Ein Fahrradfahrer fährt über die gesperrte Autobahn A1 nahe Blessem in Erftstadt.

"Notwendigkeit des Sparens" Audi-Chef für autofreie Tage und Tempolimit

Stand: 26.10.2022 12:28 Uhr

In einem Interview zeigt sich Audi-Chef Markus Duesmann offen für autofreie Tage und ein Tempolimit auf deutschen Straßen. Und er sieht erste Zeichen für einen Rückgang der Bestellungen in Europa.

Im November 1973 ordnete die Bundesregierung den ersten von insgesamt vier autofreien Sonntagen an. Hintergrund waren die hohen Energiepreise im Zuge der weltweiten Ölkrise. Auch ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen wurde verordnet. Beinahe 50 Jahre später zeigt sich ausgerechnet der Chef des Ingolstädter Automobilkonzerns Audi, Markus Duesmann, im aktuellen Umfeld offen für solche Maßnahmen.

"Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Auch ein Tempolimit könne ein hilfreiches Symbol sein.

Duesmann sehe schon auf der Autobahn, dass den Leuten das Geld knapp werde. Im Land des unbegrenzten Rasens fahren nun viele rechts mit 100 Kilometern pro Stunde. "Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert." Geld "als einziger Regler" reiche für die aktuelle außergewöhnliche Situation nicht aus.

Sollte es autofreie Tage geben, würde Duesmann sie auch privat nutzen, sagte er: "Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren."

Erste Zeichen für Bestellrückgang in Europa

Die hohen Energiepreise und eine drohende Rezession wirken sich indes auch auf den Absatz des Automobilkonzern aus. Der zum Volkswagen-Konzern gehörende Autohersteller Audi sieht danach "erste Zeichen" für einen Rückgang der Bestellungen in Europa. "Im Moment kommen wir ja nicht mit der Produktion hinterher, aber wie sieht es in einem Jahr aus?"

Vorstandschef Duesmann sagte, noch müsse Audi seine Prognosen nicht senken. "Aber da kommt was auf uns zu, wir können nichts ausschließen." Auch im Führungskreis werde das so diskutiert. "Ich neige nicht zur Sorge. Aber die aktuelle Situation beschäftigt mich schon."

Geschäftsjahr 2022 schlechter als 2021

Zuletzt vermeldete der europäische Herstellerverband ACEA für den September den zweiten Monat in Folge einen Anstieg der Fahrzeug-Neuzulassungen in Europa im Vergleich zum Vorjahr, in dem der Automarkt mit massiven Lieferkettenproblemen und Chip-Knappheit konfrontiert wurde. Die leichte Erholung ist aber nach Angaben des Herstellerverbands nicht von Dauer. ACEA rechnet damit, dass das noch laufende Geschäftsjahr 2022 noch schlechter ausfallen werde als 2021.

Zuwächse gab es dagegen vor allem im Bereich der Elektroautos. In Deutschland waren laut ACEA im laufenden Jahr 45 Prozent aller Neuzulassungen mit alternativen Antrieben ausgestattet.

Ab 2033 will Audi wie bereits angekündigt, nur noch in China Verbrenner bauen, sonst nur Elektroautos - auch wenn der Strompreis in Deutschland und in Europa gestiegen sei, "aber wir werden unsere Strategie deshalb nicht anpassen", so der Audi-Chef in der "Süddeutschen Zeitung".

Formel-1-Einstieg von Audi bei Sauber

Zur stärkeren Ausrichtung auf den Markt für Elektroautos passt auch die Meldung von heute, dass Audi mit dem schweizerischen Rennstall Sauber in die Formel 1 einsteigt. Der Motorsport-Verband FIA plant ein neues Reglement, das auf stärkere Elektrifizierung und nachhaltige Kraftstoffe setzt - für Audi ein Argument für den Einstieg. Die Volkswagen-Tochtergesellschaft will im Zuge dessen auch eine Beteiligung an dem Partner übernehmen. Den Einstieg in die Formel 1 im Jahr 2026 hatte Audi bereits angekündigt, unklar war bislang jedoch bei welchem Rennstall das Unternehmen einsteigt.

Sauber ist zurzeit unter dem Namen Alfa Romeo in der Formel 1 unterwegs. Der italienische Motoren-Lieferant hat aber seinen Ausstieg für Ende 2023 angekündigt. Unter den zehn Formel-1-Teams liegt Alfa Romeo in der zu Ende gehenden Saison aktuell auf Platz sechs.

Erste Testfahrten 2025

Wie hoch der Audi-Anteil ausfallen wird, ließ ein Sprecher heute aber noch offen. Zuletzt war von einer Mehrheitsbeteiligung die Rede. Laut Branchenkreisen dürfte der Einstieg in die Formel 1 rund eine Milliarde Euro kosten. Audi steuert den Elektro- und den Verbrennungsmotor, die Batterie und die Steuerungselektronik bei. Mehr als 120 Mitarbeiter seien in Neuburg an der Donau bereits mit der Entwicklung beschäftigt, erklärte der Autohersteller. Erste Testfahrten sind für 2025 geplant.

Auch die Schwestergesellschaft Porsche hatte mit einem Formel-1-Engagement geliebäugelt. Die Verhandlungen mit dem Red-Bull-Rennstall des kürzlich verstorbenen Unternehmers Dietrich Mateschitz waren jedoch geplatzt. Laut FIA spricht der Stuttgarter Sportwagenbauer aber weiterhin mit Rennställen. Medienberichten zufolge könnte Porsche stattdessen bei Williams einsteigen.