Apple-Chef Tim Cook.

Abkehr vom Hersteller Intel Apple baut eigene Chips ein

Stand: 11.11.2020 10:52 Uhr

Apple setzt in Zukunft noch stärker auf eigene Chips als bisher. Das wird dem Zulieferer und nun auch Konkurrenten Intel gar nicht schmecken.

Der iPhone-Konzern hat die ersten drei Modelle mit Chips aus eigener Entwicklung statt mit Intel-Prozessoren vorgestellt. Der neue M1 genannte Halbleiter, der eine bis zu zweimal längere Batterielaufzeit garantieren soll, besiegelt die Abkehr vom Chip-Partner Intel, der die Macs fast 15 Jahre ausgestattet hat. Den Schritt hatte Apple im Juni angekündigt. Für die Macs ist das der dritte Wechsel der Chip-Plattform nach dem Übergang von Motorola zu IBMs PowerPC Anfang der 1990er Jahre und zu Intel im Jahr 2005.

Vorbild iPhone

Mit dem Umstieg kann der Konzern zudem erstmals seine Macs auf derselben Software-Plattform wie seine iPhones und iPads betreiben. Der hauseigene Chip mit der Bezeichnung M1 verbindet in einem System unter anderem einen Hauptprozessor mit acht Kernen und den Grafikchip.

Die M1-Chips basieren auf der Architektur des zum japanischen Softbank-Konzern gehörenden Chipdesigners ARM, mit der auch die iPhones und iPads laufen. Damit können die Entwickler auch iPhone-Apps auf die Macs bringen. Apps sollen laut Apples Software-Chef Craig Federighi dadurch viel schneller als bisher starten und auch anspruchsvolle Programme flüssiger laufen. Wie beim iPhone soll ein spezieller Bereich zum Beispiel die Bildbearbeitung mit maschinellem Lernen verbessern.

Durch die Umstellung wird es in Zukunft noch viel mehr Programme beziehungsweise Apps geben, die sowohl auf dem Mac-Betriebssystem OS X als auch auf den Mobil-Betriebssystemen iOS und den Ablegern iPadOS, WatchOS und TVOS laufen. Apple könnte es damit gelingen, seine Kunden noch mehr eigene Produkte zu verkaufen - eben weil es für die Kunden immer bequemer wird.

Ursprünglich auf Intel-Prozessoren zugeschnittene Mac-Programme, die noch nicht für die Apple-Chips angepasst wurden, sollen unterdessen in Echtzeit "übersetzt" werden. Das bedeutet, dass Verbraucher auch alte bereits gekaufte Programme benutzen können. Ob sie dann genauso geschmeidig laufen wie bisher, müssen erst noch Tests zeigen.

Mehr Laufzeit

Apple stattet mit dem M1 unter anderen das Macbook Air aus - das populärste Mac-Modell. Es kommt nun ohne einen Lüfter aus. Dank des sparsameren Chips soll die Batterie 15 Stunden Surfen im Web und 18 Stunden Videowiedergabe ermöglichen.

Außerdem bekommen auch das leistungsstärkere Macbook Pro mit 13-Zoll-Display und der Tischrechner Mac Mini den neuen Apple-Prozessor.

Apple setzt darauf, dass die stärkere technologische Verbindung von iPhone und Mac App-Entwickler animiert, an Anwendungen zu arbeiten, die auf Computern wie auch Smartphones funktionieren. Laut Federighi hat Adobe bereits angekündigt, das wohl bekannteste Bildbearbeitungsprogramm Photoshop Anfang kommenden Jahres für die M1-Geräte herauszubringen.

Zwar ist Apple vor allem für seine iPhones und iPads bekannt, doch auch die Mac-Rechner bringen dem Unternehmen jährlich zig Milliarden Dollar Umsatz ein. In der Corona-Krise, die einen Trend zum Home Office ausgelöst hat, stiegen die Mac-Erlöse im abgelaufenen Quartal auf bis dahin nie erreichte neun Milliarden Dollar. Die Macs hatten damit einen Anteil von 14 Prozent am Gesamtumsatz des Konzerns aus dem kalifornischen Cupertino.

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Alle neuen Modelle mit dem M1-Chip sind äußerlich unverändert. Offenbar will Apple damit im Zuge der doch gewaltigen technologischen Umstellung auch Kontinuität vermitteln. Denn eine Sache wird in Zukunft aller Voraussicht nicht mehr möglich sein. Die parallele Installation des Apple-Betriebssystems Mac OS X und von Microsoft Windows auf einem Mac-Rechner.

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Durch die neue Chipgeneration dürfte Apple deutlich unabhängiger vom Zulieferer Intel werden und vermutlich auch seine sowieso schon stattlichen Gewinnmargen erhöhen können.

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Für Intel keine Katastrophe - zunächst

Für Intel ist die Entwicklung sicherlich nicht erfreulich, aber unmittelbar auch nicht dramatisch. Denn laut Schätzungen von Marktbeobachtern hat Intel bisher mit Apple direkt 1,5 bis 3,0 Milliarden US-Dollar im Jahr umgesetzt. Zum Vergleich: Intels Umsatz der vergangenen vier Quartale lag bei rund 75 Milliarden Dollar.

Größer könnten die Probleme für Intel dann werden, wenn die Mac-Computer künftig ihren Anteil am globalen PC-Markt von derzeit rund sechs Prozent ausbauen würden - eben weil sie nun deutlich attraktiver für die Kundschaft wären. Doch die bisherige Hochpreispolitik von Apple spricht eigentlich dagegen.

Die Börsen jedenfalls scheint bisher nicht an eine tektonische Verschiebung bei den Marktanteilen zu glauben. Die Apple-Aktie legte direkt nach der Vorstellung der neuen Macs 0,3 Prozent zu, Intel-Papiere büßten 0,35 Prozent ein.

ME/dpa/rtr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. November 2020 um 17:25 Uhr.