Arbeitslosenzahl im August nur leicht gestiegen Optimismus trotz erwarteter Entlassungswelle

Stand: 01.09.2009 12:32 Uhr

Im August hat sich die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Juli um 9000 auf 3,472 Millionen erhöht. Die Lage entwickelt sich damit dank der Kurzarbeit besser als bisher prognostiziert. Die Bundesagentur für Arbeit erwartet erst 2010 den Sprung über die Vier-Millionen-Marke.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im August weiter gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte offiziell 3,472 Millionen Erwerbslose. Dies waren 9000 mehr als im Juli und 276.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich gegenüber Juli um 0,1 Punkte auf 8,3 Prozent.

Kurzarbeit stabilisiert Arbeitsmarkt

In den vergangenen Jahren war im August in der Regel ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnet worden. Für den Anstieg in diesem Jahr macht die Bundesagentur für Arbeit die Wirtschaftskrise verantwortlich. Deren Auswirkungen hätten sich auch im August auf dem Arbeitsmarkt gezeigt, erklärte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Insgesamt seien die Auswirkungen des Abschwungs bisher aber moderat.

Noch immer stabilisiere Kurzarbeit den Arbeitsmarkt, betonte BA-Vorstand Raimund Becker. "Seit Beginn der Krise im Oktober bis Ende August haben 125.000 Betriebe für 3,3 bis 3,4 Millionen Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet", sagte er. Im Juni arbeiteten laut seinen Angaben 1,43 Millionen Menschen in rund 50.000 Betrieben tatsächlich weniger als üblich und erhielten Kurzarbeitergeld. Die auf diese Weise weggefallene Arbeitszeit entspreche 500.000 Vollzeitstellen. Für den Herbst erwartet die Bundesagentur für Arbeit nach dem saisonbedingten Rückgang der Sommermonate wieder einen Anstieg der Kurzarbeiterzahl.

BA-Chef Frank-Jürgen Weise

BA-Chef Weise erwartet erst für 2010 einen Anstieg auf vier Millionen Arbeitslose.

Erst 2010 Anstieg auf vier Millionen Arbeitslose

Die Arbeitslosenzahl wird demnach im Herbst ebenfalls steigen. "Es wird Entlassungen geben", sagte BA-Chef Weise. "Es wird aber unter dem liegen, was wir alle zu Beginn des Jahres erwartet haben." Im Jahresdurchschnitt 2009 werde die Arbeitslosigkeit eher unter dem prognostizierten Wert von 3,7 Millionen liegen. Die Marke von vier Millionen werde voraussichtlich erst 2010 überschritten. Die ursprünglich für das kommende Jahr befürchtete Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen werde 2010 vermutlich nicht erreicht. Die höchste Arbeitslosigkeit befürchtet Weise für den Januar 2011.

Auch Bundesarbeitsminister Olaf Scholz geht davon aus, dass die Arbeitslosenzahl in diesem Jahr nicht mehr über vier Millionen steigt. "Ich bin sicher, dass wir durch einen weiteren Ausbau der Kurzarbeit wesentlich bessere Zahlen haben werden, als bisher zu lesen war", sagte er. Die Aussichten blieben aber schwierig. Die Krise sei noch nicht vorbei.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete den geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit im August als Erfolg. Vor Monaten sei noch mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet worden. "Deshalb sind es für den heutigen Tag sehr gute Nachrichten", sagte sie im Bayerischen Rundfunk. Die Entwicklung zeige, dass die konjunkturstützenden Programme der Bundesregierung wirkten.

Die Linkspartei warf der Regierung dagegen vor, sie habe mit ihren Maßnahmen zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes nur vor Augen gehabt, "den unausweichlichen Einbruch am Arbeitsmarkt auf die Zeit nach der Bundestagswahl zu verschieben". Die Grünen sprachen von "Arbeitsmarkt-Propaganda". "In Wahrheit fehlen über fünf Millionen Jobs", sagte die Grünen-Arbeitsmarktpolitikerin Brigitte Pothmer unter Hinweis auf die BA-Zahlen zur Kurzarbeit und zur sogenannten Unterbeschäftigung.

BA rechnet mit hohem Defizit

Die Bundesagentur für Arbeit machte darauf aufmerksam, dass die steigende Arbeitslosigkeit und die hohen Kurzabeiterzahlen zu einem massiven Defizit der Behörde führen. "Wir werden dieses Jahr unsere Rücklagen aufgebraucht haben", berichtete Weise. Die Einnahmen seien bisher um 230 Millionen Euro unter den Planungen geblieben. Dagegen habe die BA bereits 700 Millionen Euro zusätzlich ausgeben müssen. Für das laufende Jahr wird mit einem Defizit von 5,95 Milliarden Euro gerechnet. 2010 werde mit das BA-Defizit auf 17 bis 20 Milliarden Euro steigen. Die Politik sei nun gefordert, Wege aufzuzeigen, wie dieses Minus ausgeglichen werden könne, erklärte Weise.