen weltweit verschiedene Klima-Stresstests der jeweiligen Banken-Aufsichtsbehörden nach.

Nach Einschätzung der globalen Stabilitätswächter müssen diese Tests noch deutlich verbessert werden. Die darin verwendeten Maße unterschätzten wahrscheinlich das Engagement und die klimabezogenen Verwundbarkeiten, teilte der Finanzstabilitätsrat (FSB) heute mit. Zu denken ist hier etwa an die finanziellen Folgen extremer Wetterereignisse oder massenhafte klimabedingte Insolvenzen von Kreditnehmern.

Indirekte Folgen nicht ausreichend erfasst

Zudem erfassten viele Tests die weitergehenden, indirekten Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft nicht ausreichend, so der FSB. Dies gelte auch für potenziell große Risikoquellen wie plötzliche klimabezogene Kursabstürze an den Börsen.

Der FSB koordiniert die Ausarbeitung internationaler Standards und Finanzregeln innerhalb der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20). Der Bericht wurde zusammen mit dem "Network for Greening the Financial System" (NGFS) erstellt, einem internationalen Zusammenschluss von Notenbanken und Aufsichtsbehörden. Er lag den Staats- und Regierungschefs der G20 bei ihrem Treffen in Bali vor.

"Verständnis von Verwundbarkeiten erhöhen"

Der Bericht unterstreiche, wie wichtig es sei, daran zu arbeiten, das Verständnis der Verwundbarkeiten des Finanzsystems im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu erhöhen, erklärte der niederländische Notenbankchef und FSB-Vorsitzende Klaas Knot. Die möglichen Folgen klimabezogener Schocks für Banken müssten besser erfasst werden. Künftig müsste auch das Verständnis dafür besser werden, wie direkte und indirekte Folgen des Klimawandels in verschiedenen Szenarien die Finanzstabilität gefährden könnten.

Im Juli hatte die EZB die Ergebnisse ihres ersten großen Klimastresstests der Banken im Euroraum vorgelegt. Die Zentralbank kam zu dem Schluss, dass sich die Geldhäuser noch viel stärker auf die finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten müssten. Die Ergebnisse fließen in die jährliche Bankenprüfung (SREP) der Notenbank ein, haben aber keine direkten Auswirkungen auf die Kapitalvorgaben für die Institute.