Autoindustrie hofft wieder Krise? Welche Krise?

Stand: 25.01.2009 15:41 Uhr

Erstaunliche Wendung: Gerade erst kündigten zahlreiche Autobauer Kurzarbeit aufgrund massiver Absatzprobleme an, nun berichten sie von vollen Verkaufsräumen. Der Grund: die Abwrackprämie. Verbandschef Wissmann kündigt an, die Prognosen für 2009 zu korrigieren - nach oben.

Das Hilfspaket der Bundesregierung für die Autoindustrie weckt neue Hoffnung in der krisengeschüttelten Branche. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) erhöht nach den Ankündigungen der Großen Koalition seine Absatzerwartungen für das laufende Jahr. "Wenn die Regierung jetzt alles das, was sie auf den Weg gebracht hat, gesetzgeberisch auch durchsetzt, haben wir die Chance, die Drei-Millionen-Grenze zu knacken", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann dem "Tagesspiegel".

Bislang war der Verband von einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen auf 2,9 Millionen Pkw ausgegangen. 2008 waren die Neuzulassungen bereits um zwei Prozent auf 3,09 Millionen gesunken. Die Große Koalition biete mit ihrem Konzept die richtige Mischung gegen die Rezession an, lobte der ehemalige CDU-Politiker Wissmann.

Die Veränderung beim Kurzarbeitergeld, die Senkung des Krankenversicherungsbeitrags, die Förderung alternativer Antriebe, die Abwrackprämie für Altautos sowie die Neuordnung der Kfz-Steuer könnten helfen, "damit eine für Deutschland lebenswichtige Industrie nicht in die Knie geht". Viele hätten mit dem Autokauf gewartet. "Jetzt sind die Rahmenbedingungen klar. Was ich derzeit aus den Autohäusern fast aller Marken höre, zeigt ein massives Interesse", sagte Wissmann.

"Die Interessenten kommen in Scharen"

Auch nach Angaben der Hersteller erfreut sich die 2500-Euro-Prämie für die Verschrottung eines mindestens neun Jahre alten Autos bei den Autokäufern großer Beliebtheit. "Bei unseren Händlern ist jede Menge los. Die Interessenten kommen in Scharen", wird Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes in der "Automobilwoche" zitiert. Audi-Vorstandschef Rupert Stadler betonte dem Bericht zufolge, dass der positive psychologische Effekt für die gesamte Industrie nicht zu unterschätzen sei. Audi und Ford hatten erst vor wenigen Tagen Kurzarbeit für ihre Werke angekündigt.

Opel-Chef Hans Demant hob die Bedeutung der Abwrackprämie für den Handel hervor: "Die Händler müssen keinen Gebrauchtwagen in Zahlung nehmen". Der hohe Gebrauchtwagenbestand sei ein Grund für viele Händler-Insolvenzen.

Anders als der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) befürchtet der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, durch die Prämie einen erheblichen Schaden für die deutsche Autoindustrie. Mit der Abwrackprämie würden bislang als langlebig geltende Qualitätsautos aus Deutschland zu Wegwerfware erklärt. Dies sei verheerend für den Ruf der deutschen Autobauer.